Die überaus erfolgreichen Domfestspiele mit markanten Stationen aus dem Leben des erdrückend großen Fürstabts Martin II. Gerbert entdämmern gemächlich in die Archive und in das Kollektivgedächtnis der Domstadt. Die Diskussion über die in fünf Jahren turnusgemäß fälligen siebten Festspiele schlummert noch in Köpfen und Herzen, wird sich im Ernstfall aber rasch um Personalien drehen. Die diesjährige – dennoch vorläufige – Erkenntnis einer Abkehr vom „Thema Fürstabt“ hat sich offensichtlich aber schon einmal festgesetzt.
Dennoch wird der geniale Klostervorsteher in Bälde wieder von sich reden machen. Wenn die örtliche Grundübereinstimmung von der bleibenden Verehrung und Würdigung des unstrittig überragenden Martin Gerbert Gültigkeit behält, dann wird sein 300. Geburtstag im August 2020 nicht übergangen werden können. Für die Planung etwaiger besonderer Akzente zum Geburtstagsfest bleibt also gerade das in Kürze vor der Tür stehende Jahr 2019.
Akzente zur Preisverleihung
Domfestspiele, nicht einmal in einer Mini-Ausgabe, wird es selbstredend nicht geben können. Dazu fehlen der zeitliche Vorlauf und eine inhaltliche Vorlage. Es drängt sich aber geradezu auf, den vom Fünf-Jahres-Rhythmus her 2019 fälligen Fürstabt-Gerbert-Tag mit der Verleihung des nach dem größten Abt benannten Preises um ein Jahr zu verschieben und aus dem 300. Geburtstag des Namensgebers eine besonders festliche Motivation für den Fürstabt-Gerbert-Tag und -Preis abzuleiten. 2020 wären es zudem genau 50 Jahre seit der ersten Preisverleihung her, sodass das kleine Stiftungsjubiläum sich zum eindrucksvollen Geburtsjubiläum gesellen würde.
In dem halben Jahrhundert seit der Gründung des Gerbert-Preises konnte eine strenge zeitliche Abfolge für die Verleihung aus den unterschiedlichsten Gründen nicht eingehalten werden. Mit einer neuen Satzung im Jahr 2006 ist ein fünfjähriger Turnus angedacht worden, um aber kurz darauf schon wieder unterlaufen zu werden. Fürstabt Martin II. Gerbert würde sich übrigens nicht aus Ärger, sondern höchstens aus Freude im Grabe umdrehen, wenn „sein“ Preis um ein Jahr später im Zusammenhang mit seinem hohen Geburtstag verliehen würde.
Ausstellung in kleinerem Stil
Und ansonsten? Vielleicht lässt sich die Katholische Akademie Freiburg – wie schon einmal – für eine wissenschaftliche Veranstaltung in der „Gerbert-Stadt“ St. Blasien gewinnen. Eine kleine, aber feine, nicht zu viele Kräfte verzehrende Ausstellung, allerdings ebenfalls nichts neues, dürfte auf die Beine zu stellen sein. Und vom kommenden Preisträger könnte auch eine zusätzliche Idee abfallen. Es sollen gar nicht mehr Überlegungen angestellt werden, weil diese Zeilen von der stillen Hoffnung begleitet werden, dass sie vielleicht Anregungen aus dem Leserkreis auslösen.
Wenn diese Ideen umsetzbar sind, wären sie ein gelungenes Geburtstagsgeschenk für den 300-jährigen Fürstabt Martin II., der in seiner Zeit zur Genüge vorgeführt hat, wie man über sein eigenes geistiges Umfeld vorausdenkt und voraushandelt.
Zur Person
Franziskus Dominikus Bernardus Gerbert wurde 1720 in Horb am Neckar geboren und kam mit zwölf Jahren in die St. Blasier Klosterschule. Mit 17 Jahren legte er die Gelübde als Mönch ab, als 24-Jähriger wurde er zum Priester geweiht. Mit 44 Jahren wurde er am 15. Oktober 1764 als Martin II. der Fürstabt des höchst angesehenen Klosters St. Blasien. Er starb 1793.