Claudia Renk

Viel Applaus und überwiegend positive Stimmen gab es am Mittwochabend nach der Premiere der Domfestspiele „Säulen der Hoffnung“ in St. Blasien zu hören. Beeindruckt zeigen sich die Besucher des Abends außer von der Leistung des rund 250-köpfigen Ensembles auch von der modernen Lichttechnik. Diese brachte nicht nur das Feuer des Klosterbrandes 1768, sondern auch den düsteren Seher Nostradamus und als Gegenpart die Heilige Hildegard von Bingen auf die Mauern des Doms.

Fürstabt Gerbert (Thomas Muttter, mit Kreuz) sieht in seiner Sterbestunde Unheil für die Kirche heraufziehen.
Fürstabt Gerbert (Thomas Muttter, mit Kreuz) sieht in seiner Sterbestunde Unheil für die Kirche heraufziehen. | Bild: Claudia Renk

Autor und Regisseur Wolfgang Endres wollte viel mit seinem Stück in elf Bildern. Im Jubiläumsjahr der Domfestspiele – 25 Jahre ist die erste Aufführung her, das fünfte Stück wird in diesem Jahr gespielt, sollte die Geschichte des Fürstabtes Martin Gerbert erzählt werden.

Ringparabel Lessings als Sinnbild für Toleranz

Eindrucksvoll war auf der Bühne zu verfolgen, wie der kleine Franz Gerbert 1725 den Brand seiner Heimatstadt Horb miterlebt, wie er sich als junger Mann entscheidet, ins Kloster St. Blasien einzutreten und später, als dessen Fürstabt, nach dem verheerenden Brand des Klosters den Wiederaufbau vorantreibt. Das Motiv des Feuers und die inständige Bitte des kleinen Franz: „Lieber Gott, bitte mach’ das Feuer aus“, ziehen sich durch das gesamte Stück.

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Aber damit nicht genug. Mit Lessings Ringparabel aus dem Drama „Nathan der Weise“ findet das Thema „Toleranz zwischen den Religionen“ Eingang in das Stück, und die „Smartphonejugend“ schlägt die Brücke zur Gegenwart. Gerade dieser Kniff gefiel vielen Zuschauern, auch wenn Stimmen zu hören waren, die sich „nur historische Szenen“ gewünscht hätten.

Friedrich Nicolai (Winfried Bull, Zweiter von rechts) hat die Vertreter der drei Religionen eingeladen, bei den Proben zum Drama seines ...
Friedrich Nicolai (Winfried Bull, Zweiter von rechts) hat die Vertreter der drei Religionen eingeladen, bei den Proben zum Drama seines Freundes Gotthold Ephraim Lessing „Nathan der Weise“ zuzusehen. Nathan (Conrad Schierenberg, links) spricht seinen Text. Imam Hassan (Georg Gaugler, Zweiter von links, und Rabbiner Schnaittacher (Christoph Geilen, rechts) hören zu. | Bild: Claudia Renk

Wetter spielt leider nicht ganz mit

Insgesamt hat das Festspielteam, das auf und hinter der Bühne aus Ehrenamtlichen besteht, eine spannende Zeitreise in die Geschichte St. Blasiens geboten. Um eine solche Produktion in dieser Professionalität auf die Beine zu stellen, ist jeder Einzelne gefragt. Bis hin zu den Vereinen, die vor der Aufführung und in der Pause an mehreren Ständen für die Verpflegung der rund 1600 Zuschauer sorgten.

Einzig das Wetter spielte nicht perfekt mit, nach der Hitze der vergangenen Wochen wurde der Abend auf dem Domplatz zunehmend frisch. Aber auch dafür hatte die St. Blasier Festspielgemeinde vorgesorgt: an einem der Vereinsstände gab es statt Getränken oder Brötchen warme Decken zur Erleichterung derer, die nicht schon mit entsprechender Ausstattung angereist waren.