Vor 70 Jahren feiert Stühlingen groß die Wiedererlangung des Stadtrechts nach dem Zweiten Weltkrieg
1950 feiert Stühlingen ein mehrtägiges Fest aus Anlass der Wiedererhebung zur Stadt. Ein historisches Freilichtspiel bildet dabei den Höhepunkt.
Das Freilufttheater „Als Stühlingen Stadt ward“ von Friedrich Singer aus Baden-Baden auf dem Rathausplatz am 30. Juli 1950 erlebten 3500 Besucher anlässlich der Wiedererlangung der Stadtrechte als Höhepunkt der Feierlichkeiten.
| Bild: Archiv Arnfried Winterhalder
Erinnerungen an die Wiedererhebung zur Stadt und das mehrtägige Stadtfest in Stühlingen mit großem Freilichtspiel 1950 teilt Arnfried Winterhalder gerne. Für diese Zeitung öffnet er sein Archiv. Sein Vater Berthold Winterhalder (Jahrgang 1909) hatte damals die Gesamtleitung des Freilichtspiels inne. Er war am 10. April 1949 Mitbegründer der Stühlinger Laienspielschar, aus der die heutige Heimatbühne entstand.
Am 30. Juli 1950 feierte Stühlingen die Wiedererhebung zur Stadt. Im Bild aus dem Archiv von Arnfried Winterhalder sind die Redner zu sehen (von links): Fürstlicher Oberforstrat Zwierlein, Stadtpfarrer Ullrich, Prinz Max zu Fürstenberg und Weihbischof Burger. Am Rednerpult steht Bürgermeister Jakob Limberger.
| Bild: privat
Das Stadtfest im Juli 1950: Vier Tage lang wurde gefeiert. Als Höhepunkt war das Freilichtspiel „Als Stühlingen Stadt ward“ von Friedrich Singer aus Baden-Baden von 3500 Besuchern auf dem Rathausplatz gesehen worden.
Arnfried Winterhalder öffnete sein Archiv und erinnerte an das Freilichtspiel und das Stadtfest 1950. Auf dem Bild ist er Mitspieler des Freilichtspiels: „Im Bur si Recht“, das er im Jahr 2012 anlässlich des 750-jährigen Jubiläums der Stadterhebung maßgeblich organisierte und damit in die Fußstapfen seines Vaters trat.
| Bild: Tobias Würth
Der SÜDKURIER schrieb am 1. August 1950: „Prächtige Pferde trugen Burgfrauen, Ritter, Landgraf und Jagdgehilfen durch die Tore der Stadt. Aus den Türen der Häuser kamen die Mitwirkenden in ihren farbenfrohen Gewändern. Ohne Stockung und mit einer Leichtigkeit, die nur durch die Hingabe und Liebe zu einer Sache entsteht, rollten die drei Akte des Spiels ab.
Der Ehrenteller ist ein Unikat und wurde Berthold Winterhalder als Dank von der Stadt für sein Engagement überreicht. Er hatte Regie geführt beim großen Heimattheater „Als Stühlingen Stadt ward“. Sowohl der Ehrenteller als auch das Festabzeichen wurden in der damals noch intakten Ziegelhütte zwischen Stühlingen und Eberfingen gebrannt.
| Bild: Archiv Arnfried Winterhalder
Zum Schluss war Stühlingen Stadt, der böse Ritter Kunz von Ewattingen seiner gerechten Strafe zugeführt und der Beifall groß und herzlich. Er galt dem Verfasser des Stückes, den zahlreichen Mitwirkenden und dem Spielleiter Berthold Winterhalder.“ Als Dank erhielten die Mitwirkenden am Abend drei Glas Bier und einen Schübling.
Die Stühlinger Stadtlinde wurde im Jahr 1950 im Rahmen der Feierlichkeiten zur Wiedererhebung der Stadt Stühlingen im Judenwinkel gepflanzt und steht heute noch vor dem Haus Maier.
| Bild: Archiv Arnfried Winterhalder
Der Ablauf der Festtage: Bereits am Samstag war die Gefallenenehrung auf dem Friedhof unter Mitwirkung der Stadtmusik und des Sängerbundes. Hauptlehrer Robert Moß hielt die Gedächtnisrede. Danach spielte die Stadtmusik dem im Krankenhaus wohnenden Ehrenbürger Weihbischof Wilhelm Burger ein Ständchen.
Chronologie der Stühlinger Stadtrechte
Der Sonntag begann um 6 Uhr mit dem Weckruf durch die Stadtmusik. Im Judenwinkel wurde die „Stadtlinde“ gepflanzt. Anschließend war Empfang der Ehrengäste im Rathaus. In allen Kirchen fand um 9 Uhr ein Gottesdienst statt. In der katholischen Stadtpfarrkirche hielt Weihbischof Wilhelm Burger ein Pontifikalamt mit Ansprache. Der Kirchenchor sang die Messe in G von Franz Schubert.
Für das mehrtägige Stadtfest wurde Stühlingen im Jahr 1950 in die Zeit der Verleihung der Stadtrechte auf 1262 zurückgesetzt. Eigens dafür wurden die beiden Stadttore als Kulisse des Theaterstücks Als Stühlingen Stadt ward von Friedrich Singer aus Baden-Baden aufgebaut, wie bereits 1925 beim Theaterstück „Der Stühlinger Bauernaufstand“.
| Bild: Archiv Arnfried Winterhalder
Zur Richtfeier der Siedlung „Neue Heimat“ traf man sich anschließend in der Rappenhalde. Im Anschluss an das Festspiel überreichte Staatspräsident Wohleb die Stadtrechtsurkunde des Herrn Minister des Innern an Bürgermeister Jakob Limberger. Am Abend war Tanz auf der Festwiese beim Hotel „Post“. Die Vereine bewirteten. Der Montag wurde gemächlich mit dem Kinderfest sowie Unterhaltung mit Tanz auf der Festwiese verbracht. Eine zweite Aufführung des Theaters fand am folgenden Sonntag statt.
Das Festabzeichen (Bild) sowie das Unikat des Ehrentellers wurden in der 1950 noch intakten Ziegelhütte zwischen Stühlingen und Eberfingen gebrannt. Der Ehrenteller wurde Berthold Winterhalder als Dank von der Stadt für sein Engagement überreicht. Er hatte Regie geführt beim großen Heimattheater Als Stühlingen Stadt ward.
| Bild: Archiv Arnfried Winterhalder
Erinnerungen an das Mittelalter: Für die Feiern der Wiedererhebung zur Stadt war das Städtle (Altstadt) in die Zeit des Mittelalters zurückversetzt worden. Hans Körber hatte die beiden Stadttore entworfen und die Schauspieler trugen Kostüme aus dem Stuttgarter Kostümhaus Wagner. Der Rebstockplatz wurde zur Tribüne, auf dem Marktplatz fand das Freilichtspiel statt.