Thomas Mutter

In Umfragen ist immer wieder zu hören, dass die Festtage auch Missstimmungen, Grollen und Schmollen befördern. Für derlei Situationen gab es im Kurort St. Blasien lange Jahrzehnte hindurch einen eigenen Ausspracheort in freier Natur, gleichsam, um ungehört und ungestört „Dampf“ abzulassen – die Groll- und Schmollbank.

Auch das Versöhnen wird leichter

Der Rückblick auf ein von der Natur verschlucktes und überflüssig gemachtes Plätzchen soll spannend bleiben, die geografische Lage erst am Ende beschrieben werden. Keine gesicherte Auskunft kann gegeben werden, wann die Stätte zum Grollen und Schmollen und vor allem auch zum Versöhnen eingerichtet wurde – entweder schon in den Kurortjahren zwischen den beiden Weltkriegen oder in den jungen 1950er Jahren.

Keine offizielle Maßnahme

Die alten Wegweiser und Karten sprachen von der Groll- und Schmollbank in der Einzahl, aber eigentlich waren es zwei Bänke, durch einen sehr schmalen Zwischenraum getrennt, sodass sich die Hände mühelos zur Versöhnung treffen konnten. Der Name der Waldstelle war natürlich keiner offiziell-behördlichen Friedensmaßnahme entsprungen, sondern dem ideenreichen Kopf eines pfiffigen Kurortgestalters oder möglicherweise auch Forstmanns.

Natur zerstört den Grollplatz

Die Groll- und Schmollbänke – der genaue Ort folgt jetzt gleich – standen auf einem überaus bescheidenen Plateau, das allerdings den versöhnlich stimmenden Blick der Grollenden und Schmollenden auf das schmucke Städtchen freigab. Der Wald war noch nicht hochgewachsen und blickverhüllend wie jetzt in unseren Tagen. Unwetter, Erd- und Hangrutsche in mehreren größeren Abständen ergänzten das Walten der Natur, die sich mittlerweile offensichtlich gegen den Bankplatz ausgesprochen hat.

Der Standort

Und wo standen nun die zwei zauberhaften Bänke? Den einstigen Schulberg (heute zum Senioren- und Pflegezentrum) hinauf bis zum Philosophenweg, dann sofort rechts, nach einer sehr kurzen Strecke scharf links auf die Bötzbergstraße und nach wiederum einer knappen Etappe rechts in den langsam zuwachsenden Aufstieg zur unmittelbar danach zu erahnenden Groll- und Schmollbank. Es genügt aber auch der Blick aus dem Ortskern auf die Waldeshöhe, um sich zu erinnern, dass es da oben ein verschwiegenes Plätzchen gab, wo man miteinander schmollen, aber sich auch wundersam versöhnen konnte.