St. Blasien – Mit sportlicher Figur, federndem Gang und dem offenen jungen Gesicht wirkt der 41-Jährige erst mal ganz und gar nicht priesterlich. Und doch habe er, wie Christian Lischka sagt, seine Berufung schon als Jugendlicher gespürt: „Es hat aber lange gedauert, bis ich dazu bereit war.“ Lange sei er sich nicht sicher gewesen, welches seiner beiden wichtigsten Hobbys – die Messdienerarbeit in seiner Kirchengemeinde Oer-Erkenschwick und die Biologie – er später einmal beruflich weiterverfolgen wolle. Am Sonntag feiert er Priesterweihe.
Als Messdiener und später im Kreis der Jugendgruppenleiter habe er sich sehr wohl und am richtigen Platz gefühlt. „Wir waren eine gute Gruppe, das waren Freunde. Ich habe die Kirche in meiner Jugend als Freiraum erlebt“, sagt er. Auch sei ein neuer Kaplan in die Kirchengemeinde gekommen, zu dem er Vertrauen gefasst habe. „Der konnte erklären, was wir da tun, und warum wir das tun“, so Lischka, „er hat uns vorgelebt, welche Bedeutung der Glaube in unserem Leben haben kann, nicht nur während einer Messe am Sonntag, sondern auch im Alltag.“
Nach Abitur und Zivildienst hat Lischka zunächst Philosophie an der Jesuitenfakultät in Frankfurt/Main studiert, kam aber wieder auf die Biologie zurück, die er anschließend an der Uni Münster studierte und in dem Fach promovierte: „Mich hat von Jugend an die Vielfalt des Lebendigen fasziniert, besonders die Biologie in extremen Lebensräumen, etwa in der Wüste oder der Tiefsee“, erläutert er. Gelandet ist er aber in der Forensik, der Kriminalbiologie der Uniklinik Münster.
Schon während der Promotion hatte er noch ein anderes Talent entdeckt. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter musste er Seminare abhalten. „Damals habe ich gemerkt, dass ich wirklich gerne unterrichte, dass mir die Lehre mehr Freude macht als die Forschung“, sagt er. Seine Freude am Unterrichten lebt Christian Lischka heute als Lehrer für Biologie und katholische Religion am Kolleg St. Blasien. In seiner Arbeit mit Schülern möchte er einen Raum anbieten, in dem die Jugendlichen sie selbst sein dürfen. Er erklärt das so: „Wünsche der Eltern oder Vorbilder aus sozialen Medien bestimmen heute oft das Vorbild, das Jugendliche meinen, erfüllen zu müssen, um richtig zu sein.“ Dem möchte er als Lehrer und Seelsorger etwas entgegensetzen.
Dass die Biologie doch nicht alles in seinem späteren Berufsleben sein konnte, hatte er schon Ende seiner 20er-Jahre gemerkt. Der Wunsch aus seiner Jugend nach einem geistlichen Lebensweg sei wieder wach geworden. Während der Promotion hatte er bereits als Gemeindereferent der katholischen Hochschulgemeinde gearbeitet. Die spontane Anregung eines geistlichen Begleiters, ob er sich vorstellen könne, einem Orden beizutreten, traf ins Schwarze. Er habe Freude gefühlt und in einer Zukunft als Priester eine stimmige Perspektive gesehen. Am Jesuitenorden hat ihn die intellektuelle Durchdringung des christlichen Glauben fasziniert. Auch der Auftrag des Ordens, Kontakt zu den Rändern der Gesellschaft in aller Welt zu suchen, habe ihn angesprochen. „Ich finde es richtig, Komfortzonen zu verlassen und über den Tellerrand des Gewohnten hinauszuschauen.“
Pontifikalamt: Sonntag, 24. November, 10¦Uhr im Dom. Weihen wird Erzbischof Stephan Burger im Beisein von Pater Provinzial Thomas Hollweck. Domchor, Kollegschor und Kollegsorchester führen Messteile aus der „Messe brève“ von Léo Delibes auf.