Ein längerer Aufenthalt im Wartezimmer beim Arzt ist eine lästige Geduldsprobe. Während der Corona-Zeit kommt ein höheres Infektionsrisiko hinzu. Niedergelassene Hausärzte wie beispielsweise die Doppelpraxis Bohl im Ärztehaus Grafenhausen sind als Corona-Schwerpunktpraxis (CSP) registriert. Es werden Sprechstunden für Infektpatienten und Corona-Verdachtsfälle angeboten. Dabei gelten erweiterte Sicherheitsstandards und eine strikte Trennung von Patienten der Praxis.
Wartezimmer entlasten
Erkältungssymptome wie Schnupfen, Husten, Heiserkeit – mit und ohne Fieber – gehören im November und Dezember bei vielen Menschen zum Jahreskreislauf dazu. Bislang hieß es: In die Apotheke oder zum Hausarzt in die Praxis. Einfach mal schnell den fachkundigen Mediziner konsultieren geht derzeit jedoch nicht. In vielen Praxen wie beispielsweise bei den Fachärzten für Allgemeinmedizin in Grafenhausen werden Patienten in solchen Fällen in einer Extra-Sprechstunde behandelt (aktuell dienstags und donnerstags Nachmittag, bei Bedarf auch täglich). Sie betreten die Praxis nur über einen Seiteneingang.
Änderungen bei Praxisablauf
„Nicht einfach ohne vorherige Anmeldung in die Arztpraxis gehen“, betonte Barbara Bohl, Fachärztin für Allgemeinmedizin, im Gespräch. Zum Schutz vor Infektionen wurden auch Änderungen im Praxisablauf eingeführt. Derzeit dürfen Patienten die Praxis nur einzeln und nur nach Aufforderung betreten. Wartezeiten sind nicht zu vermeiden. Um das Wartezimmer zu entlasten, wird an die Patienten ein sogenannter „Pager“ ausgegeben. Pager sind kleine technische Geräte und dienen als digitales Personen-Rufsystem. Sie sind unter anderem in der Gastronomie verbreitet. „Der Gast bekommt das Gerät bei der Bestellung – wenn diese fertig ist, piept das Gerät, vibriert oder leuchtet. So etwa funktioniert in der Arztpraxis auch, der Patient kann dann im Auto warten“, erläuterte die Ärztin. Um einen geordneten Ablauf zu gewährleisten, ist bei Erkältungskrankheiten auch die telefonische Krankschreibung möglich.
Die Praxis arbeitet – ungeachtet der extremen Situation – dennoch im Normalbetrieb. Das bedeutet im Klartext: Neben Terminen bei akuten Erkrankungen können solche auch für besondere Untersuchungen sowie Laborkontrollen oder Impfungen vereinbart werden. Wichtig sei auch ein zwingend vorgeschriebener Mund-Nasen-Schutz. „Nur so kann sich nicht nur jeder selbst, sondern auch andere Patienten vor einer Verbreitung von Krankheitserregern schützen“, hob die Medizinerin hervor.
Corona-Schwerpunktpraxis
Bei der zentralen Anlaufstelle für Patienten mit Atemwegsinfektionen steht die Abstrich-Diagnostik im Mittelpunkt einer Corona-Schwerpunktpraxis. Eine Terminvergabe zum Abstrich erfolgt in der Regel je nach Kapazität innerhalb von 24 Stunden. In der Praxis Bohl in Grafenhausen werden alle Patienten mit Fieber, Erkältungssymptomen, Magen-Darm-Erkrankungen sowie Patienten, die erst kürzlich aus einem Krankenhaus entlassen wurden, in einer Extra-Sprechstunde behandelt.
Die Einrichtung einer Schwerpunktpraxis in Grafenhausen dient dem kurzen Weg für die Betroffenen. Somit können weite Fahrten zu Abstrichstellen in Bonndorf, St. Blasien oder der Kreisstadt Waldshut entfallen. Nach Angaben von Ärztin Barbara Bohl wird das Angebot auch von 80 bis 90 Prozent der eigenen Patienten angefragt und genutzt. Zwingend vorgeschrieben ist beim Nehmen eines Abstrichs eine besondere Schutzausrüstung mit Anzug oder Kittel sowie Brille und Handschuhe, die von der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KV) zur Verfügung gestellt werden.
„Um eine Ausbreitung des Coronavirus Sars-Cov-2 und die Lungenkrankheit Covid-19 einzudämmen und Infektionsketten zu unterbrechen, müssen Infektions- und Verdachtsfälle früh erkannt, isoliert und Hygienemaßnahmen konsequent eingehalten werden“, unterstrich Barbara Bohl die Notwendigkeit von Schwerpunktpraxen.