Auch der Schweizer Max Tobler ist ein erfahrener Pilot. Über 30 Jahre lang flog er Verkehrsmaschinen der Swissair, heute ist er als Simulator-Instrukteur für das Training von Linienpiloten tätig. Die Aussage der HSK kann er nicht nachvollziehen. Der 70-Jährige, der in Schweizer Medien wiederholt zum Thema zitiert wurde, bekräftigte gegenüber dieser Zeitung: „Für einen Berufspiloten in einem großen Passagierjet ist es theoretisch einfacher, in ein Kernkraftwerk zu fliegen, als auf einer kurzen Piste mit etwas Seitenwind aufzusetzen, wobei Letzteres zum Berufsalltag gehört.“
Doch was ist mit unerfahrenen Fliegern? Tobler unter Hinweis auf die Terroranschläge vom 11. September 2001: „Der Pilot, der die Boeing 757 ins Pentagon geflogen hat, war ein Flugschüler.“ Anders als von der HSK seinerzeit dargestellt, habe der Jet nicht vor dem Gebäude aufgesetzt, sondern das Ziel getroffen. Ein Überflugverbot bei Schweizer Kernkraftwerken besteht nur für Militärmaschinen. Laut ENSI hat das Bundesamt für Zivilluftfahrt jedoch eine Überflugbeschränkung erlassen. Sie besagt: Die Flugsicherung muss sicherstellen, dass in einem Radius von mindestens 1500 Metern um die Atomkraftwerke die Flughöhe wenigstens 1000 Meter beträgt. Auch das ist für Max Tobler kein Anlass zur Entwarnung: „Die Zeitspanne, in der von außen ersichtlich wird, dass ein ganz normaler Flug sich in einen Selbstmordanflug verwandelt, kann ein paar wenige Minuten betragen.“ (ger)