Lange war das Waldshut-Tiengener Bauamt in eher turbulenten Gewässern unterwegs. Nun gibt es weitere deutliche Anzeichen dafür, dass der bereits vor einiger Zeit eingeschlagene Kurs hin zu mehr Kontinuität immer stärker Fahrt aufnimmt. Nach außen zeigt sich dies besonders an wichtigen Personalentscheidungen.
So konnten in den vergangenen Wochen mit der Leitung des Baurechtsamt und des Hochbauamts zwei wichtige, lange vakante Positionen wiederbesetzt werden. Aber wer sind die beiden Frauen, die nun die Bauabteilung an solch wichtiger Stelle verstärken – und was bedeutet das alles für die Bürger? Wir haben nachgefragt.
Zwei hoch qualifizierte Expertinnen
Silke Ostermann (55) leitet seit 1. September das Baurechtsamt. Sie ist eine Verwaltungsexpertin reinsten Wassers, hat eine klassische Ausbildung im Mittleren Dienst absolviert, ist in den gehobenen Dienst aufgestiegen und wesentliche Teile ihrer bisherigen beruflichen Laufbahn bei der Stadt Bielefeld verbracht.
Hier war sie unter anderem für Ausländerangelegenheiten zuständig, zwölf Jahre arbeitete sie im Bielefelder Bauamt, war Geschäftsführerin des Stadtentwicklungsausschusses und zuständig für Schulen. „Verwaltung ist eine spannende Sache und ungemein vielfältig“, sagt sie.
Die Stadt Waldshut-Tiengen und die Region kenne sie aus Jahrzehnten des Urlaubens am Hochrhein. Daher habe sie die Chance, sich auch beruflich hierher zu verlegen und weiterentwickeln zu können, gerne ergriffen, als sie die Stellenanzeige gesehen habe. Bisher sei sie nicht enttäuscht worden: „Man ist hier direkt in der Verantwortung und natürlich auch direkt mit dem Bürger im Kontakt.“ Sie empfinde das als großen Ansporn.
Carmen Urban (40) ist hingegen eher „von Herzen Handwerkerin“, wie sie es selbst es beschreibt. Für sie ist der die Leitungsstelle im Hochbauamt ihre erste Tätigkeit in einer Verwaltung. Nach dem Architekturstudium mit Stationen in Biberach, Freiburg und Konstanz, wo sie auch ihren Abschluss machte, war sie zwölf Jahre als Bauleiterin in der Schweiz tätig.
Ebenso lange sei sie ein „Kind der Region“. Als Bürgerin von Oberalpfen habe sie schon lange den Wunsch gehegt, etwas zum Wohl der Stadt und ihrer Bürger gestalten zu wollen. Als Hochbauamtsleiterin hat sie seit 1. Oktober genau dazu die Möglichkeit.
Was den Reiz ausmacht
Natürlich, das Waldshut-Tiengener Bauamt hat keine einfachen Jahre hinter sich. Nicht zuletzt die Fluktuation beim Personal und der konstante Personalmangel haben in vielen Bereichen der Verwaltung Spuren hinterlassen, räumt Petra Dorfmeister ein. Und gerade im Bausektor gebe es noch immer viele unbesetzte Stellen, was immer wieder zu Herausforderungen führe.
Aber: „Was hier geleistet wurde und wird, ist wirklich beeindruckend“, konstatiert Silke Ostermann. Die Mitarbeiter seien mit großer Tatkraft am Werk, aller Höhen und Tiefen zum Trotz. Gerade den Neuen gegenüber – und dazu zählt sich auch Baubürgermeisterin Dorfmeister, die selbst erst seit drei Monaten im Amt ist – sei eine große Offenheit und Dankbarkeit feststellbar, wie alle drei betonen.
Beigeordnete Dorfmeister: „Uns hätte nichts Besseres passieren können“
Dass sie mit Carmen Urban und Silke Ostermann eine gute Verstärkung erhält, dessen ist sich Petra Dorfmeister nach den ersten Wochen der Zusammenarbeit sicher: „Wir haben im Bauamt eine sehr engagierte Truppe beieinander und uns hätte nichts Besseres passieren können, als diese beiden, die Lust auf Veränderungen haben und in der Lage sind, das gesamte Team entsprechend zu motivieren.“
Das Grundvertrauen sei auf alle Fälle sehr groß und das Miteinander empfinde sie als „extrem gut“, schildert Dorfmeister. Das sei auch wichtig. Denn dass Veränderungen auf verschiedenen Ebenen dringend notwendig sind, das sei allen bewusst und nicht allein den personellen Gründen geschuldet, sondern auch technischer Entwicklung und anderer Faktoren.
„Bei unseren Mitarbeitern sind sehr viel Potential und Ideen vorhanden, die sehr deutlich formuliert werden. Das ist eine tolle Sache, denn das können wir abholen und in die Weiterentwicklung des Bausektors einbinden.“ Nach außen gehe es vor allem darum die Ansprechbarkeit und die Kommunikation zu verbessern und Abläufe zu beschleunigen.
Was verändert sich konkret?
Eben dass es nun wieder direkte Adressaten für Anliegen gebe, sieht Carmen Urban als wichtiges Signal in Richtung Bürger: „Es ist wie ein Briefkasten, der wieder regelmäßig geleert wird.“ Freilich benötigen beide neuen Amtsleiterinnen eine gewisse Einarbeitungszeit. Ein genereller Überblick müsse verschafft werden, als Basis für die weitere Arbeit. Aber es gibt auch schon einige konkrete Ansatzpunkte
Im Baurechtsamt wird die Digitalisierung massiv vorangetrieben. Schon Anfang nächstes Jahr werde es möglich sein, dass Bauanträge digital eingereicht werden können, schildert Silke Ostermann: „Dem Bauherrn bringt das zum einen den Vorteil, dass er direkt den Verfahrensfortschritt beobachten kann. Zum anderen geht es schneller und ist mit erheblich weniger Postverkehr verbunden.“
Aus Sicht der Hochbauamtsleiterin Urban werde das nächste Jahr ein Planungsjahr. Kernpunkte werden dabei die Entwicklung einer Prioritätenliste, die sich am Handlungsbedarf ebenso orientiere wie an den vorhandenen Kapazitäten: „Wir müssen einfach offen und ehrlich darstellen, was möglich ist, und in welchen Zeiträumen“, so Urban. Das bedinge freilich auch, die vorhandenen Strukturen im Blick zu behalten und diese so anzupassen, dass möglichst effektiv gearbeitet werden könne.
Ebenso wichtig sei, über die Bücher zu gehen und genau nachzurechnen, wie sich die Kosten infolge der Krisen der vergangenen Jahre verändert hätten, und wo nachjustiert werden müsse.
Und eine ganze Reihe von Projekten vor und hinter den Kulissen den Bauamts stehen in den kommenden Jahren ohnehin noch an, sagt Petra Dorfmeister. Aber eins nach dem andern: „Wichtig ist, dass wir mit kleinen, realistischen Bausteinen anfangen und aus den Fehlern der Vergangenheit lernen.“