St. Blasien In gewohnter Weise hat der Künstlerische Leiter der Internationalen Domkonzerte St. Blasien und Titularorganist am Dom, Bernhard Marx, das zweite Konzert der Saison gestaltet. Es war ein Gedenkkonzert für seinen gestorbenen Lehrer Ludwig Doerr, von dem er eine Orgelbearbeitung eines Trompetenkonzerts von Telemann sowie drei kleinere Messsätze spielte.

Die Bearbeitung von Telemanns Trompetenkonzert hebt die Trompetenstimme im oberen Manual deutlich von den Begleitstimmen ab, wobei in den Ecksätzen der Trompetenklang auch auf der Orgel gut zur Geltung kam. Doerrs Kompositionen, zwei zum dritten Sonntag nach Ostern verfasst, sowie ein Postludium über ein „Deo gratias“, sind expressive Werke mit einer düster-dunklen Eingangslinie im Bass, avancierten Harmonien und zarten Melodiegirlanden in der Oberstimme.

Diesen ungewöhnlichen Kompositionen gesellte Marx weitere hinzu. Begonnen hatte er mit den spielerisch leicht wirkenden Variationen über das Osterlied „O Filii et Filiae“ von Jean-Francois Dandrieu. Interessant war auch Bachs Concerto G-Dur BWV 592 nach einer Komposition des Prinzen Johann Ernst von Sachsen. Bach hält sich zu Beginn zurück, erst in der Komplexität des Presto-Satzes kommt sein Stil zum Tragen. Der erste Satz des erst für Violine, Streicher und Basso continuo geschriebenen Konzertes mit seiner fröhlichen Melodieführung sowie das Grave wirken leichtgewichtig.

Mozarts Fantasie f-Moll KV 594 für ein Orgelwerk in einer Uhr, für die Musikautomaten im Wachsfigurenkabinett des Grafen Deym in Wien entstanden, setzt im Adagio düster fortschreitende Linien gegen verspielte Schnörkel, die am Ende wieder aufgegriffen werden, während das Allegro majestätisch wuchtig und mit unerwartetem, beinahe barockem Gepräge daherkommt. Alexandre Pierre Francois Boelys „Fantaisie et Fugue“ op. 18,6 von 1856 lässt sein klar strukturiertes Fugenthema attacca auf die kurze Fantasie folgen. Auch die Fuge steigert sich in der schnellen Abfolge der Stimmeinsätze in eine enorme Komplexität hinein, der Marx durch die Hervorhebung einzelner Phrasen immer wieder deutliche Akzente abrang.

Den Abschluss bildeten zwei Sätze aus der III. Orgelsymphonie von Louis Vierne. Das Adagio quasi Largo bietet mit dem Ineinandergreifen von in der Tiefe verharrenden Klängen und der Tendenz zu aufsteigenden Linien ein ergreifendes Bild von Tod und Verklärung. Das Allegrofinale zeichnet dies in einem anderen Licht, indem sich die durch finstere Akkordausbrüche unterbrochene Melodie in majestätischem Anhub mit dieser Akkordgewalt verbindet. Wie gewohnt ließ Marx die Zuhörer nicht mit dem Eindruck dieser Klangwucht zurück. Er löste die Stimmung durch die Zugabe eines ausgelassenen Jugendwerks von Puccini.