St. Blasien Die nachhaltige Verwendung von Ressourcen ist schon seit langem ein Ziel, das am Kolleg St. Blasien verfolgt wird. Mit der PVT-Anlage auf dem Dach des neuen Naturwissenschaftlichen Zentrums wird ein weiterer Schritt in Richtung Klimaneutralität gegangen. Eine PVT-Anlage ist die Kombination aus Photovoltaik (PV) und Solarthermie (T) – also eine Anlage, die sowohl Strom als auch Wärme aus Sonnenenergie erzeugt. Mit Ressourcen verantwortungsvoll und sparsam umzugehen, sei ein Auftrag zur Bewahrung der Schöpfung, erklärt Kollegsdirektor Hans-Martin Rieder. Zudem wolle man ein Vorbild für Schüler sein und zeigen, was sinnvoll umsetzbar sei.

Als Herausforderung auf dem Weg zur Klimaneutralität bezeichnet Pater Rieder den rund 250 Jahre alten Gebäudekomplex des Kollegs. Seit Jahren ist man mit der Modernisierung befasst, die energetische Sanierungen und der Austausch der Fenster sind nur einige der Maßnahmen. Als einen der Meilensteine für die klimaneutrale Bewirtschaftung bezeichnet der Kollegsdirektor die Inbetriebnahme einer Hackschnitzelheizung im Jahr 2007, die Hackschnitzel werden aus der Region bezogen. Und nach und nach wurde ein Nahwärmenetz aufgebaut, an das inzwischen 20 Gebäudekomplexe angeschlossen sind, unter anderem der Dom und die Fürstabt-Gerbert-Schule.

Das Naturwissenschaftliche Zentrum mit seiner Dachfläche von 1600 Quadratmetern bot nun eine neue Chance. Im Entstehen ist eine PVT-Anlage. Mit dem Strom aus der PV-Anlage werden Wärmepumpen angetrieben, Solar-Luft-Absorber nehmen Wärme aus der Luft auf und geben diese an eine Solelösung ab, die Wärmepumpen nutzen die Solelösung aus der thermischen Anlage dann als Wärmequelle, beschreibt Pater Rieder die Funktionsweise der Anlage. Diese funktioniert aber nur bei Plusgraden, sodass im Winter die Hackschnitzelheizung die Wärme liefert, die für den Sommer wiederum zu groß dimensioniert ist.

Durch die PVT-Anlage konnten die vier Ölkessel, die im Sommer in Betrieb waren, stillgelegt werden. Verbunden ist diese Maßnahme mit einer Einsparung von 100.000 Litern Heizöl im Jahr – eine Reduzierung des CO₂-Ausstoßes um 270 Tonnen im Jahr. Und auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht macht das Sinn: Mit der Einsparung von Öl entfallen auch hohe Kosten, bei derzeitigem Ölpreis rund 100.000 Euro, so Pater Rieder. Vorgehalten wird nun nur noch ein Ölkessel mit einem Fassungsvermögen von 20.000 Litern als Backup bei Störungen. Zwei der vier inzwischen abgebauten alten Öltanks werden inzwischen als Löschwassertanks von einer Feuerwehr genutzt.

Für die nachhaltige Steuerung des Energiebedarfs des Naturwissenschaftlichen Zentrums braucht es eine moderne Gebäudeleittechnik. Diese soll nach und nach auf den Altbau ausgeweitet werden, um ausgehend vom Naturwissenschaftlichen Zentrum eine nachhaltige Strom- und Wärmeversorgung für das gesamte Kolleg zu gewährleisten, so der Kollegsdirektor. „Wir schaffen mit dem Projekt einen großen Schritt in die Zukunft.“ Das Investitionsvolumen beziffert Pater Rieder auf rund vier Millionen Euro. Gefördert wird das Projekt mit 1,6 Millionen Euro über das Bundesförderprogramm für effiziente Wärmenetze, von Seiten des Jesuitenordens ist für 2025 eine Förderung von 500.000 Euro zugesagt. Der Zeitplan sieht vor, dass die PVT-Anlage und die Wärmepumpen noch in diesem Jahr in Betrieb gehen, die gesamte Gebäudeleittechnik soll im kommenden Jahr fertiggestellt werden. Demnächst wird ein Bauschild im Kurgarten nahe des Parkplatzes im Bereich der Kollegsküche enthüllt – in Anwesenheit von Bürgermeister Adrian Probst und Vertretern der Firmen, die für Gebäudeleittechnik und PV-Anlage verantwortlich zeichnen.