„Ich will meinen Teil beisteuern“, sagt Peter Haarmann, Hausarzt in Stühlingen, über seinen zweiwöchigen Hilfseinsatz an der polnisch-Ukrainischen Grenze. Gemeinsam mit Simon Endres, einem Mitarbeiter seiner Praxis, ist er am 4. März in die polnische Grenzstadt Przemysl aufgebrochen, um den Menschen vor Ort zu helfen. Wir haben das Team vor der Abfahrt getroffen.

Erst am Montag habe die Planung der Aktion begonnen, erklärt Haarmann. Er sei auf den Spendenaufruf einer Spedition aufgesprungen, über die Initiatoren sei auch der Kontakt zum örtlichen Krankenhaus entstanden. Man sei willkommen, die Hilfe würde gebraucht. Zunächst habe Haarmann geplant, alleine zu fahren, Simon Endres habe sich aber sofort angeschlossen.
Das erwartet die beiden an der Grenze
„Polen nimmt die Nachbars-Landleute mit offenen Armen auf“, so Haarmann, dennoch seien einige „mehr als gezeichnet“ von den Strapazen, bevor sie ihr Heimatland verlassen können. Und je länger die Situation anhalte, desto schlechter könnte der Zustand sein, in dem die Menschen ankommen.

Haarmann rechnet nicht damit, dass er sich primär um Verletzungen kümmern muss. Menschen könnten von der Flucht traumatisiert sein, oder an den Folgen fehlender Medikamenteneinnahme leiden, wenn diese im Eifer des Aufbruchs vergessen wurden. Zusätzlich könnten durch die Umstände Fieber, Erkältungen, Schmerzen oder Infektionen auftreten.
So bereitet der Hausarzt sich vor
„Wir haben das alle noch nicht gemacht“, sagt der Hausarzt auf die Frage danach, welche Medikamente oder Produkte man bei einer solchen Aktion einpacken sollte. Das, was auch hier am häufigsten gebraucht werde, will Haarmann mitnehmen. Zusätzlich dazu auch Schutzartikel, wie etwa Masken, „die wir hier wie selbstverständlich haben“, sagt er.

Große Unterstützung für den Einsatz
„Man muss jetzt zügig anfangen“, sagt Haarmann über die kurze Vorbereitungszeit. In weniger als einer Woche sei „eine hohe Geldsumme“ gesammelt worden, mit der medizinische Produkte gekauft werden konnten. Weitere Produkte seien als Sachspende gekommen. „Man bemerkt eine unglaubliche Bereitschaft in der Bevölkerung“, sagt Haarmann, er habe etliche Anrufe zu Angeboten von Sachspenden bekommen.

Weitere Unterstützung hat der Hausarzt in Form eines Wohnmobils bekommen, in dem er und sein Praxismitarbeiter die zwei Wochen verbringen können. Das Autohaus Melzer aus Jestetten stellt das Wohnmobil zur Verfügung, inklusive einiger Modifikationen, erklärt Mareike Kupka-Schulze.
Dazu zählen Solarzellen auf dem Dach, ein Wechselrichter und eine Lithiumbatterie zur Stromversorgung, um möglichst autark arbeiten zu können. Damit sei es auch möglich an andere Orte an der Grenze zu reisen, sollte das nötig sein, sagt Haarmann.
Praxis bleibt trotzdem geöffnet
Trotz der Abwesenheit kann die Hausarztpraxis in Stühlingen weiterhin Patienten behandeln. „Die Aktion funktioniert nur, weil die anderen mehr arbeiten“, erklärt Haarmann. Stefanie Kau und die weiteren Mitarbeiter „halten den Laden am Laufen“, fährt er fort, trotz durch Corona bedingten Ausfällen. „Das ist nicht selbstverständlich, ich habe hier einfach ein tolles Team“, so Haarmann.