Frau Rindt, Sie haben als neu gewählte Stadträtin die ersten Sitzungen des Gemeinderates Waldshut-Tiengen erlebt. Haben Sie sich die Arbeit im Gremium so vorgestellt?
Ja! Ich bin seit fünf Jahren bereits im Ortschaftsrat in Gurtweil und konnte so die kommunale politische Arbeit kennenlernen. Daher weiß ich, dass scheinbar einfache Themen oft größere Diskussionen hervor rufen können. Ich persönlich finde genau diese Diskussion wichtig, um zum besten Ergebnis zu kommen.
Warum haben Sie sich als Kandidatin aufstellen lassen? Was war Ihre Motivation? Haben sich Ihre Erwartungen bisher erfüllt?
Mir ist es wichtig, dass sich unsere Stadt weiterentwickelt. Dabei spielt es eine große Rolle, ob wir als Stadt wachsen wollen oder an unserer Infrastruktur arbeiten. Ich persönlich sehe die Stärkung und den qualitativen Ausbau der vorhandenen Strukturen an erster Stelle und möchte mich hier besonders für die Betreuungs- und Bildungsangebote, aber auch für die Attraktivität der Innenstädte stark machen. Meine Erwartungen hierzu sind hoch, dazu benötigt es aber noch viel mehr Zeit. Außerdem motivierte mich auch die (manchmal sehr unsachliche) Diskussion in den sozialen Netzwerken. Meckern und Motzen können viele. Sich aber auch zu engagieren um das, was man nicht richtig findet zu verändern, war auch meine Motivation.
Was war bisher für Sie als Stadträtin die größte Herausforderung?
Der Zeitfaktor. Mit einem elf Monate alten Kind ist es nicht immer einfach, allem gerecht zu werden. Tagsüber steht unser Sohn an erster Stelle, abends nehme ich dann die Termine des Gemeinderates wahr und versuche so oft wie möglich, mich in Themen einzuarbeiten oder sie vorzubereiten.
Welche Themen waren für Sie bisher besonders spannend und warum?
Besonders spannend finde ich die Themen, die viele Menschen bewegen, wie zum Beispiel der geplante Bau des barrierefreien Zugangs am Rathaus Tiengen. Finanziell gesehen (bisher) kein Großprojekt, dennoch für viele ein bewegendes Thema. Bei diesen Themen gilt es, die Wünsche und das Sinnvolle mit dem finanziell Machbaren zu kombinieren, was leider meist die größte Hürde darstellt.
Welches Thema/Projekt liegt Ihnen für die Zukunft am Herzen?
Der Ausbau der Schulen. Der Grundstein wird in gut ausgestatteten Grundschulen gelegt, die den Kindern eine familiäre Umgebung bieten, in der sie sich wohlfühlen und gut betreut sind. Seit diesem Schuljahr gibt es nur noch eine Hauptschule im Stadtgebiet und jeweils zwei starke Realschulen und Gymnasien. Unsere Aufgabe ist es, allen Schularten gerecht zu werden, um das Bildungsangebot aufrecht zu halten. Dazu gehören besonders die Modernisierungen und Erweiterungen der Gebäude, um die Schülerzahlen aufnehmen zu können. Der Zulauf in der Hauptschule signalisiert ein deutliches Bekenntnis zu dieser Schulart und sollte unbedingt berücksichtigt werden. Damit stärken wir auch unsere Realschulen und die Gymnasien. Nur mit einem qualitativ guten, sowie quantitativ ausreichenden Betreuungs- und Bildungsangebot bleiben wir als Stadt attraktiv für Familien.
Welche Herausforderungen kommen nach Ihrer Sicht noch auf den Gemeinderat zu?
Viele Projekte und damit verbundene Befindlichkeiten müssen unter einen Hut gebracht werden. Dies ist sowohl zeitlich, als auch finanziell und emotional eine Herausforderung, da einiges ansteht. Wir müssen Prioritäten setzen und diese zügig abarbeiten. Aber gerade die Priorisierung ist der schwerste Part, da jeder andere Projekte für wichtiger ansieht. Hier ist ein Konsens gefragt, der zwischen allen 26 Gemeinderatsmitgliedern und der Verwaltung gefunden werden muss.
Wie hoch ist der Zeitaufwand, um sich für die Sitzungen vorzubereiten?
Sehr unterschiedlich. In manchen Themen ist man bereits gut drin und braucht kaum Vorbereitung, andere sind völlig neu. Manchmal erscheint einem ein Thema auf den ersten Blick als völlig schlüssig und in Gesprächen innerhalb der Fraktion oder mit Freunden und Familie wird auf einmal klar, dass es noch ganz andere Sichtweisen gibt. Mancher Zeitaufwand lässt sich aber sehr angenehm beim Einkauf in der Stadt und den damit verbundenen Gesprächen kombinieren.
Könnten Sie sich schon jetzt vorstellen, in vier Jahren erneut als Stadträtin zu kandidieren?
Das kann ich noch nicht beurteilen, dafür ist die bisherige Zeit im Gemeinderat viel zu kurz. Im Gremium fühle ich mich aber bisher sehr wohl, da viel gesprochen und offen kommuniziert wird, man kann mit allen prima auskommen.