Mit elf therapeutischen Mitarbeitern und etwa 20 Ehrenamtlichen hat die Fachstelle Sucht Waldshut im vergangenen Jahr über 1000 Suchtmittelabhängige und ihre Angehörigen betreut, knapp 2500 Einzelgespräche haben stattgefunden. Fast die Hälfte der Klienten von Roswitha Klotz-Birk (63) und ihrem Team hatte mit Alkohol Probleme, 27 Prozent mit Drogen wie Cannabis, 14 Prozent mit synthetischen Drogen wie Heroin, drei Prozent mit weiteren Stimulantien wie Nikotin oder Kokain. Fünf Prozent wollten vom Glücksspiel loskommen. 75 Prozent verlassen die Fachstelle mit einem erfolgreichen oder zumindest verbesserten Suchtstatus, wie die Jahresauswertung 2018 zeigt.

Vorträge an Schulen und in Betrieben

31 Präventionsveranstaltungen haben stattgefunden, das ist der Aufgabenbereich von Peter Grimm (34). Dabei geht es vor allem um die Themenbereiche Alkohol, Cannabis, Mediensucht und Glücksspiel. In Betrieben würden hauptsächlich Informationen über Alkohol und Glücksspiel nachgefragt, an Schulen auch zu Mediensucht. „Mit ist es wichtig, dass ich bei solchen Veranstaltungen zum Nachdenken anregen und auch auf die Möglichkeiten von Prävention und Beratung aufmerksam machen kann.“ Wenn dann Schüler auf ihn zukommen und ihm sagen, dass sie die Aufklärung auf Augenhöhe gut fanden, ist das ein schönes Kompliment für seine Arbeit.

Fünf Prozent der Klienten der Fachstelle Sucht Waldshut haben Probleme mit Glücksspiel. Die Fachstelle veranstaltet aber auch die ...
Fünf Prozent der Klienten der Fachstelle Sucht Waldshut haben Probleme mit Glücksspiel. Die Fachstelle veranstaltet aber auch die obligatorische Weiterbildung für Mitarbeiter von Spielhallen. | Bild: dpa

Peter Grimm ist auch zuständig für die Schulung von Mitarbeitern von Spielhallen. Die ist gesetzlich vorgeschrieben und umfasst eine zweitägige Erstschulung und später eine Nachschulung. Die Mitarbeiter sollen dabei für das Thema Glücksspielsucht und Prävention sensibilisiert werden und ein Gespür dafür entwickeln, wie sie mit gefährdeten Kunden umgehen. Außerdem müssen sie auf die Umsetzung des Spieler- und Jugendschutzes in Spielhallen achten.

Neues Konzept für MPU-Vorbereitung

Für dieses Jahr hat sich die Fachstelle vorgenommen, die MPU-Vorbereitungen konzeptionell umzugestalten. Das sind Vorbereitungskurse auf die Medizinisch-psychologische Untersuchung, die für die Wiedererlangung des Führerscheins erfolgreich absolviert werden muss. „Wir bieten solche Vorbereitungskurse seit den 1990er Jahren an“, sagt Roswitha Klotz-Birk. Ein Kurs bei der Fachstelle Sucht umfasst zehn Gruppenabende und drei Einzelgespräche. „Die Nachfrage nimmt zu“, sagt Jonas Firnkes (28). Wer seinen Führerschein wiederbekommen möchte, müsse alles in allem mit Kosten von rund 2500 Euro rechnen. 575 Euro berechnet beispielsweise die Fachstelle für ihren Kurs.

Bei der Fachstelle Waldshut wird dieses Programm so angepasst, dass Klienten mit Drogenproblemen und Klienten mit Alkoholproblemen zusammen in einem Kurs vorbereitet werden. „Ziel ist es, dass die Kursteilnehmer von den Erfahrungen der anderen profitieren“, so Firnkes. Außerdem könnten die Kurstermine durchgehend wöchentlich stattfinden. Es werden vier Kurse über das Jahr verteilt angeboten.

