Carla Agostinelli-Neuhoff hatte sich schon damit abgefunden, dass sie zum Ende des Jahres ihre Praxis in der Tiengener Hauptstraße endgültig schließen muss. Jahrelang hatte die Internistin vergeblich einen Nachfolger gesucht, der ihre Arbeit fortsetzt.
Auf die letzte Minute hat sich nun mit Georg Steinfurth ein Mediziner bei ihr gemeldet, der eine neue Wirkungsstätte sucht. Der gebürtige Todtnauer, der zuletzt in der Schweiz arbeitete, wird ab Februar in Tiengen praktizieren. Dass die Praxis frei wird, hatte er durch einen Bericht dieser Zeitung über die Schließung erfahren.
„Ich dachte erst, einer meiner engsten Freunde wolle einen Scherz machen“, erinnert sich Carla Agostinelli-Neuhoff im Gespräch mit dieser Zeitung an den Anruf von Georg Steinfurth vor wenigen Wochen in ihrer Praxis. Der vermeintliche Scherz entpuppte sich als ernsthaftes Angebot, und noch am selben Abend trafen sich die beiden Mediziner, um die Praxisübernahme zu besprechen.
Für Carla Agostinelli-Neuhoff ist die Nachfolge wie ein Weihnachtsgeschenk
„Das ist wie ein Weihnachtsgeschenk. Jetzt kann ich mit einem guten Gefühl ins neue Jahr starten“, freut sich Carla Agostinelli-Neuhoff, die ihre Praxis nun in guten Händen weiß. Ihr Nachfolger ist für sie kein Unbekannter: „Wir sind uns schon mal bei einem Vortrag in Höchenschwand begegnet“, erzählt sie.
Aufmerksam gemacht auf die Schließung der Praxis habe ihn ein Bekannter, der in dieser Zeitung gelesen hatte, dass Carla Agostinelli-Neuhoff Ende dieses Jahres aufhöre.
„Doch warum ausgerechnet Tiengen, wo doch auch Arztpraxen in Ühlingen-Birkendorf und auf dem Hotzenwald Nachfolger suchen?“, wirft Georg Steinfurth selbst die Frage auf, wieso er diesen Standort gewählt hat. Dies hänge mit dem privaten Engagement des Mediziners für eine evangelische Freikirche zusammen, die plane, ihre Aktivitäten am Hochrhein auszubauen, wie Steinfurth erzählt.
Wie geplant, schließt die 70-jährige Carla Agostinelli-Neuhoff zum Jahresende ihre Praxis in der Tiengener Hauptstraße gegenüber dem Rathaus. Georg Steinfurth, der 14 Jahre lang eine Hausarztpraxis in Todtnau im Nachbarkreis Lörrach führte, plant, die Tiengener Praxis Anfang Februar wieder zu öffnen. „Zunächst wie bisher nur für Privatpatienten“, sagt der 56-Jährige.
Da er die vergangenen Jahre in der Schweiz gearbeitet hat, muss er die Kassenzulassung in Deutschland neu beantragen. „Ich befürchte, dass diese erst zum 1. April vorliegt“, fügt er hinzu. Dann will er fünf Tage die Woche sowohl für Privat- als auch Kassenpatienten da sein. „Ich gehe voll motiviert an den Job“, sagt der neue Tiengener Arzt, den seine Frau Kerstin als gelernte Krankenschwester und Praxismanagerin unterstützen wird.