Mit dem Programm „Wipfelwärts – den Wald neu entdecken“ hatte das Grafenhausener Schwarzwaldhaus der Sinne bereits seit Anfang August ein abwechslungsreiches Programm rund um und im Wald angeboten. Den krönenden Abschluss bildete der Waldtag, der in Anlehnung an den bundesweit zum zweiten Mal stattfindenden Waldtag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft stattfand.
Schon morgens standen Angebote auf dem Plan der Veranstalter. Allerdings gingen die Grafenhausener erst zur Bürgermeisterwahl und kamen später in den Wald. Dann aber nutzten die zahlreichen Besucher gern das umfangreiche Angebot.
Die Bilder des Wildtierfotografen Klaus Echle, die entlang der Wanderwege um den Schlüchtsee gehängt worden waren, fanden bei den Spaziergängern großen Anklang. Denn nicht nur aus Grafenhausen kamen die Besucher, sondern auch aus den umgebenden Gemeinden, und auch zahlreiche Touristen erfreuten sich an dem Angebot.
Bei der Tour mit Förster Fritz Hugel erfuhren die Teilnehmer viel Interessantes über den Wald. Der Revierförster berichtete über die Erholungsfunktion des Waldes und den Wirtschaftsfaktor für die Eigentümer. Fritz Hugel erläuterte die Herausforderung den Wald nachhaltig im Sinne einer Erhaltung der Artenvielfalt und unter den sich verändernden Klima- und daraus resultierenden Witterungsbedingungen zu gestalten und zu bewirtschaften.
Mit kritisch besorgtem Blick wies der engagierte Förster auf die grünen Fichtennadeln am Boden hin, die auf einen Befall mit einer Borkenkäferart, wahrscheinlich dem Kupferstecher, hinweise. Ebenso erfuhren die Gäste den Grund für die blauen Klammern an den Spitzen der jungen Weißtannen – ein Schutz vor Rehverbiss.
Auch die Wanderung mit Hansjörg Küster bot den einheimischen und auswärtigen Besuchern viele interessante Informationen. Zunächst einmal wies der Biologe die Tourteilnehmer darauf hin, dass das mit der Natur beim Schlüchtsee nicht so weit her sei. Das mindere aber in keiner Weise Schönheit und Erholungswert des Waldes, so der Professor.

Dorothée Kuhlmann | Bild: Dorothée Kuhlmann
Der heutige Wald ebenso wie der Schlüchtsee seien durch menschlichen Einfluss entstanden. Bis ins Mittelalter seien Buchen-Weißtannen-Mischwälder die natürliche Vegetation in der Region gewesen. Dann wurden die Wälder flächig abgeholzt, das Holz in den Glashütten, für Köhler und als Bauholz verwendet.
Wo heute Wald ist, waren noch vor gut 200 Jahren Heiden, Weiden und Äcker, berichtete Hansjörg Küster den zum Teil verblüfften Besuchern. Das merkwürdige Wellenprofil des Bodens im Waldabschnitt oberhalb des Schlüchtsees sei auf ehemaligen Ackerbau zurückzuführen, erfuhren die Gäste. Natürlich gehörte auch der Besuch der dicken Danieltanne mit zu den beiden Touren.
Viele Besucher des Waldtages kamen bei den Aktiven der Nabu-Ortsgruppe am „Tännlegarten“ vorbei und konnten dort Interessantes über die Waldameisen erfahren. Die geschützten kleinen Krabbeltiere in den zum Teil imposanten Burgen seien ein wichtiger Faktor für den Wald, unterstrichen die Naturschützer. Nicht nur, dass die fleißigen Ameisen viele Waldschädlinge fressen, sie tragen mit ihren Bauten, die bis zu zwei Meter in die Tiefe reichen können, auch zur Bodenbildung bei. Neugierig verfolgten die kleinen Besucher die Ameisen entlang ihrer Straßen im Wald, die die Tiere zu den besten Futterplätzen hin anlegen.
Bei Sophia Elmlinger lernten die Besucher auf einer Tour durch den Wald zahlreiche Kräuter kennen. Da gab es so manches Aha-Erlebnis, welche Kräutlein nicht alle für Genuss oder Heilzwecke geeignet sind. Nach der Tour wurde aus den gesammelten Kräutern noch Kräutersalz hergestellt.
Hinter dem Zeltplatz zum Schlüchtsee hin hatte Künstlerin Hannah Kindler mit Waldtagsbesuchern ein Kunstwerk unter dem Motto „Schicksalsfäden“ in den Wald gesponnen.

Die Kinder hatten sowohl beim Basteln mit Naturmaterialien als auch beim Stockbrotgrillen Spaß.

Und wer noch genau wissen wollte, wie man sich im Wald bestens entspannen kann, ließ sich in Yoga und Waldbaden einführen.
Eine gelungene Veranstaltung, freuten sich die Organisatorinnen Angelika und Kerstin Heller. Bei Musik, Lyrik und Prosa wurden letzte Crêpes und Stockbrote und die abendliche Ruhe im Wald genossen.