Mit drei donnernden Kanonenschüssen wurde am 14. November 1997 am Westportal des Bürgerwaldtunnels der Verkehr auf der Umfahrung Tiengen der Autobahn 98 freigegeben. „Am Abzug war der damalige Ministerpräsident Erwin Teufel“, berichtet Dieter Bollinger.
Der gelernte Bauingenieur und heutige Referatsleiter „Straßenbau Süd“ beim Regierungspräsidium Freiburg hatte das Straßenbauprojekt ab Mai 1995 als Stellvertreter der Lauchringer Neubauleitung begleitet. Im Gespräch mit dieser Zeitung erinnert sich Bollinger an die Bauarbeiten und die Fertigstellung des Bürgerwaldtunnels.

Für zwei Jahre der längste Autobahntunnel Deutschlands
„Damals war er der längste Autobahntunnel in Deutschland“, sagt Bollinger nicht ohne Stolz. 1435 Meter beträgt der Abstand zwischen den beiden Portalen. Lange hielt der Bürgerwaldtunnel den Rekord allerdings nicht: Am 12. August 1999 wurde der 2530 Meter lange Engelbergtunnel bei Stuttgart fertiggestellt.
Beim Tunnelanschlag für das Ostportal des Bürgerwaldtunnels im Februar 1994 hatte der baden-württembergische Landeschef einen zügigen Ausbau der A 98 versprochen. „Wir alle werden hinterher sein, darauf können Sie sich verlassen“, sagte Teufel damals. Doch auch fast drei Jahrzehnte später ist eine durchgängige Hochrhein-Autobahn Zukunftsmusik.

Was jedoch den Bürgerwaldtunnel als Herzstück des Autobahn-Teilabschnitts zwischen Tiengen-West und Lauchringen betrifft, sind nach Dieter Bollingers Ansicht „die Erwartungen voll erfüllt worden“. Der Straßenbauexperte erklärt: „Die Entlastung von Tiengen ist da.“
Beliebte Tunnelpatin Edeltraud Teufel
Als „Glücksfall“ bezeichnet Bollinger die Frau des damaligen Ministerpräsidenten, Edeltraud Teufel, die die Patenschaft für die Bauarbeiten übernommen hatte. „Ihre offene und herzliche Art hat sie hier am Tunnel immer wieder gezeigt. Sie hatte keine Berührungsängste mit den Mineuren und Tunnelarbeitern“, erinnert er sich an Edeltraud Teufel, die Ende 2020 verstarb.

Extra errichtete Container für Mitarbeiter
Bis zu 100 Menschen gleichzeitig arbeiteten laut Dieter Bollinger zu Spitzenzeiten auf der Baustelle für den Bürgerwaldtunnel. Die Arbeiter wohnten in einem eigens errichteten Containerdorf, das sich in der Nähe des heutigen Ostportals befand. Der Beton für die Tunnelröhre wurde vor Ort hergestellt.
International ging es auf der Baustelle zu: Bei den Arbeitern, die den Hohlraum für den Tunnel geschaffen haben, handelte es sich Bollinger zufolge um österreichische Fachkräfte. Die Männer, die die Röhre mit Beton verschalten, kamen aus Polen. Das ausführende Bauunternehmen war Hochtief aus Essen.
Dieter Bollinger erinnert sich im Gespräch an eine weitere Besonderheit beim Bau des Bürgerwaldtunnels. Bis dahin durfte in der Regel außer der Patin keine Frau den Tunnel betreten. „Das war damals eine strenge Denkweise“, erklärt der Bauingenieur.

Beim Bau des Bürgerwaldtunnels sei dies anders gewesen. Erstmals eroberten Frauen die einstige Männerdomäne. Für das geologische Fachbüro, das die Bauarbeiten seinerzeit begleitete, arbeitete eine Ingenieurin. Sie inspizierte die Baustelle genauso wie eine Vermessungstechnikerin. „Für uns in der Region war das damals etwas Spezielles gewesen“, sagt Bollinger.
Tunnel muss den Sicherheitsvorschriften angepasst werden
In den vergangenen Jahren musste der Bürgerwaldtunnel nachgerüstet werden, da er die inzwischen geänderten Sicherheitsvorschriften nicht mehr erfüllt hatte. Laut Dieter Bollinger wurden unter anderem ein zusätzlicher Löschwasserbehälter und ein sogenanntes Havariebecken installiert. Noch nicht umgesetzt wurden zusätzliche Notausgänge und Fluchtstollen sowie die Erneuerung der Tunnelbetriebstechnik.