Von Ohrensausen heimgesucht worden ist der den Chef der Schwarzen im Land, der damals als Ministerpräsident von Baden-Württemberg amtierenden Erwin Teufel, auf einer Dienstreise. Ihm war die Eröffnung des Autobahntunnels von Tiengen am 14. November 1997 so auf die Ohren geschlagen, dass er sich wegen einer Störung der Hörfähigkeit noch Wochen danach immer wieder ambulant behandeln lassen musste.
Landesvater muss zum Ohrenarzt
Die Nachricht, dass der Landesvater zum Ohrenarzt musste, ging Anfang Dezember 1997 durchs Land – also rund drei Wochen nach dem auslösenden Vorfall in Tiengen. Der Regierungschef soll allerdings schon vor dem Zwischenfall am Westportal des Bürgerwaldtunnels gelegentlich leichte Hörprobleme gehabt haben.
Für die angeschlagenen Trommelfelle des Ministerpräsidenten waren die eigens aus dem Hegau zum Einweihungsfest nach Tiengen gerufenen historischen Kanoniere der „Badischen Artilleriekompanie Welschingen“ eindeutig die falschen Therapeuten.
Während Landes-Verkehrsminister Hermann Schaufler und Staatssekretär Henke vom Bundesverkehrsministerium die von ihnen erzeugten Böllerschüsse unbeschadet überstanden, war der von Teufel mit der Reißleine ausgelöste Kanonendonner zu viel für seine geplagten Ohren. Tage später machten sich erste Hörprobleme bemerkbar.
Tiengen fühlt sich unschuldig
In Tiengen stieß die Meldung vom Malheur des Landesvaters auf höfliches Interesse. Man wünschte ihm gute Besserung, fühlte sich ansonsten jedoch unschuldig. Zumal in der von der Deutschen Presseagentur verbreiteten Nachricht das den Regierungschef beschädigende Geschehen fälschlich von Tiengen nach Waldshut verlegt worden war.
Denn da war vom Waldshuter Tunnel die Rede und von der „örtlichen Bürgerwehr im südbadischen Waldshut“, welche die Salutschüsse abgelassen hätte. Was die Lokalzeitungen zur Genugtuung aller patriotischer Tiengener prompt mit der glossierenden Meldung richtig stellten, dass Erwin Teufel mit seinem Gehörschaden nicht aus Waldshut, sondern aus Tiengen heimgekehrt war.