Rund 350 Einwohner fanden am Freitagabend den Weg in die Wehratalhalle, um einer informativen, spannenden und in Teilen auch unterhaltsamen Vorstellung der drei Kandidaten für die Bürgermeisterwahl am 26. Juni zu verfolgen. An die Reden der einzelnen Bewerber schloss sich eine rege Fragerunde an. Der Abend wurde vom ehemaligen Herrischrieder Bürgermeister Roland Baumgartner moderiert.
Janette Fuchs
Die Amtsinhaberin Janette Fuchs definierte als parteilose Kandidatin ihre Ziele für die nächsten acht Jahre. Sie unterschied in ihrer Rede zwischen Pflichtaufgaben und freiwilligen Aufgaben. Als Pflichtaufgaben führte sie den Abschluss von Abschnitt Vordertodtmoos III des Landessanierungsprogrammes sowie die Wasserversorgung in Lehen an. Auch die Abarbeitung des Feuerwehrbedarfsplanes hatte sie auf der Agenda. In Sachen Kinderbetreuung legte sie sich fest: „Den Bau einer Kindertagesstätte müssen wir angehen.“
Das gleiche Ziel setzte sie sich bei der Ganztagsbetreuung in der Grundschule. Bei den von ihr als freiwillige Aufgaben definierten Vorhaben stand die künftige Nutzung des Parkhotels an erster Stelle. Zum Thema Freibad sagte Fuchs: „Es ist wichtig, dass das Angebot erhalten bleibt, in welcher Form auch immer.“ Mit der Zusammenarbeit mit der Hochschwarzwald Tourismus GmbH zeigte sich Janette Fuchs unzufrieden: „Diese Entscheidung muss korrigiert und angepasst und die Weichen für einen neuen touristischen Weg gestellt werden“. Zum Thema Hängebrücke sagte sie, dass ein Alternativstandort gefordert wurde: „Das Projekt muss zum Nutzen aller sein, und es soll über den Bau einen Bürgerentscheid geben“. Fuchs sprach in ihrer Rede auch den Motorradlärm an und forderte eine Geschwindigkeitsbegrenzung außerhalb der Ortseingänge. Zum Abschluss stellte sie die Frage, wie eine weitere vernünftige Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat möglich sein kann: „Ich habe viel Positives aber auch Negatives erlebt. Ich gehe meinen Weg; sachlich und zum Wohl von Todtmoos.“
Marcel Schneider
Marcel Schneider, der von beiden Fraktionen im Todtmooser Gemeinderat unterstützt wird, zeigte sich gleich zu Beginn seiner Rede optimistisch: „Ich bin überzeugt, dass ich hier und jetzt der richtige Mann für Todtmoos bin“. Als Grundlage seiner Arbeit sah er eine gute und verlässliche Kommunikation und das Ziehen an einem Strang. Er wünschte sich eine pragmatische Zusammenarbeit mit dem Ehrenamt. Schneider zeigte sich beeindruckt von Todtmoos als aktive Gemeinde. Zu den ihm gegenüber in Bürgergesprächen geäußerten, negativen Meinungen wie etwa „Stillstand in Todtmoos“ signalisierte Schneider Gesprächsbedarf: „Ich möchte das Bild bei den Menschen verändern, die anders denken. Machen wir uns auf den Weg.“
Als Ziele für Todtmoos nannte der Kandidat unter anderem gute Bildungs- und Betreuungsangebote sowie den dauerhaften Bestand der Grundschule. Auch die künftige ärztliche Versorgung und den Erhalt der Apotheke priorisierte Marcel Schneider. Konsequent vorantreiben wolle er das Thema Betreutes Wohnen. Zum Leerstand von Geschäften in der Hauptstraße schlug er vor, das Thema Pop-Up-Stores aufzugreifen. Für die geplante Hängebrücke forderte er ein transparentes Verfahren. Beim Tourismus vertrat Schneider die Meinung, dass ein Außenmarketing nicht ohne Verbünde gehe. Beim Innenmarketing sah er Handlungsbedarf. Für die Wallfahrt möchte er eine Strategie entwickeln, um Pilger länger im Ort zu halten. Für Todtmoos als Tourismusgemeinde definierte Schneider das Ziel, bei den Übernachtungszahlen wieder stärkste Kommune im Landkreis zu werden.