„Wir haben in Waldshut und Bad Säckingen ein großes Klientelaufkommen“, so Roswitha Klotz-Birk. „Man kann sagen, dass wir eine der gefragtesten Beratungsstellen im Landesverband für Prävention und Rehabilitation sind.“ Die Zahl der betreuten Menschen sei in den vergangenen Jahren etwa gleich geblieben. „Die Hemmschwelle ist nach wie vor hoch, das Schamgefühl ist groß.“ Der Leidensdruck müsse groß sein, bevor Betroffene und Angehörige bei der Fachstelle Hilfe suchen. Mit dem Problem Kaufsucht habe sie es erst einmal zu tun gehabt, und auch nur kurz, sagt Roswitha Klotz-Birk. „Die Frau war dann in einer Fachklinik für Alkoholkranke gut aufgehoben.“

Nächste Aktion informiert über Gefahren des Alkohols

Bundesweite Aktionen wie die nächste, die über Alkohol aufklären will, sollen helfen, Abhängige zu erreichen. „Alkohol? Weniger ist besser!“ ist das Motto einer Informationsveranstaltung in den Räumen der Fachstelle Sucht in der Kaiserstraße 17 in Waldshut. Es soll am 23. Mai ab 17 Uhr ein offener Austausch werden, bei dem Mitarbeiter Fragen beantworten und Tipps geben, wie man in einem Betrieb mit dem Thema Konsum umgehen kann. Ebenso besteht die Möglichkeit, mit Arbeitnehmern ins Gespräch zu kommen, die mit einer Suchterkrankung leben und die berichten, wie sie das in der Vergangenheit belastet hat und wie sie heute damit klarkommen.

Fachstelle Sucht Waldshut 2018 in Zahlen

1005 Suchtmittelabhängige und ihre Angehörigen wurden betreut, sie haben 2462 Einzelgespräche wahrgenommen.

410 Familien- und Angehörigengespräche wurden geführt.

397 therapeutische Gruppengespräche mit 1938 Teilnahmen fanden statt.

689 Klienten nahmen zum ersten Mal die Hilfe der Fachstelle Sucht in Anspruch

93 Klienten wurden in Fachkliniken vermittelt.

31 Präventionsveranstaltungen fanden statt, darunter Azubi-Workshops, Führungskräfteschulungen, Impulsvorträge in Betgrieben, Veranstaltungen mit Schulen.

Zwei Nichtraucherkurse wurden angeboten.

18 Selbsthilfegruppen hatten 375 Gruppentermine mit insgesamt 1723 Teilnahmen.

96,8 Prozent der Klienten zeigten sich in der Befragung zufrieden mit der Beratung im Hinblick auf das Suchtproblem; 99 Prozent äußerten sich positiv zum respektvollen Umgang der Mitarbeiter mit dem suchtkranken Klientel, so dass 84 Prozent ihren Beratungs- und Behandlungsplan eingehalten haben.

Kontakt: Die Fachstelle Sucht Waldshut hat elf therapeutische Mitarbeiter auf 6,9 Stellen und etwa 20 ehrenamtliche Mitarbeiter. Seit Januar neu im Team ist die Psychologin Birgit Gräfe (40). Ihr Aufgabengebiet umfasst beraterische Arbeit mit Einzelpersonen und Gruppen, hauptsächlich jedoch die Durchführung der ambulanten medizinischen Rehabilitation alkoholkranker Menschen.

Die Fachstelle Waldshut ist dem Baden-Württembergischen Landesverband für Prävention und Rehabilitation angeschlossen. Die Abteilung Alkohol, Medikamente, Glücksspiel, Suchtprävention und Gesundheitsförderung hat ihren Sitz in der Kaiserstraße 17 in Waldshut, Telefon 07751/89668-0; die Abteilung Jugend- und Drogenberatung in der Bismarckstraße 16, Telefon 07751/89677-0. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8.30 bis 12.30 Uhr; Montag und Dienstag 13.30 bis 18 Uhr; Mittwoch und Donnerstag 13.30 bis 16 Uhr; Freitag 13.30 bis 15 Uhr. Kontakt per Mail: fs-waldshut@bw-lv.de; Homepage: (http://www.bw.lv.de)

Die Außenstelle Bad Säckingen befindet sich in der Anton-Leo-Straße 2. Kontakt und Terminvereinbarung über die Fachstelle Waldshut.