Man stelle sich das mal in der Bundesliga vor: Ein Team fährt zum Auswärtsspiel, aber keiner weiß, ob der Platz bespielbar ist. So muss sich mancher Husky-Sportler gerade fühlen, der sich zum zweiten Waldhaus-Cup der Schlittenhunde in Todtmoos anmeldet.

Die Musher kommen – selbst wenn die Rennstrecke nicht mit Schlitten befahrbar ist

Doch die gute Nachricht vorweg: Die Musher – wie sich die Schlittenhundesportler nennen – kommen, selbst wenn die Rennstrecke nicht mit Schlitten befahrbar ist. Es werden wegen der unsicheren Wetterlage wohl mehr Huskysportler aus Stuttgart und Freiburg da sein als aus Hamburg, Lyon oder Bilbao.

Besucher können die Huskys im Trainingslager beobachten.
Besucher können die Huskys im Trainingslager beobachten. | Bild: Tobias Büscher

Das Programm steht: Am Freitag, 26. Januar, startet das Spektakel um 16 Uhr mit einem Markt im Alten Kurpark im Zentrum von Todtmoos, eine Stunde später gibt es eine Fackelwanderung zum Hundecamp im oberhalb gelegenen Schwarzenbach. Und wenn Frau Holle ein Einsehen hat, beginnt das Huskyrennen am darauf folgenden Samstag und Sonntag, 27./28. Januar, jeweils um 9 Uhr und endet am Sonntag ab 16 Uhr mit der Siegerehrung. Die Tageskarte kostet 12 Euro für Erwachsene und 6 Euro für Kinder ab 12 Jahren. Die Prognosen der Wetterexperten sind derzeit vorsichtig optimistisch.

Die Huskys in Todtmoos

Das Schlittenhunderennen feiert im nächsten Jahr in Todtmoos sein 50-jähriges Jubiläum. 1975 startete das erste Rennenn und 1995 und 2015 wurden in Todtmoos sogar Weltmeisterschaften abgehalten. Doch der Klimawandel führt immer häufiger Regie bei der Veranstaltung.

Niki Jesberger beim 1. Waldhaus-Wehra-Trail im vergangenen Oktober in Aktion. Die Dryland-Rennen werden mit Einer-, Zweier- und ...
Niki Jesberger beim 1. Waldhaus-Wehra-Trail im vergangenen Oktober in Aktion. Die Dryland-Rennen werden mit Einer-, Zweier- und Sechser-Gespannen abgehalten. | Bild: Tobias Büscher

Die Rennstrecke liegt zwar über 1000 Meter, aber der Schnee fällt längst nicht mehr so zuverlässig wie noch in den goldenen Jahren des Schlittensports. Selbst die Skilifte in der Gemeinde sind längst abgebaut. Was das bedeutet, sorgte in dieser Zeitung schon mehrmals für Schlagzeilen. Im Januar 2023 lautete der Titel: „Wieder nichts! Todtmoos sagt das Schlittenhunderennen wegen zu wenig Schnee ab.“

Bürgermeister und SSBV schaffen eine Alternative

Die Schlagzeile saß, der Trend weckte die Fantasie. Und so setzten sich Bürgermeister Marcel Schneider und der Vorstand des Schlittenhunde-Sportverein Baden-Württemberg (SSBW) zusammen und erdachten eine Veranstaltung unabhängig von jeglicher Schneefallgrenze. Die Schlagzeile im August lautete entsprechend: „Im Wehratal künftig Husky-Rennen auch ohne Schnee.“

Tierschutzbeauftragter Niki Jesberger mit seinem Alaskan Husky Mustang.
Tierschutzbeauftragter Niki Jesberger mit seinem Alaskan Husky Mustang. | Bild: Tobias Büscher

Tatsächlich kam es im Oktober schließlich zur Premiere, zum ersten Dryland-Rennen, bei dem die Musher auf Rädern statt auf Kufen durch den Kurpark bretterten (siehe Infokasten), was die wenigen Gäste mit viel Applaus bedachten. Die Oktoberrennen sind in Todtmoos nun auch in Zukunft fest eingeplant, die Schlittenhunderennen Ende Januar bleiben wetterabhängig, auch in diesem Jahr.

Die Musher trainieren sehr oft auf Rädern

Und was halten diese Musher vom Sport ohne Schnee? Schließlich spannen sie ja Schlittenhunde und keine Räderhunde ein. Doch anscheindend kein Problem! „Das ist gar nicht so ungewöhnlich für uns. Wir trainieren das Jahr über sehr oft auf Rädern, wobei die Hunde bei Schnee etwas schneller sind, in der Spitze über 40 Stundenkilometer“, sagt André Bobek, stellvertretender SSBW-Vorsitzender.

André Bobek und Isa Heitz beim Camp in Todtmoos.
André Bobek und Isa Heitz beim Camp in Todtmoos. | Bild: Tobias Büscher

Und was passiert, wenn das eigentliche Rennen wie im vergangenen Jahr kurzfristig wieder ausfallen muss? Dann gibt es Wanderungen mit den Hunden, erklärt Niki Jesberger, Tierschutzbeauftragter des Vereins und ergänzt: „Wir werden ein tagesfüllendes Training anbieten zwischen 9 und 16 Uhr, diverse Hunde-Streichelbereiche einrichten sowie Vorträge halten rund um Hundeaufzucht, Futter und verbotenes Doping, etwa mit Ibuprofen. Der Mann weiß, wovon er spricht. Er ist bei den Rennen dafür verantwortlich, dass es den Tieren gut geht.

Fußballer werden vor dem Spiel auch nicht geknuddelt

Einen Tipp hat Vorstandsmitglied André Bobek noch: „Huskys knuddeln ist natürlich cool. Das mache ich selbst gerne. Aber bitte nicht unmittelbar vor dem Rennen. Man küsst ja auch keine Fußballspieler kurz vor Anpfiff, das macht alle nur nervös.“