Uwe ist eine stattliche Erscheinung. Auf eine Höhe von 1,84 Metern bei einer Länge von 3,15 Metern Länge und 1,52 Metern Breite ist er schwer zu übersehen – wenngleich ihm die dunkelgraue Farbgebung eine gewisse Unauffälligkeit verleiht. Und mit 1,1 Tonnen ist er alles andere als ein Leichtgewicht. Das ist auch gut so.

Denn Uwe hat eine wichtige Aufgabe: Er soll die Straßen von Waldshut-Tiengen und seinen Ortsteilen sicherer machen. Es ist der Name der neuen, halb stationären Blitzeranlage der Stadt Waldshut-Tiengen, die ab sofort in Rasern das Leben schwer machen soll.

Blitzer ermöglicht Kontrollen rund um die Uhr

Uwes offizieller Name lautet übrigens Semistation TraffiStar S350. Die Herstellerfirma Jenoptik ist aber dazu übergegangen, ihren Kontrollstationen die Namen der Mitarbeiter zu geben, die für die Herstellung verantwortlich waren, schildert Ordnungsamtsleiter Ralph Albrecht bei der Vorstellung des neuen Geräts.

Leistungsstark: Die Akkus ermöglichen den Dauereinsatz des Blitzers für 14 Tage.
Leistungsstark: Die Akkus ermöglichen den Dauereinsatz des Blitzers für 14 Tage. | Bild: Baier, Markus

Mit der Beschaffung des mobilen Blitzers setzt die Stadt Waldshut-Tiengen das vom Gemeinderat beschlossene Ziel um, auf den Straßen der Großen Kreisstadt und ihrer Ortsteile für mehr Sicherheit zu sorgen, wie Oberbürgermeister Martin Gruner verdeutlicht: ‚Wir haben uns dabei bewusst gegen stationäre Einheiten und für eine mobile Lösung entschieden, um flexibler reagieren zu können.‘ Dennoch ermöglicht Uwe Verkehrskontrollen rund um die Uhr, denn er arbeitet vollautomatisch.

Einmal abgestellt, kann der Blitzer bis zu 14 Tage an einem Standort verbleiben und rund um die Uhr Aufnahmen erzeugen, so Jan Siebold von der städtischen Bußgeldstelle. So lange halten die Akkus. Genau das wolle die Stadt auch nutzen, und den Anhänger im Dauerbetrieb an jeweils unterschiedlichen Stellen positionieren.

Viele Einsatzmöglichkeiten

Um eben auch bei der Standortwahl möglichst frei zu sein, habe sich die Verwaltung bewusst nicht für ein „windschnittiges Modell“ entschieden, wie es der Landkreis für seine Geschwindigkeitskontrollen einsetze, sondern für ein klobig anmutendes Gerät, verdeutlicht Albrecht: „Damit passen wir praktisch überall rein.“

OB Gruner richtet den Blitzer aus Video: Baier, Markus

Dieses biete nämlich große Vorteile, wie Siebold verdeutlicht: „Es sind beidseitige Messungen möglich.“ Der Kopf, in dem sich die Kameras befinden, lasse sich dabei genau auf das Terrain ausrichten. Per Fernsteuerung kann der Anhänger präzise in die gewünschte Position verschoben werden.

Eine neue Einnahmequelle für die Stadt?

Das Vorurteil liegt auf der Hand, doch OB Gruner weist es entschieden zurück: „Nein, mit der Anschaffung dieses Gerätes wollen wir keine neue Einnahmequelle für die Stadt erschließen. Es geht um eine Steigerung der Sicherheit.“ Überhöhte Geschwindigkeit sei Unfallursache Nummer eins im Landkreis. Hier gelte es, Maßnahmen zu ergreifen.

Modernes Innenleben: Jan Siebold zeigt die Kameras, Geschwindigkeitsmessungen in beide Richtungen ermöglichen. In Kürze werden sie durch ...
Modernes Innenleben: Jan Siebold zeigt die Kameras, Geschwindigkeitsmessungen in beide Richtungen ermöglichen. In Kürze werden sie durch eine noch ausgefeiltere Technik ersetzt. | Bild: Baier, Markus

Deshalb soll Uwe insbesondere an neuralgischen Stellen zum Einsatz kommen, etwa wo es zu Begegnungen zwischen Autos und Fahrrädern oder Fußgängern komme. Aktuell gebe es mindestens zehn Messstellen, die für solche Einsätze geeignet wären, sagt Albrecht: „Ich gehe davon aus, dass im Lauf der Zeit noch etliche weitere hinzukommen werden.“ Auch Hinweise aus der Bürgerschaft sollen als Grundlage für Kontrollen und deren perspektivische Ausweitung dienen.

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Wichtig sei aber: „Wir legen Kontrollpunkte nicht willkürlich fest, sondern auf Basis von statistischen Erhebungen.“ Mit unauffälligen Statistikgeräten und auffälligeren Messtafeln könne ermittelt werden, wie stark Straßen frequentiert werden und wie schnell Verkehrsteilnehmer unterwegs seien. Dies werde als Anhaltspunkt für die Kontrollplanung genutzt. Über die Details der Planung sind übrigens nur sechs Mitarbeiter der Stadtverwaltung – vier bei der Bußgeldstelle und zwei bei der Verkehrskontrolle – informiert.

Klar sei aber: Kontrolliert wird ab sofort durchgehend – mit Ausnahme der Zeit, die benötigt wird, um die Akkus des Kontrollgeräts zu laden, kündigt Gruner an. Das Ganze geschehe aber mit Augenmaß.

Fotos werden direkt weitergeleitet

Was die technische Ausstattung anbelangt, ist Uwe übrigens auf dem aktuellen Stand. „Die Blitzer-Fotos sind natürlich digital und werden direkt nach der Aufnahme ans Rechenzentrum übermittelt“, sagt Ralph Albrecht. Mit der Fallaufbereitung wurde der Hersteller der Anlage beauftragt.

Leistungsstark: Die Akkus ermöglichen den Dauereinsatz des Blitzers für 14 Tage.
Leistungsstark: Die Akkus ermöglichen den Dauereinsatz des Blitzers für 14 Tage. | Bild: Baier, Markus

Eine Attacke auf das Gerät habe also keinerlei verhindernde Auswirkung, sie könne allenfalls die ganze Sache für den Delinquenten noch unangenehmer machen, denn Sachbeschädigungen würden konsequent angezeigt, so Albrecht weiter.

In Kürze werde im Übrigen ein Update der Kameratechnik vorgenommen, wie Jan Siebold erklärt: „Die Kontrollanlage wird dann zusätzlich mit Sekundärkameras ausgestattet. Das ermöglicht die einfachere Verfolgung von Motorradfahrern, denn diese nehmen das Kennzeichen gesondert auf.“

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Startschuss ist bereits gefallen

Bleibt eigentlich nur die Frage, wann und wo Uwe zum Einsatz kommt. Laut städtischer Mitteilung werde dies in der Rathausstraße in Gurtweil sein. „Die Auswahl erfolgte aufgrund der besonderen Bedeutung dieses Bereichs für schutzbedürftige Verkehrsteilnehmende“, heißt es dazu weiter. Geplanter Start war am Mittwoch, 2. Juli, unmittelbar nach der Zertifizierung der Mitarbeiter, damit diese gerichtsfeste Messungen vornehmen können, so Albrecht.