539 Menschen sind aktuell im Landkreis Waldshut mit dem Coronavirus infiziert (Stand 26. November). Um eine weitere Verbreitung einzudämmen, sind insgesamt 80 Personen, darunter Mitarbeiter des Landratsamts, Bundeswehrsoldaten und externe Kräfte, sieben Tage die Woche mit der Nachverfolgung von Corona-Infektionsketten beschäftigt.
Da die Daten der Kontaktpersonen, die die positiv auf Corona Getesteten der Behörde übermitteln müssen, in manchen Fällen unvollständig oder sogar falsch seien, spricht Corinna Schweizer im Gespräch mit dieser Zeitung von einer „Detektivarbeit“.
Kontaktperson hat Namen gewechselt
Als Beispiel nennt die für das Gesundheitsamt zuständige Dezernentin des Landratsamts den Fall einer Frau, die als Kontaktperson genannt wurde, jedoch geheiratet und einen anderen Namen angenommen hatte sowie umgezogen war. „Es ist schwierig, so einen Fall in ein paar Stunden abzuarbeiten“, erklärt Corinna Schweizer.
„Vielen Menschen dürfte nicht bewusst sein, wie viel Aufwand dahinter steckt“, sagt auch Susanna Heim, Pressesprecherin des Landratsamts, über die Kontaktverfolgung, deren Ablauf in diesem Beitrag Schritt für Schritt skizziert werden soll. Die Kreisbehörde hat zu diesem Zweck der Redaktion auf Nachfrage eine interne Dokumentation zur Verfügung gestellt. Aus dieser geht hervor, dass das Gesundheitsamt zunächst diejenigen Personen kontaktiert, deren positives Corona-Testergebnis von den Laboren gemeldet wurde.
Jeder Infizierte, der vom Gesundheitsamt intern als sogenannter Indexfall bezeichnet wird, wird aufgefordert, der Behörde alle Kontaktpersonen ab 48 Stunden vor Symptombeginn oder ab dem Tag der Corona-Testung, falls keine Symptome aufgetreten sind, aufzulisten. Alle Indexfälle bekommen jeweils eine eigene Fallakte in einem datenbankbasierten Softwareprogramm namens Octoware, das die Behörde zur Kontaktverfolgung verwendet.
Handgeschriebene Zettel erschweren Nachverfolgung
Sobald die Liste mit Kontaktpersonen vorliegt – manchmal handele es sich dabei um handgeschriebene und schwer entzifferbare Namen, wie Stabsunteroffizier Ralph Schuberth, einer der im Landratsamt eingesetzten Bundeswehrsoldaten berichtet, – wird sie in die Software eingepflegt und dem entsprechenden Indexfall zugeordnet. Um zu vermeiden, dass Mitarbeiter parallel am gleichen Fall arbeiten, wird jede Liste in einen Ordner mit der Bezeichnung „in Bearbeitung“ abgelegt, bevor Name für Name darauf abgearbeitet wird.
Im nächsten Schritt greifen die Personenkontaktverfolger zum Telefonhörer beziehungsweise zur Freisprecheinrichtung, damit sie die Hände zum Tippen auf der Computertastatur frei haben. Im Gespräch mit der Kontaktperson ermitteln sie, in welche Kontakt-Kategorie – 1, 2, 3 oder kein relevanter Kontakt – diese nach den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts einzustufen ist. Dabei werden auch Art, Dauer und Zeitraum des Kontakts bewertet. Also beispielsweise, ob es sich um eine Begegnung im Freien oder ein gemeinsames Abendessen gehandelt hat.
Stellt sich im Laufe des Gesprächs heraus, dass die Kontaktperson der ersten Kategorie zugeordnet werden muss – dies ist zum Beispiel in der Regel der Fall, wenn sie im gleichen Haushalt wie der Indexfall lebt – muss sie dem Gesundheitsamt Auskunft über weitere personenbezogene Daten, zu ihrer Tätigkeit und Wohnsituation sowie eventuelle Symptome und Grunderkrankungen geben. In Folge wird eine Anordnung zur häuslichen Quarantäne mündlich ausgesprochen. Gegebenenfalls wird ein Covid-19-Test angeordnet.
Auf der Grundlage des Telefongesprächs erhält die Kontaktperson anschließend einen Eintrag in der Datensoftware und wird dem Indexfall zugeordnet. Zudem bekommt sie eine schriftliche Anordnung der Quarantäne per E-Mail oder Brief zugesandt.
Ortspolizei erhält Zugriff auf Daten
Auch Kontaktpersonen von externen Indexfällen aus anderen Landkreisen und Ländern werden nach diesem Schema aufgenommen. Die Daten der Kontaktpersonen als auch Indexfälle werden den Ortspolizeibehörden übermittelt, damit diese die Einhaltung der Quarantäne kontrollieren können. In Einrichtungen wie Schulen, Pflegeheimen und Asylheimen werden darüber hinaus die Leiter informiert.