Jonathan Boese

Leander öffnet die Tür zur Stadthalle und bittet die Gäste herein. Er ist neun Jahre alt, trägt Hemd und Krawatte. Schließlich ist er ja auch der stellvertretende Bürgermeister von "Fezitty". 47 Einwohner hat diese Stadt, alle sind zwischen sieben und zwölf Jahren alt. Das Stadtgebiet der Kinderstadt erstreckt sich auf der gesamten Fläche der Tiengener Stadthalle.

Fünf Tage lang spielen die Jungen und Mädchen im Rahmen der Sommerferienaktion "Ferien zuhause" (Fez) des Kinder- und Jugendreferats der Stadt Waldshut-Tiengen das Leben und Arbeiten in einer eigenen kleinen Stadt von neun bis 16 Uhr nach. Natürlich unter Aufsicht eines sich zurückhaltenden Betreuerteams.

Nahversorgung: Oviel, Valerie, Isabel und Ida (von links) arbeiten zurzeit im kleinen Supermarkt der Spielstadt. Bilder: Jonathan Boese
Nahversorgung: Oviel, Valerie, Isabel und Ida (von links) arbeiten zurzeit im kleinen Supermarkt der Spielstadt. Bilder: Jonathan Boese

Gestern Abend wurde Leander von den Bürgern der Stadt ins Rathaus gewählt. Stolz führt er seine Besucher nun herum. Gleich neben dem Rathaus zeigt er auf die Post. Leander erklärt, man könne hier jedem Briefe schreiben. Die Postkarten dazu würden natürlich auch von Mitbürgern Fezittys gestaltet werden. Man könne sie hier kaufen, vorausgesetzt man habe genug "Walties", die stadteigene Währung.

Umgang mit Geld wird geübt

Ganz zu Beginn der Woche erhielt jeder Bürger der Kinderstadt zwölf "Walties". Zwei mal am Tag bekommen sie nun auf dem eigens errichteten Arbeitsamt einen neuen Job, für den sie natürlich in "Walties" bezahlt werden. Zur Auswahl stehen neben einem Schönheitssalon eine Bar, ein kleiner Supermarkt, das Postamt, eine Kreativwerkstatt und was eben sonst noch zu einer richtigen Stadt gehört. Von dem Geld können sich die Kinder Verschiedenes kaufen: Süßigkeiten, Getränke, oder sie nutzen die Angebote ihrer Mitbürger, beispielsweise im Schönheitssalon.

Orientierung: In der Kinderspielstadt „Fezitty“ gibt es viel zu sehen. Die Schilder helfen einem, sich zurecht zu finden.
Orientierung: In der Kinderspielstadt „Fezitty“ gibt es viel zu sehen. Die Schilder helfen einem, sich zurecht zu finden.

Der Umgang mit dem Geld will aber geübt sein, denn auch für das Mittagessen werden einige "Walties" benötigt. Leander, der zweite Mann im Rathaus der Kinderstadt, verrät: "Ich musste mir gleich am ersten Tag Geld leihen, sonst hätte ich das Essen nicht bezahlen können. Jetzt passe ich auf und bin sparsam."

Jeden Abend kommen Fezittys Bürger zusammen, um über ihre Bürgermeister abzustimmen. Leander, Politiker durch und durch, ist bereits im Wahlkampf: "Natürlich möchte ich wiedergewählt werden." Auf der Kandidaten-Liste stehe er jedenfalls bereits.

Versorgung: Cocktails aus leckeren Säften: Sarah und Marie (von links) arbeiten zurzeit in Fezittys Bar. Ein Getränk kostet zwei ...
Versorgung: Cocktails aus leckeren Säften: Sarah und Marie (von links) arbeiten zurzeit in Fezittys Bar. Ein Getränk kostet zwei Walties. Bild: Jonathan Boese
Information: Einmal am Tag erscheint in „Fezitty“ eine eigene Zeitung, in der sich die Bürger über das Stadtgeschehen informieren ...
Information: Einmal am Tag erscheint in „Fezitty“ eine eigene Zeitung, in der sich die Bürger über das Stadtgeschehen informieren können. Simon, Noah und Betreuer Marius (von links) besetzen die Redaktion.