Johannes Renner

„Die Wälder der Region stehen wie im ganzen Bundesgebiet unter starkem Stress. Der Borkenkäfer profitiert vom trockenen Sommer des letzten Jahres und dem zu warmen Winter“, so die Kernaussagen des Leiters des Kreisforstamts, Helge von Gilsa, bei der Hauptversammlung der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Wutachtal.

Und weiter: „Die Natur spielt verrückt. Die Geschwindigkeit, in der die Prozesse ablaufen, erschreckt selbst hartgesottene Förster.“ Die Vermehrung des Borkenkäfers verursache enorme Schäden, ökonomisch wie ökologisch. Der Klimawandel schlägt zu.

Man habe bereits vor ein paar Tagen Borkenkäfer gesichtet, obwohl diese normalerweise frühestens im April auftauchen. „Wenn das so weiter geht, werden wir alle noch unser blaues Wunder erleben“, gibt sich von Gilsa alarmiert.

Elena Kummer über Borkenkäfermanagement

Elena Kummer vom Landratsamt referierte über das Problem und stellte den Versammelten ein Borkenkäfermanagement vor. Man müsse an einem Strang ziehen. Wichtig sei es befallene Bäume früh zu entdecken und möglichst schnell aus dem Wald zu holen.

Merkmale zur Früherkennung sind Bohrmehl der Käfer, Harzfluss und von unten trocken werdende Kronen. Für Erfolg sei Kommunikation und Koordination gefragt. Wenn etwa die eingeschlagene (befallene) Holzmenge zu gering sei, um sie zu vermarkten und die Gefahr besteht, dass der Käfer von im Wald liegendem Holz ausfliegt und sich weiter vermehrt, solle man sich mit anderen Waldbesitzern zusammenschließen. „Wenn früh eingegriffen und abtransportiert wird, kann das Ausmaß des Problems deutlich eingeschränkt werden“, so Kummer.

Elena Kummer stellt den Versammelten ein Borkenkäfermanagement vor.
Elena Kummer stellt den Versammelten ein Borkenkäfermanagement vor. | Bild: Johannes Renner

Zusammenhalt ist nötiger, denn je. Der dramatische Preisverfall am Absatzmarkt für Holz macht den Waldbesitzern schwer zu schaffen. „Es gibt Störungen am Holzmarkt in ganz Mitteleuropa“, so Norbert Schwarz. „Schnittholzmärkte sind international“, verweist der scheidende Geschäftsführer der FBG Wutachtal auf verschärfte Konkurrenz. Kleinmengen sind nicht mehr vermarktbar.

Zehn Festmeter seien das Minimum. „Wir müssen eine sinnvolle Holzlogistik auf die Reihe bekommen“, so Schwarz. Stühlingens Bürgermeister Joachim Burger ist auch Vorsitzender der FBG Wutachtal. Er betonte: „Waldbesitz bringt kaum noch Renditen, sondern kann sogar erhebliche Verluste mit sich bringen. Die Folgen des Sommers 2018 werden wir noch in zwei, drei Jahren spüren.“

Bei aller Sorge, verwies Burger aber auch auf etwas Positives: Man habe viele neue Mitglieder gewonnen und könne gemeinsam und gestärkt in die Zukunft gehen. Waldbesitzer aus Eggingen und Wutöschingen kamen jüngst neu dazu, aber auch aus Boll, Stühlingen und Schwaningen. Für die Neumitglieder wird es einen Förderbeitrag in Höhe von insgesamt 6650 Euro geben.

Joachim Burger dankte Norbert Schwarz, dem Geschäftsführer der FBG, für dessen Einsatz und das „Herzblut“, mit dem er seine Tätigkeit ausgeführt habe. Schwarz wird weiterhin für die Waldgenossenschaft Südschwarzwald aktiv sein. Die Versammelten wählten den Eberfinger Michael Eisele einstimmig zum neuen Geschäftsführer der FBG. Eisele ist Revierleiter im Wutachtal. Neuer erster Beisitzer ist Philipp Müller aus Münchingen, neuer Kassenprüfer Jürgen Schönle.

Norbert Schwarz, Joachim Burger, der neue Geschäfstführer Martin Eisele und der neue erste Beisitzer Philipp Müller.
Norbert Schwarz, Joachim Burger, der neue Geschäfstführer Martin Eisele und der neue erste Beisitzer Philipp Müller. | Bild: Johannes Renner