Tobias Büscher
Auf seine ganz eigene Art und Weise präsentierte Tobias Büscher seine Sicht der Dinge über die Aufgaben eines Bürgermeisters für Todtmoos. Seine grundlegende Erkenntnis: „Wir haben viele Baustellen in Todtmoos.“ Büscher, der seine Redezeit von 20 Minuten als einziger Kandidat in der Runde nicht voll ausschöpfte, priorisierte die Ärzteversorgung und den Erhalt der Apotheke in Todtmoos. Er schlug vor, den Verband der Ärzte Europas zu kontaktieren. Auch eine Gemeindepartnerschaft konnte sich Tobias Büscher gut vorstellen. Weitere Themen in seiner außergewöhnlichen Rede sorgten im Saal das ein oder andere Mal für Heiterkeit. Als Pendant zum winterlichen Schlittenhunderennen schlug er etwa vor, ein spektakuläres Sommerfest einführen zu wollen. Der Slogan des Festes: „Der stärkste Todtmooser“.
Aufgrund seiner beruflichen Beziehung zu Spanien konnte er sich vorstellen, dass sich zum Beispiel die Basken und die Todtmooser in der Bearbeitung von Bäumen messen könnten. In Erzählform nannte er Begegnungen und Gespräche mit Bürgern auf einer Sitzbank, die ihm ihre Sicht der Dinge über Todtmoos darlegten. Hier wurde auch das marode Erscheinungsbild des Parkhotels angesprochen, wie Büscher sagte. Als neue Einrichtung für Gäste und Einheimische nannte der Kandidat einen Vorschlag seiner neunjährigen Tochter, die sich einen Streichelzoo in Todtmoos gut vorstellen könne. Und noch eine Idee brachte Tobias Büscher in die Runde. In der Hauptstraße könne ein Honigautomat aufgestellt werden, dessen Teilerlös an die Schule und den Kindergarten fließen soll. Tobias Büscher abschließend: „Todtmoos ist eine klasse Gemeinde mit großem Potential.“
Das wollen die Wähler von den Bewerbern wissen
In der abschließenden Publikums-Fragerunde wurden Themen aus den Vorreden teilweise nochmals aufgegriffen.
- Zur Frage über die Zulässigkeit von Informationen der Gemeinde über Social Media Kanäle, wie von Marcel Schneider angeregt, antwortete dieser: „Es gilt hier, das Recht auf Datenschutz und zeitnahe Informationsmöglichkeiten abzuwägen.“

- An Janette Fuchs war die Frage nach ihrer Bewerbung als Bürgermeisterin in Ispringen gerichtet, obwohl ihr nach eigener Aussage Todtmoos am Herzen liegt. Fuchs führte an, dass sie hier, auch wegen der schwierigen, einsamen Corona-Zeit, ein Möglichkeit gesehen habe, näher bei ihrer Familie zu sein.
- Zur Frage, wie sie sich die Tatsache erkläre, dass die Gemeinderatsfraktionen den Kandidaten Marcel Schneider unterstützen, erklärte Fuchs: „Ich gehe ohne Wertungen in Gemeinderatssitzungen. Wir leben in einer Demokratie und ich treffe Entscheidungen nicht alleine.“
- Gefragt wurde aus dem Saal auch nach dem Rechtsanspruch auf Betreuung für Kinder ab einem Jahr und dessen Umsetzung in Todtmoos. Janette Fuchs vertrat die Meinung, dass zunächst der realistische Bedarf ermittelt werden müsse. Dann könne der Kindergarten neu gebaut oder erweitert werden. Schneider führte an, dass nach seiner Erfahrung der zunächst geringe Bedarf mit der Zeit steige. Als mögliche Alternative zu einem Neubau nannte er die Nutzung leerstehender Räume in den Schulgebäuden. Tobias Büscher erklärte, dass es in Todtmoos ausgebildete Leute gäbe, die als Tagesmutter oder –vater tätig sein könnten. Das Angebot an Kindertagesstätten sei gerade auf dem Land wichtig.