„Der Bibliothek-Ausweis wird künftig so wichtig wie die Bankkarte“, sagt Kulturamtsleiterin Kerstin Simon scherzhaft und demonstriert, wie Nutzer künftig in die Waldshuter Stadtbibliothek kommen.
Mit einigen Besuchern hat sie die ersten Stufen der neuen Außen-Treppe erklommen und steht vor dem Aufzug, der künftig den barrierefreien Zutritt in das Waldshuter Kornhaus ermöglichen soll.
Links neben dem Aufzug ist ein Terminal angebracht, hält man den Bibliotheksausweis dagegen, öffnet sich Türe zur Bücherei und ermöglicht den Besuch auch außerhalb der personalgebundenen Öffnungszeiten.
Auf Einladung des CDU-Ortsverbandes führten die Kulturamtsleiterin und Oberbürgermeister Philipp Frank Interessierte durch das Waldshuter Kornhaus und kamen aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. „Das Kornhaus ermöglicht jetzt eine Nutzung für alle Generationen. Es ist ein idealer Zustand für Vereine, die Jugendlichen und die Bürger“, freut sich Oberbürgermeister Philipp Frank. Und Kulturamtsleiterin Kerstin Simon fügt hinzu: „Die neue Stadtbibliothek soll ein Ort sein, in dem man sich gerne aufhält und auch aufhalten sol.“
Wie das ermöglicht werden soll, lässt sich schon jetzt, einen knappen Monat vor der offiziellen Eröffnung erahnen – auch wenn noch Arbeitsgeräte und Farbeimer in den Räumen stehen, die Regale leer sind und Möbelstücke und Sitzgelegenheiten zum Schutz noch abgedeckt sind.

Beim Betreten des Eingangsbereichs fallen den Betrachtern sofort die knalligen Farbe ins Auge. In der rund 160-jährigen Geschichte des Gebäudes haben zahlreiche Farben die Wände geziert. „Zu Beginn der Arbeiten wurden Farbproben von den Wänden genommen. Aus diesen Farbproben sind dann die Farben entstanden. Die Blau-, Rot- und Grüntöne waren also schon vorhanden“, erklärt Simon.

Ein paar Räume weiter, in der Brettspielothek, entdeckt der aufmerksame Betrachter, wie opulent die Wände des Kornhauses einst geschmückt waren und wie das satte rot im Eingangsbereich entstanden ist: In der Wandpaneele spitzt, von einer Glasscheibe geschützt, eine sattrote Tapete mit Blumenmuster hervor.

„Es ist ein altes Haus mit Geschichte“, erklärt Simon. Die Paneele an den Wänden seien so gut es ging erhalten worden. „Wo es nicht mehr ging, wurden sie farblich abgesetzt und so angedeutet“, erklärt Simon weiter.
Die Eröffnung der Stadtbibliothek
Die neue Stadtbibliothek soll nach den Worten von Kerstin Simon ein öffentliches Wohnzimmer werden. In allen Räumen soll es Platz geben, sich in die Bücher zu vertiefen. Wie etwa im Eingangsbereich auf den breiten Treppenstufen, die bei der Besichtigung auch gleich ausprobiert werden.
Von diesem Bereich geht es auch in die zweite Etage der Stadtbibliothek, die mit der Sanierung auch mehr Platz bekommen hat. Während in der ersten Etage nur noch kleine Arbeiten auf die Erledigung warten, zeigen die vielen Geräte der Handwerker, dass hier schwer gearbeitet wird.
Die untere Etage ist mit dem Eingangsbereich, den Räumen für Kinder- und Jugendliteratur und der Brettspielothek laut Kerstin Simon der kommunikativere Bereich. In der oberen Etage geht es mit Lesebereich und Arbeitsraum hingegen etwas stiller zu.

Für Wohlfühlatmosphäre soll auch sorgen, dass die Räume nicht mit Bücherregalen vollgestellt sind. Die Bücher stehen künftig auf Regalen an den Wänden oder sind bei den zahlreichen Sitzgelegenheiten zum Greifen nah.

Neu ist in der Bücherei auch ein Café-Bereich mit Zeitschriften- und Zeitungsecke. „Hier darf auch gegessen und getrunken werden“, so Simon. Zudem gibt es jetzt auch einen Kombi-Raum, in dem die Sachbücher zu finden sind und der als Veranstaltungsraum Platz für bis zu 50 Personen sind.

Die Möbel, inklusive Sofas, befinden sich auf Rollen und können zur Seite gefahren werden, aus der Decke lässt sich eine Leinwand herunterfahren.

Eine Besonderheit gibt es übrigens auch am Boden und an der Decke. Der Boden in der Stadtbibliothek ist naturbelassen und wird nicht versiegelt, sondern geseift.

Wie das in der Praxis funktioniert, schauten sich die Verantwortlichen vorab in einem Hotel an.
Und die Decken der Stadtbibliothek sind mit Schallschutz ausgestattet – vom Material her auch eine Hommage an das denkmalgeschützte historische Gebäude.