Seit gut drei Wochen herrscht reger Betrieb in den Schutzräumen des Landratsamts Waldshut. Im Untergeschoss der Kreisbehörde am Ochsenbuckel, das als Lagezentrum in Krisen- und Katastrophensituationen errichtet wurde und normalerweise für Übungszwecke benutzt wird, arbeiten zehn Bundeswehrsoldaten.
Die jungen Männer, allesamt Angehörige der Deutsch-Französischen Brigade aus Müllheim im Markgräflerland, unterstützen das Gesundheitsamt Waldshut bei der Nachverfolgung von Corona-Infektionsketten. Im Akkord telefonieren die Soldaten – ebenso wie rund 50 Mitarbeiter des Landratsamts und circa 20 externe Kräfte – mit Kontaktpersonen der im Landkreis auf Corona positiv Getesteten.
Der besondere Einsatz war ursprünglich bis zum 4. Dezember geplant. Da das Infektionsgeschehen weiterhin hoch ist, hat das Landratsamt eine Verlängerung zunächst bis zum 15. Januar 2021 beantragt. „Wir erwarten in den nächsten Tagen eine positive Rückmeldung der Bundeswehr„, teilt Pressesprecherin Susanna Heim auf Nachfrage diese Zeitung mit. Die personelle Unterstützung sei notwendig für die Kontaktnachverfolgung, fügt sie hinzu.
Für eine Verlängerung des Bundeswehreinsatzes setzt sich auch der Waldshuter CDU-Bundestagsabgeordnete Felix Schreiner ein. „Die Nachverfolgung der Kontakte von potenziellen Corona-Infizierten ist zentral für die Bekämpfung der Pandemie. Es ist daher für uns alle ein Gewinn, wenn wir professionelle Unterstützung durch die Bundeswehr erhalten“, teilte er am Dienstag schriftlich mit.
Zu Beginn des Einsatzes hatte er die Soldaten im Schutzbunker des Landratsamts besucht. „Es ist eine ganz besondere Atmosphäre hier unten. Das zeigt, dass die Lage ernst ist“, sagte der Abgeordnete, als er mit Landrat Martin Kistler durch die Räume schritt.
Dass kein Tageslicht in den Keller dringt, stört die Soldaten nicht: „Meine Männer sind sehr zufrieden und fühlen sich gut aufgehoben“, erklärte Stabsunteroffizier und Schichtleiter Michael Vollmer. Zur Übernachtung sind die Soldaten in einer Pension im Landkreis untergebracht. Dass die Nachverfolgung von Kontaktpersonen häufig nicht einfach ist, demonstrierte Ralph Schuberth anhand zweier Beispiele: Manche Kontaktlisten sind handschriftlich, was nicht immer einfach zu entziffern sei, auf anderen stehen nur Vornamen.
Und wie reagieren die Angerufenen, wenn sie erfahren, dass sie Kontakt mit einem Corona-Infizierten hatten und möglicherweise ebenfalls in Quarantäne müssen? „Die meisten sind verständnisvoll“, berichtete Schuberth. Bei einigen stelle sich heraus, dass sie bereits selbst positiv auf Corona getestet wurden, fügte der Unterstabsoffizier hinzu.
Nachverfolgung bei Schülern schwierig
„Die Standardfälle sind schnell erledigt“, sagte Corinna Schweizer. Etliche Covid-19-Fälle an Schulen hätten sich beispielsweise jedoch als „Rattenschwanz“ bei der Nachverfolgung entpuppt, nannte die für das Gesundheitsamt zuständige Dezernentin des Landratsamts eine der Schwierigkeiten.
Wenn Schüler im Unterricht eine Maske tragen und das Klassenzimmer regelmäßig gelüftet wird, gelten sie nach den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts als Kontaktperson der Kategorie 2. „Aber wenn sie in den Pausen keinen Abstand einhalten, zählen sie zur Kategorie 1“, erläuterte Schweizer. Es erfordere daher „ziemlich viel Nachforschung“, zu ermitteln, in welche Kategorie die betroffenen Kinder und Jugendlichen gehören.
„Es ist eine herausfordernde Zeit für die Mitarbeiter des Gesundheitsamts„, sagte Felix Schreiner bei seinem Besuch und fügte – auch an die Soldaten gewandt – hinzu: „Sie machen einen ganz wichtigen Job.“ Landrat Martin Kistler appellierte erneut an die Bevölkerung, sich „verantwortlich zu verhalten“.