In Stühlingen kommt es jetzt zu einer Public-Private-Partnership, also zu einer vertraglichen Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand und Privatwirtschaft. Konkret geht es darum, dass die Stadtverwaltung ins frühere, weitgehend leer stehende ehemalige Kapuzinerkloster umzieht.

Dort richtet sie sich so lange ein, bis die Sanierung des historischen Rathauses samt Neubau abgeschlossen ist. Und das wird wohl laut Bürgermeister Joachim Burger erst in zwei bis drei Jahren so weit sein.

Das Stühlinger Rathaus wird saniert. Für die Dauer der Bauarbeiten zieht die Stadtverwaltung ins ehemalige Kapuzinerkloster um.
Das Stühlinger Rathaus wird saniert. Für die Dauer der Bauarbeiten zieht die Stadtverwaltung ins ehemalige Kapuzinerkloster um. | Bild: Wagner, Hans

Auch wenn das Dachgeschoss, in dem Bauamtsakten lagern, bereits leer geräumt sei, so richtig ins neue Domizil umgezogen wird ab dem 8. April, dem Tag des Beginns der Rathausräumung, wie Burger mitteilt. „Wir sind bereits dabei, die Unterlagen zu sichten und zu sortieren, was in unseren Archivräumen untergebracht wird und was mit ins Kloster umzieht“, erzählt er. Die Archivräume befinden sich mit der Adresse Stadtweg 16 außerhalb des Rathauses und des Klosters.

Was bisher geschah

Bauhofmitarbeiter hätten dort neue Regale geschreinert und schon viele Kisten an Akten eingelagert, so der Bürgermeister. Im Kloster ist, Stand heute, auch bereits das erste Mobiliar eingerichtet. „Aktuell erstellen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihren neuen Räumlichkeiten Belegungs- und Raumpläne, damit Schränke und Tische sowie die PCs am richtigen Platz aufgebaut werden können“, erklärt Burger.

Kloster statt Container

Der Umzug ins nahegelegene Klostergebäude ist ein noch junger Deal zwischen der Stadt und Monika Surie, der neuen Eigentümerin der Liegenschaft. Erste Planungen sahen vor, während der Bauphase in eine Containersiedlung auf dem Gelände des Feuerwehrgerätehauses umzuziehen. Das wurde aus Kostengründen verworfen. Alternativ entstand der Plan, zunächst den an der Schlossstraße 5 bis 7 geplanten Rathaus-Neubau zu errichten, nach dessen Vollendung dort einzuziehen und so das historische Rathaus für die Sanierung freizubekommen.

Das ist die frühere Bibliothek des Kapuzinerklosters von Stühlingen.
Das ist die frühere Bibliothek des Kapuzinerklosters von Stühlingen. | Bild: Wagner, Hans

Doch aufgrund von Einsparungen beim Raumumfang im Neubau – es wäre dann für die Mitarbeitenden zu eng geworden – wurde auch davon Abstand genommen. So reifte der Deal mit dem Kloster als Zwischennutzung, die gegenüber der ursprünglich geplanten Containersiedlung „wirtschaftlicher“ sei, wie es Burger formuliert. Wie hoch die Miete ist, welche die Stadt an Surie zahlt, wird nicht genannt.

Surie wiederum dürfte froh sein über den unverhofften Mieter. Will sich die Investorin doch zunächst dem ebenfalls ihr gehörenden Krankenhaus widmen, es zu einem Pflegeheim umbauen. Der Umbau des früheren Klosters hat vorerst keine Priorität.

Kloster-Elektrik schon erneuert

Ins Kloster wurde in Erwartung der Stadtverwaltung aber auch jetzt schon investiert, etwa in die Erneuerung der Elektrik.

Die frühere Nutzung der Räume als Kloster ist noch vielerorts im Gebäude sichtbar.
Die frühere Nutzung der Räume als Kloster ist noch vielerorts im Gebäude sichtbar. | Bild: Wagner, Hans

„Unsere IT hat bereits Telefonie und unser Rathausnetz vorbereitet, sodass wir für einen Umzug startklar sind“, sagt Burger. Und schiebt nach: „Es gab und gibt viel zu bedenken wie Tresor, Briefkasten, Schließanlage, Unterhaltsreinigung, Zimmereinteilung, Möbelplatzierung, Widmung der Trauräume, Änderung der Adresse auf allen Dokumenten.“

Notwendig wird der Riesenaufwand vor allem deswegen, weil, wie Burger sagt, „das größte Manko des jetzigen Rathauses die fehlende Barrierefreiheit ist“. So befinde sich das Trauzimmer im zweiten Obergeschoss ohne Lift. „Nicht einmal der stark frequentierte Bürgerservice ist barrierefrei zu erreichen“, betont Burger.

Neben fehlender Barrierefreiheit begründet Burger die Kernsanierung des denkmalgeschützten Gebäudes mit beengten Raumverhältnissen, mangelnden Sanitärräumen und mit energetischen Defiziten, der Heizung mit Nachtspeicheröfen etwa.

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Stühlingens Bürgermeister ist froh, dass mit Projektbeginn jetzt eine jahrzehntelange Diskussion eine Lösung gefunden hat. Er sagt: „Endlich ist der Startschuss erfolgt, diese ‚Baustelle‘ zu beseitigen und in die Umsetzung zu gehen.“ Kosten wird das insgesamt etwa 7,5 Millionen Euro, abzüglich Fördergelder. Erste Gewerke konnten laut Burger bereits ausgeschrieben und vergeben werden. Diese bewegten sich im Rahmen der Kostenberechnungen.

Neben der Sanierung des Bestandsgebäudes wird die Stadtverwaltung auch neue Räume bekommen. Um für den Rathaus-Neubau Platz zu schaffen, werden zwei unbewohnte Liegenschaften an der Schlossstraße abgerissen. Die dafür nötigen Abbrucharbeiten beginnen Burger gemäß auch noch im April. Wunschziel ist, Altbausanierung und Neubau-Errichtung in einem Aufwasch zu erledigen und auch zeitgleich zu beenden. Bis es so weit ist, wird die Adresse der Stadtverwaltung Loretoweg 12 sein – die Adresse des früheren Kapuzinerklosters.