Der Charme alter Häuser hat es Hanspeter Berg schon immer angetan. Als das kleine Haus am Oberen Stadtweg in Stühlingen zum Kauf angeboten wurde, mussten er und seine Frau Ulrike nicht lange überlegen: 2013, zu Bergs 60. Geburtstag, wurde das Anwesen gekauft. Das Häuschen verfügt über vier Ebenen und bietet im Untergeschoss soviel Platz, dass Hanspeter Berg dort sogar seine „Möbel-Klinik“ einrichten konnte. Vorhanden sind ein alter Gewölbekeller und eine Terrasse, die sich talseitig über die ganze Hausbreite zieht.

„Das Häuschen hat mir schon immer gefallen. Ich hab das schon lange im Auge gehabt“, sagt Hanspeter Berg. Über die Geschichte des Hauses ist kaum etwas bekannt. Die letzten Bewohner waren bis in die Nachkriegszeit eine Familie Friedrich, dann zog die Witwe Binner mit ihrer Kinderschar ein, später Wolfgang Lang. Nach dessen frühem Tod erbte Tochter Michaela das 700 Quadratmeter große Anwesen, die es dann an die Bergs veräußerte.
Ganz alte Stühlinger Ansichten beweisen, dass das Häuschen schon vor langer Zeit gebaut wurde, obwohl man dies auf den ersten Blick nicht unbedingt erkennen kann. Heute wäre eine Baugenehmigung an diesem Altstadt-Engpass nicht mehr zu bekommen. Zu der Zeit, als das Haus gebaut wurde, fuhren allenfalls Pferde- und Ochsengespanne. In der jüngeren Zeit kam es schon zu kleineren Karambolagen mit den Dachgiebelecken. Die Straße wurde deshalb auf Höhe des Häuschens so verengt, dass seither nur noch Einbahnverkehr möglich ist. Die ortskundigen Autofahrer nehmen Rücksicht.

„Dass Busse und Schwerverkehr unmittelbar am zur Straße hin gelegenen Küchenfenster vorbei fahren, daran haben wir uns längst gewöhnt“, sagt Hanspeter Berg. Zum Ausgleich genießen er und seine Frau die talseitig gelegenen Räume: „Die Aussicht über das Obere Wutachtal und die Randenkette sucht ihresgleichen.“ Dank Bergs handwerklichem Geschick entstand eine zauberhafte Wohnung mit allem zeitgemäßen Komfort. Von außen sieht man dem Häuschen nicht an, welcher Wohnwert in ihm steckt. „Viel Arbeit wurde da reingesteckt, und arbeitsintensiv ist auch das talseitig gelegene, abschüssige Außengelände“, erklärt Berg.
Den Kauf haben die Bergs noch keine Sekunde bereut, obwohl sie zuvor eine 200 Quadratmeter-Wohnung hatten und sich dann auf 90 Quadratmeter beschränken mussten – die dazu noch über zwei Ebenen verteilt sind. Im Obergeschoss auf Straßenniveau gibt es ein geräumiges Wohnzimmer, Küche, Nassraum und die große Terrasse. Darunter sind Büro und Schlafzimmer. „Die Morgensonne scheint uns genau ins Bett.“ Das Untergeschoss beherbergt die Möbelrestaurierungswerkstatt, Heizraum und Nebenräume und ganz unten befindet sich ein Gewölbekeller, der bislang nicht genutzt wird.
Die Stühlinger Altstadt
Stühlingens erste urkundliche Erwähnung datiert auf 1120. Im Jahr 1262 wurde dem Ort das Stadtrecht verliehen. Besiedelt war die Gegend aber wohl schon im sechsten Jahrhundert, wie Grabungsfunde belegen. Die befestigte Stadt wurde 1499 im Schweizer Krieg gebrandschatzt. Das untere Stadttor brannte 1828 nieder. Das Obere Stadttor musste 1846 dem immer stärkeren Verkehrsaufkommen weichen. Die Herren von Küssenberg, die Grafen von Lupfen, die Pappenheimer und die Fürsten von Fürstenberg hatten über den Ort von 1172 bis 1806 das Sagen. 2012 verkauften die Fürstenberger das Schloss Hohenlupfen an den Landwirt Martin Stamm aus CH-Schleitheim.