Edelgard Bernauer

Eines der markantesten Gebäude der Stühlinger Altstadt ist das Haus "Schwarzer Adler." Es befindet sich an der Südseite der Altstadt und ist buchstäblich auf Fels gebaut. Auf der untersten Ebene in der sich ein wunderbar gut erhaltenes Kreuzgewölbe befindet, sind die Mauern talwärts fünf Meter dick. Das Anwesen gehört seit 1984 Mutter und Sohn, Doris und Ingo Nitzsche, die es seither auf Vordermann gebracht haben.

Mutter und Sohn, Doris und Ingo Nitzsche, sind seit 1984 die Eigentümer des „Schwarzen Adlers“ in Stühlingen.
Mutter und Sohn, Doris und Ingo Nitzsche, sind seit 1984 die Eigentümer des „Schwarzen Adlers“ in Stühlingen. | Bild: Edelgard Bernauer

"Wir sind damals durch ein Zeitungsinserat auf das Objekt aufmerksam geworden, erinnert sich Ingo Nietzsche. Vor dem Wechsel nach Stühlingen lebten die Nietzsches 15 Jahre in Grafenhausen. Inzwischen hat das stattliche Gebäude wieder seinen ursprünglich repräsentativen Zustand erreicht. Viel Geld haben die Nitzsches in ihr Stühlinger Domizil investiert. Erst kürzlich wurde das weitläufige, teilweise verwinkelte Gebäude mit Brandschutztechnik ausgerüstet.

Rückblick auf eine lange Geschichte

Bis 1917 war der "Schwarze Adler" ein renommiertes Gasthaus mit eigener Schlachterei und Backrecht. 1921 erwarb die Stadt das Anwesen. Volksbank, Postamt, Landwirtschaftsschule, Textilstrickerei, Mietwohnungen waren in dem Anwesen untergebracht. 1976 verkaufte die Stadt das Haus an den Bauingenieur Wolfgang Heinz. Doch dieser wanderte bald nach Südafrika aus.

Der Weg zum Kulturhaus

"Wie es in einer Chronik heißt, hätten die Stühlinger Stadtväter mit dem Haus nichts Rechtes anzufangen gewusst", erzählt Ingo Nitzsche. Er habe jedoch auf Anhieb entdeckt, welches Potenzial im "Schwarzen Adler" steckt, dessen Geschichte etwa 500 Jahre zurückreicht.

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Besonders der Ethnien übergreifende Kulturaustausch liegt Kurator Ingo Nitzsche am Herzen. Seit 1984 fanden im Schwarzen Adler um die 100 kulturelle Veranstaltungen statt. Ingo Nitzsche: "Kultur ist mir wichtiger als Geld." Nitzsches Lebensmaxime dreht sich um den respektvollen Umgang insbesondere auch mit Minderheiten.

Ingo Nitzsche kann sich vorstellen, dass sich im Rahmen der geplanten Altststadt-Sanierung auch kulturell wieder mehr tut. "Eine neue Handschrift wird benötigt, damit wir nicht beginnen, uns selbst zu kopieren," so Nitzsche, der mit der Stadt im Gespräch ist.

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Uralter Kreuzgewölbekeller als Herzstück

Das Haus "Schwarzer Adler" erfüllt alle Voraussetzungen für Nutzungsmöglichkeiten. Den früheren Ökonomietrakt hat Nitzsche so umgestaltet, dass dort Ausstellungen, Kulturveranstaltungen und sogar gastronomische Nutzung stattfinden können.

Von alter Baukunst zeugt der schöne Kreuzgewölbekeller, der perfekt als kleines Theater eingerichtet ist. Ingo Nitzsche zeigt Besuchern ...
Von alter Baukunst zeugt der schöne Kreuzgewölbekeller, der perfekt als kleines Theater eingerichtet ist. Ingo Nitzsche zeigt Besuchern den tief unter dem Gebäude gelegenen Raum, der per Lift erreicht werden kann. | Bild: Edelgard Bernauer

Zum tief gelegenen Kreuzgewölbekeller, dem Herzstück, gibt es sogar einen Lift. Der "Schwarze Adler" befindet sich zwar unmittelbar am Judenwinkel, war aber nie in jüdischem Besitz, sondern wurde einst als Posthalterei erbaut. Noch heute sind Reste früherer Pferdeboxen im nordwestlichen Eingangsbereich vorhanden.

Ingo Nitzsche zeigt den wunderschönen Kreuzewölbekeller. Zur Talseite hin sind die Mauern fünf Meter dick.
Ingo Nitzsche zeigt den wunderschönen Kreuzewölbekeller. Zur Talseite hin sind die Mauern fünf Meter dick. | Bild: Edelgard Bernauer

Im Wohntrakt gibt es große, hohe Räume mit ungewöhnlich großen Korridoren. Die Aussicht über das Wutachtal ist traumhaft. Optisch wurde kaum etwas verändert, aufgewertet aber schon: Überall dominieren altes Gemäuer, Balken, Pflastersteine.

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Der "Schwarze Adler" ist 1828 und 1849 zwei Mal abgebrannt. Ein Gebäudeteil grenzte unmittelbar an das Niedere Stadttor, das dann nach dem zweiten Brand nicht mehr aufgebaut wurde. Der "Schwarze Adler" wurde etliche Meter zurückgesetzt. Damit wurde auch dem immer stärker werdenden Verkehr Rechnung getragen.