Thomas Mutter

Die Forsthütte und die umgebende Wald- und Wiesennatur sind gewachsenes und tief ins Erleben eingeprägtes „Eigentum“ der Menschen des historischen Sankt Blasier Landes. Wer die Esel-Anhöhe, unterhalb der idyllischen „Tierlache“ im Nordwesten der Domstadt nicht erwandert hat und nicht kennt, dem könnte ein Teil St. Blasier Wohlgefühls fehlen. Die Waldfeste drei, vier Jahrzehnte lang in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts sind Geschichtet. Heute ist die für forstinterne und gelegentlich auch für andere offizielle Anlässe genutzte Eselhütte Unterstand und Rastplatz für Wanderer und Naturfreunde. Für den Namen gibt es keine andere Erklärung als der frühere Einsatz von Eseln beim Holzschleifen. Anders geht die Deutung, dass das Gebiet aus der Vogelperspektive einem Eselrücken gleiche.

In den 1930er Jahren, so überliefert Heimatforscher Bernhard Steinert (1912 bis 1994) einen Bericht des wundervollen, wirklich unvergessenen Revierförsters Karl Herr, soll die Hütte am Platz des jetzigen Brunnens gestanden haben. Nach einem angeblich vorsätzlich gelegten Brand wechselte die Waldhütte für den Wiederaufbau die Wegseite, der anspruchsvolle Brunnen hält also die Erinnerung an den alten Hüttenplatz wach. Das wäre dann auch die einfachste Erklärung für den eingravierten Namen „Brunnen für Esel“ – verkürzte Standortbeschreibung für den Brunnen am oder beim „Esel“ (Eselhütte).

Wenn die Geschichte mit den holzschleifenden Eseln stimmt, dann hatten die Vierbeiner bei ihrer aufreibenden Arbeit das sprudelnde Nass dringend nötig. Den vorbeiziehenden Wanderer oder auch Radfahrer, bar jedes Hintergrundwissens, mag der Brunnenname stutzen lassen – ist er als Esel gemeint, wenn er die Mitnahme einer erfrischenden Flüssigkeit vergessen hat? Oder aber soll dem Missbrauch und der Verschwendung des quellfrischen Wassers vorgebeugt werden durch die Nutzungsbeschränkung auf Esel? Dazu will sich ein selbstbewusster aufrechter Zweibeiner gewiss nicht zählen lassen.

Die weitere Deutung des Namens „Brunnen für Esel“ wird der eigenen Fantasie überlassen. Dem oder den Brunnenbauer(n) gebühren indes Lob und Anerkennung für ein Meisterstück (einschließlich der wasserführenden Technik) und das stabile und dauerhafte Angebot eines Labsals auf rund 1000 Metern Höhe in einem Herzstück manchmal rauschender oder immer sanft flüsternder Waldidylle.