Ursula Freudig

Schweinefleisch ist tabu – viel mehr dürften die Meisten nicht von der koscheren jüdischen Küche wissen. 16 – dies war auch die maximale Teilnehmerzahl – wollten Genaueres erfahren und nahmen im Rahmen der Jüdischen Kulturwoche an der Veranstaltung „Schabbes zol zayn“ teil.

Alles richtig? Monika Arnold aus Brunnadern (von links), Christian Adeler aus Lauchringen und Roswitha Uecker aus Albbruck beratschlagen ...
Alles richtig? Monika Arnold aus Brunnadern (von links), Christian Adeler aus Lauchringen und Roswitha Uecker aus Albbruck beratschlagen kurz, wie es bei ihrer „Mazzenkugel“ weiter geht. | Bild: Ursula Freudig

Organisatoren waren der Freundeskreis Jüdisches Leben in Waldshut-Tiengen und die Stoll-Vita-Stiftung. Die Teilnehmer bekamen nicht nur theoretische Einblicke in die Speisevorschriften und die Schlachtmethode (Schächten) der jüdischen Küche, sondern auch „schmackhafte“: Unter der Regie von Käthi Frenkel, einer fest in ihrem Glauben verankerten Jüdin aus Lengnau (CH), wurde in der Küche der Stoll-Vita-Stiftung gemeinsam gekocht und danach gemeinsam gegessen.

Schon gar? Ursula Albrecht kontrolliert die koscheren Hähnchenschlegel.
Schon gar? Ursula Albrecht kontrolliert die koscheren Hähnchenschlegel. | Bild: Ursual Freudig

In ungezwungener Atmosphäre hatten die Teilnehmer sichtlich Spaß am Zubereiten eines mehrgängigen koscheren Menüs wie es für gläubige Juden zur Feier des Shabbats und der Feiertage dazu gehört. Es gab gefüllten Fisch, garniert mit gekochten Rüebli, Hühnersuppe mit Mazzenknödel, Huhn, Mazzenkugel und ein Dessert mit verschiedenen Beeren. Was die jüdische Hausfrau – nach Frenkel ist der jüdische Mann in Zusammenhang mit Kochen zu vernachlässigen – dabei alles beachten muss, vermittelte sie in einem Vortrag, während die Gerichte vor sich „hin köchelten“ oder im Ofen waren. Käthi Frenzel war zusammen mit ihrem Mann Werner Frenzel nach Waldshut gekommen. Er sprach entsprechend der jüdischen Tradition, vor dem gemeinsamen Essen die Segenssprüche über Wein und Brot in Hebräisch und Deutsch.

Käthi Frenkel, Präsidentin der Christlich Jüdischen Arbeitsgemeinschaft Aargau (CH) und Leiterin der Koch-Veranstaltung in der Stoll ...
Käthi Frenkel, Präsidentin der Christlich Jüdischen Arbeitsgemeinschaft Aargau (CH) und Leiterin der Koch-Veranstaltung in der Stoll Vita Stiftung. | Bild: Ursula Freudig

"Eine jüdische Küche gibt es nicht"

Käthi Frenkel (73) ist Präsidentin der Christlich Jüdischen Arbeitsgemeinschaft Aargau (CH), die enge Beziehungen zum Freundeskreis Jüdisches Leben in Waldshut-Tiengen hat. Sie wohnt im schweizerischen Lengnau und kocht streng nach den jüdischen Speiseregeln, die auf die Thora (erster Teil der hebräischen Bibel) zurückgehen.

Frau Frenkel, was bedeutet das Wort koscher überhaupt genau?

Koscher bedeutet "rein", aber nicht im Sinne von "sauber", sondern "erlaubt" gemäß den religiösen Vorschriften. Das Gegenteil heißt unkoscher oder "trefe", also für Juden nicht zum Genuss erlaubt. Eine typische jüdische Küche gibt es aber nicht. Es gibt Juden auf der ganzen Welt. Sie haben ihre Speisezettel den landesüblichen Produkten angepasst.

Was sind die Grundregeln für koschere Mahlzeiten?

Erstens: Gewisse Tierarten sind zum Genuss verboten. Zweitens: Die erlaubten Tiere müssen nach Vorschrift getötet, geschächtet werden und drittens, wir dürfen Milch- und Fleischprodukte weder miteinander zubereiten, noch diese zusammen essen oder lagern.

Stichwort schächten – diese Schlachtmethode (Durchtrennen der Kehle, sodass die Tiere ausbluten) spaltet die Gemüter, was sagen Sie dazu?

Beim Schächten tritt der Tod innerhalb weniger Sekunden ein. In der Schweiz hat ein Großteil der Argumente gegen das rituelle Schlachten antisemitische Gründe. Man muss sich fragen, welche Methode tierfreundlich ist, keine Tötungsart ist "human". Ein Tierfreund wird also auf jeden Genuss von Fleisch verzichten müssen.