Peter Rosa

Eine Hand voll junger Draufgänger, ein Schafsbock und die letzten Vorräte – fertig ist die List. Der Legende nach waren es die Junggesellen, die Waldshut im Jahre 1468 vor den Eidgenossen gerettet haben. Im Geheimen sollen sie die letzten Vorräte der belagerten Stadt an den allerletzten Schafsbock verfüttert haben. Dick und fett ließen sie ihn dann auf der Stadtmauer spazieren.

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Damit sandten sie eine unmissverständliche Botschaft an die ebenfalls nicht gerade satten 16 000 Schweizer Belagerer: „Schaut her, wie gut wir noch im Futter stehen!“ Wieviel Wahres in dieser Legende steckt, ist unbekannt. Die Schweizer jedenfalls konnten sich untereinander nicht einigen, unterschrieben einen Friedensvertrag und zogen ab. Die Kirchweih zum Friedensschluss wuchs im Laufe der Jahre mit den weltlichen Feierlichkeiten zusammen und es entwickelte sich die Chilbi.

Die Arbeit beginnt schon zwei Wochen vor der Chilbi

„Wir sind der Legende nach die Grundlage für die Waldshuter Chilbi“, sagt Werner Späth, Zunftmeister der Waldshuter Junggesellenschaft 1486 stolz. So erinnern die Junggesellen bis heute an die rettende List. Vor und während der Chilbi finden verschiedene Traditionsveranstaltungen statt. Bereits rund zwei Wochen vor Beginn wird ein Schafbock „mit stolzem Gehörn“ in Anlehnung an seinen Götti mit Bier getauft, in diesem Jahr „Florian der Zunftübergreifende“. Der sogenannte Bock-Götti – Florian Schwald – wird aus den Freunden der Junggesellen ausgesucht. Die Ernennung gilt als große Ehre. Der Götti kümmert sich bis zur Verlosung um den Bock und springt ein, wenn der spätere Bockgewinner nicht im Stande ist, das Bock-Essen zu veranstalten.

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Die Junggesellen marschieren gemeinsam mit Bock und Bock-Götti beim großen Festumzug mit. Bei der anschließenden Verlosung fiebern 1000 ausgewählte Loskäufer mit, wie der Zunftmeister und seine Zunftbrüder je 100 Zahlen in ihrem eigenen Tempo vorzählen. Zuvor bindet der Altgeselle, das an Zunftjahren älteste Mitglied, einen Faden um eine Kerze, an dessen Ende ein Glas hängt. Sobald die Hitze der Flamme den Faden durchtrennt und das Glas zu Boden fallen lässt, ist die Verlosung beendet. Das Gewinnerlos ist das mit der zuletzt aufgerufenen Zahl. Traditionell wird der Bock im Herbst verspeist. Der eine oder andere Bock entging diesem Schicksal durch eine Begnadigung.

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Die Junggesellenschaft gibt es – nicht nur in Waldshut – bereits ab dem Mittelalter. Aus der früheren Handwerkerzunft entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte eine Gemeinschaft, die in den vergangenen Jahrzehnten vor allem der Brauchtumspflege verschrieben ist. Ihre Tracht stammt aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg und ist den Uniformen von Basler oder Freiburger Landsknechten des 15. Jahrhunderts nachempfunden.

Auch in der Jugendarbeit und der Fasnacht aktiv

1948 ging aus den Junggesellenschaft die Vereinigung der Ehemaligen hervor, die alle aktiven Junggesellen in ihre Reihen aufnimmt, die durch Heirat oder altersbedingt aus der aktiven Zunft ausscheiden. Als einer der Waldshuter Traditionsvereine gestalten die Junggesellen das öffentliche Leben auch abseits der Chilbi mit. Über das Vereinsleben hinaus organisieren sie Partys, sind in der Jugendarbeit und an der Fasnacht aktiv.

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Im Rahmen der 550. Jubiläums-Chilbi ist die Junggesellenschaft natürlich auch am Heimatabend und der Aufführung beteiligt, die in diesem Jahr die Belagerung und den Ursprung der Chilbi behandelt. Geladene Gäste dürfen sich auf die Teilnahme am „Jubiläums-Bott“ freuen, einer Zusammenkunft von Junggesellen und Ehemaligen aus ganz Deutschland. Bei diesem alle 25 Jahre stattfindenden Ereignis wird das Protokoll des letzten von vor 25 Jahren verlesen.

Zum Jubiläum gibt es 80 Steinkrüge

Anlässlich des Jubiläums gibt es 80 nummerierte Jubiläums-Steinkrüge mit Zinndeckel zu kaufen. Bereits das ganze Jahr über waren die derzeit mit zehn Zunftbrüdern relativ wenigen Junggesellen gut ausgelastet, wie bei thematischen Stadtführungen oder einer Jazz-Matineé. Nicht verpassen: Am Chilbi-Sonntag singen die Junggesellen beim Florianer-Wunschkonzert ein Lied auf der Bühne mit.