Echte Kunst für alle zugänglich zu machen, anstatt sie in einem Lager verstauben zu lassen. Mit diesem Ziel ist die Artothek vor drei Jahren an den Start gegangen. Nach Ende der Pilotphase wird das Projekt im Gemeinderat durchaus kontrovers betrachtet. Das Angebot soll aber in der jetzigen Form voraussichtlich noch zwei Jahre weiterlaufen. Dann werden die Räumlichkeiten in der Mozartstraße als Ausweichquartier für den benachbarten Kindergarten St. Christophorus benötigt, wie Oberbürgermeister Martin Gruner erklärte.

79 Kunst-Ausleihen in drei Jahren

Die Artothek war zunächst ein aus der Not geborenes Angebot. In der Corona-Zeit sollte Kunstbegeisterten Gelegenheit gegeben werden, Kunstwerke nach Hause zu holen, wodurch zugleich die zunehmenden Platzprobleme im Lager der städtischen Kunstsammlung entschärft wurden, erinnerte Kulturamtsleiterin Kerstin Simon in der jüngsten Gemeinderatssitzung.

Inzwischen habe sich die Artothek im Hausmeisterhaus der Theodor-Heuss-Schule aber durchaus passabel etabliert: Acht Ausstellungen hat es in den vergangenen Jahren gegeben, im Schnitt seien diese von 130 Menschen besucht worden. Etliche Besuche von Schulklassen, Kindergärten und anderen Einrichtungen hätten der Zielsetzung Rechnung getragen, niederschwellige Kunstvermittlung zu ermöglichen.

79 Kunstwerke seien jeweils für ein Jahr ausgeliehen worden. Gemietet haben sowohl Privatleute als auch Firmen. „Erfreulich ist, dass auch die Zahl der Kunstschenkungen im Lauf der Zeit zugenommen hat“, so Simon weiter. Durch die Ausleihen seien 1200 Euro pro Jahr eingenommen worden. Dem stehen laut Simon aber auch Kosten in Höhe von 2200 Euro für Heizung und Strom gegenüber.

Im Lauf der Zeit seien auch weitere Nutzer mit in das Haus in der Mozartstraße eingezogen. Im Keller wurden Lagermöglichkeiten for den Freundeskreis Städtepartnerschaft geschaffen. Auch die Schulsozialarbeit der Theodor-Heuss-Schule ist Anfang des Jahres in die Artothek mit eingezogen.

Kontroverse Reaktionen aus dem Gemeinderat

Die Lage der Artothek wird von einigen Mitgliedern als Teil des Problems gesehen. Die Einrichtung in der Mozartstraße befindet sich in ...
Die Lage der Artothek wird von einigen Mitgliedern als Teil des Problems gesehen. Die Einrichtung in der Mozartstraße befindet sich in Randlage, was sich auch an der Zahl der Nutzer bemerkbar macht. | Bild: Völk, Melanie

„Ich finde die Bilanz nicht gerade berauschend“, kommentierte Harald Würtenberger (FW) die Darstellung der Kulturamtsleiterin. „Zu teuer, zu wenig Zuspruch“ – im Grunde gebe es keinen Grund, die Einrichtung weiterzubetreiben, so Würtenbergers Verdikt. Denn zu den Energiekosten müssten auch noch Personalkosten sowie der Ausfall möglicher Mieteinnahmen hinzugerechnet werden.

Die Grünen-Fraktion sah dies vollkommen anders: „Kunst ist immer ein Zuschussgeschäft“, konstatierte Petra Thyen. Dennoch sprach sie sich für den Weiterbetrieb der Einrichtung aus. Ihre Fraktionskollegin Claudia Linke schlug unterdessen vor, die Artothek in die Innenstadt zu verlegen: „Kultur gehört in die Stadt.“ Abgesehen von der Belebung eines leerstehenden Geschäfts böten sich auch ganz andere Möglichkeiten. Insbesondere sei eine stärkere Frequenz zu erwarten wie am jetzigen Standort in Randlage.

Für den Erhalt der Einrichtung spach sich auch Silvia Schelb (SPD) aus. Die Artothek erweise sich als gute Einrichtung, mit der Mehrfachnutzung sei zudem eine passable Lösung gefunden.

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Stadt fährt bei Weiterbetrieb „auf Sicht“

Trotz aller Fürsprache aus dem Gremium und einem am Ende deutlichen Votum für den Weiterbetrieb sind die Tage der Artothek in ihrer jetzigen Form und am jetzigen Standort weitgehend gezählt, wie OB Gruner darstellte.

In etwa zwei Jahren stehe die Sanierung des benachbarten Kindergartens St. Christophorus an. Das Artothek-Gebäude sei dann als Teil einer Zwischennutzung-Lösung im Gespräch. Gruners Kompromissvorschlag für den Weiterbetrieb der Artothek lautete daher: „Wir fahren auf Sicht. Wenn wir wissen, wie die konkreten Pläne des Trägers für den Kindergarten aussehen, sehen wir weiter.“

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