Am Ende ging alles ganz schnell. Tiengen wird auch in Zukunft zwei Grundschulen an zwei Standorten haben. Der Plan, beide Einrichtungen an einem gemeinsamen Grundschulzentrum zusammenzuführen, ist passé. Ebenso der Name „Schule am Hochrhein“ (für Tiengen, nicht für Lauchringen).
Dafür wird es künftig – wie zu früheren Zeiten – eine Johann-Peter-Hebel-Grundschule und eine Hans-Thoma-Grundschule geben; jeweils mit eigenständigem Konzept, allerdings an gewechselten Standorten.
Und, vielleicht das Wichtigste daran: Die Entscheidung, die der Gemeinderat Waldshut-Tiengen jetzt traf, stellt alle Interessengruppen zufrieden. Eltern können weiter zwischen Ganz- und Halbtagsschule wählen.
- Weshalb kam es überhaupt zu der Grundschul-Diskussion in Tiengen? Nach der Abgabe der Werkrealschule an der Schule am Hochrhein nach Lauchringen, ergaben sich freie Raumkapazitäten an der Breitenfelder Straße. Die Johann-Peter-Hebel-Schule an der Schulstraße leidet wiederum unter akutem Raummangel, insbesondere im Bereich Mensa und Ganztagsschul-Räumlichkeiten. Deshalb sollte aus den beiden getrennten Standorten ein gemeinsames Schulzentrum am Standort Breitenfelder Straße gemacht werden.
- .Weshalb wurde dafür die „Schule am Hochrhein“ gewählt? Das dortige Schulgebäude bietet genügend Platz, unter anderem für eine Mensa. Deshalb sollte der Schul-Standort (Hebel-Schule)in der Innenstadt aufgegeben werden. Angenehmer Nebeneffekt: Das dann freiwerdende Schulhaus hätte genügend Platz für den aus allen Nähten platzenden Kindergarten St. Josef gehabt.
- Wo lagen die Stolpersteine auf dem Weg zu einem Schulzentrum? Sobald die Werkrealschule nach Lauchringen umgesiedelt ist, hätte die Grundschule der Schule am Hochrhein eine neue Dienststellennummer und eine neue Schulleitung gebraucht. Andernfalls wäre aus dem Schulzentrum die Johann-Peter-Hebelschule geworden. Der Prozess stockte, da eine fusionierte Schule ein neues Konzept braucht. Die Erarbeitung eines solchen Konzeptes, so die Stadtverwaltung, könne aufgrund der Kurzfristigkeit nur nach der formalen Fusion erfolgen. Darauf wollten sich insbesondere Lehrer und Eltern der Schule am Hochrhein nicht einlassen.
- Wo liegen die Unterschiede der beiden Tiengener Grundschulen? Die Schulen verfolgen unterschiedliche pädagogische Konzepte. Denn die Hebel-Schule ist eine verlässliche Ganztagesschule mit Mittagessen. Die „Schule am Hochrhein“ (neu: Hans-Thoma-Schule) ist eine Grundschule klassischen Stils mit nur Vormittags-Unterricht. Sie ist also eine Halbtagsschule.
- Was war die Folge? Wie ging es in der Grundschul-Diskussion weiter? So, wie es der Name vermuten lässt. Es wurde viel diskutiert. Aber nicht nur. Die Diskussionen wurden schärfer, es wurde auch gestritten. Und, so erinnert sich ein Teilnehmer, bald habe so etwas wie Krieg geherrscht. Aber am Ende kehrte dann doch wieder Frieden ein, dank der jetzt gefundenen Lösung.
- Hätte man überhaupt zwei pädagogische Konzepte an einem Standort zusammenführen können? Eigentlich nur, wenn man sich von der Idee verabschiedet, aus zwei Schulen eine zu machen. Also musste eine Kehrtwende folgen. Und dies passierte in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats von Waldshut-Tiengen am Montagabend im kleinen Saal der Waldshuter Stadthalle. Auf Antrag von Markus Ebi (CDU) wurde die Diskussion noch einmal aufgemacht und die beiden Schulleiter sowie die beiden jeweiligen Elternvertreter durften sich zu Wort melden.
- Und wie sieht nun das Ergebnis aus? In Tiengen wird es auch weiterhin zwei Grundschulen mit unterschiedlichen pädagogischen Konzepten an zwei Standorten geben. Da die Hebel-Schule als Ganztagesschule mehr Platz benötigt als die künftige Hans-Thoma-Schule, gibt es eine große Schul-Rochade. Die Hebel-Schule nimmt ihren Namen mit und residiert künftig an der Breitenfelder Straße. Die Hans-Thoma-Schule wechselt mit Namen an die Schulstraße.
- Hat der Beschluss des Gemeinderats auch finanzielle Auswirkungen? Ja. Wäre die Hebel-Schule am jetzigen Standort geblieben, wäre Baumaßnahmen in Höhe von geschätzten fünf Millionen Euro angefallen (Mensa und Sportübungseinheit). Diese entfallen nun. Allerdings muss auch das Schulgebäude an der Breitenfelder Straße ertüchtigt werden, unter anderem im Bereich Brandschutz.
- .Wie passiert nun mit den Schulbezirken, bleiben sie bestehen oder werden sie aufgelöst? Hierüber hat der Gemeinderat noch keine Entscheidung getroffen, sie soll allerdings noch im Laufe des Jahres 2019 fallen.
Die Schulen und ihre Namensgeber
In Tiengen wird es in Zunkft zwei eigenständige Grundschulen geben. Die Johann-Peter-Hebel-Schule und die Hans-Thoma-Schule (ehemals Schule am Hochrhein). Ein kurzer Überlick über das jeweilige pädagogische Konzept und die Namensgeber.
- Die Johann-Peter-Hebel-Schule ist ist eine verlässliche Ganztagsschule mit Mensa. Ihr Sitz ist seit jeher an der Schulstraße in der Innenstadt von Tiengen. Ab dem Schuljahr 2020/21 wechselt die komplette Bildungseinrichtung mit Beibehaltung ihres Namens an die Breitenfelder Straße. Namensgeber ist der Schriftsteller, Theologe und Pädagoge Johann Peter Hebel. Er wurde 1760 in Basel geboren und starb 1826 in Schwetzingen. Er gilt gemeinhin als Pionier der alemannischen Mundart-Literatur.
- Die Hans-Thoma-Schule ist eine Grundschule klassischen Stils. Sie existierte bereits vor der Fusion mit der Werkrealschule Lauchringen an der Breitenfelder Straße 20 in Tiengen. Ab dem kommenden Schuljahr bekommt sie ihren ursprünglichen Namen zurück. Das heißt, ab September 2019 besuchen ihre Schüler wieder die Hans-Thoma-Schule. Mit dem Schuljahr 2020/21 zieht die Hans-Thoma-Schule mit Konzept und Namen an die Schulstraße 1. Namensgeber ist der Maler und Grafiker Hans Thoma, geboren 1839 im Bernauer Ortsteil Oberlehen und starb 1924 in Karlsruhe.