Die Nachricht der Stadtwerke zum Abkochgebot für das Trinkwasser in Gurtweil sorgte bei etlichen Bürgern kurzfristig für Aufregungen und Irritationen. Nachfragen an die Stadtwerke und an das Gesundheitsamt ergeben zwischenzeitlich einen klärenden und zur Beruhigung führenden Sachstand.

Regelmäßige Untersuchung

Im Rahmen der regelmäßigen chemischen und bakteriologischen Untersuchungen und Kontrollen durch die Stadtwerke wurden im Gurtweiler Wasserleitungsnetz in Verbindung mit dem Tiefbrunnen Kolibakterien nachgewiesen. Es sei nicht auszuschließen, so die vorsichtige Aussage der Stadtwerke, dass landwirtschaftliche Einflüsse als Ursache für die Verunreinigung in Frage kommen.

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Ein Großteil der Flächen in den Wasserschutzzonen I und II für den Tiefbrunnen auf den unteren Schlüchtwiesen werden landwirtschaftlich genutzt. Starke zeitweise hohe Wasserpegelstände, die letztlich wohl auch zu einer mikrobiologischen Belastung des Tiefbrunnens führten. Aus dem Tiefbrunnen wird auch Grundwasser ins Gurtweiler Leitungsnetz eingepumpt.

Das ist der Gurtweiler Tiefbrunnen auf der unteren Schlüchtwiese, der im Zusammenhang mit der aktuellen mikrobiologischen Belastung des ...
Das ist der Gurtweiler Tiefbrunnen auf der unteren Schlüchtwiese, der im Zusammenhang mit der aktuellen mikrobiologischen Belastung des Trinkwassers in den Focus rückte. | Bild: Alfred Scheuble

Sofort wurden von den Stadtwerken in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt Desinfektions- und Spülmaßnahmen verfügt. Über die beiden Gurtweiler Hochbehälter Birk- und Buchhalde wurde dem Leitungswasser zwischenzeitlich Chlor beigefügt. Die beiden Wasservorratsbehälter waren zwar von der Keimbelastung nicht betroffen, aber zur Durchspülung der gesamten Wasserleitungen im Ortskern musste die Chlorung über die beiden Hochbehälter erfolgen. Zum ersten Mal mussten sich die Stadtwerke Waldshut-Tiengen einer solchen kritischen Herausforderung stellen.

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Die im Trinkwasser bundesweit immer mal wieder vorkommenden Kolibakterien werden durch eine Chlorung des Wassers unschädlich gemacht. Dabei wird Chlor oder die oxidierend wirkenden Chlorverbindungen dem Wasser zur Desinfektion zugesetzt. Über kurze Zeit stellt Chlor im Trinkwasser kein Problem dar. Die Trinkwasserverordnung lässt maximal 0,3 Milligramm pro Liter an freiem Chlor zu.

Kolibakterien (abgek. E.coli oder auch Enterokokken) kommen im menschlichen und tierischen Darm vor. Die meisten Kolibakterien sind nicht krankheitsauslösend, jedoch gibt es pathogene Stämme, die zu den häufigsten Verursachern von menschlichen Infektionskrankheiten zählen. Dennoch gab es laut Auskunft des Gesundheitsamtes in der aktuellen Situation kein Erkrankungsrisiko für die Bevölkerung. Die Wasserwerke aber sind dazu verpflichtet, Informationen an die Bürger herauszugeben, sobald das Leitungswasser nicht mehr der Trinkwasserverordnung und dem Infektionsschutzgesetz entspricht.

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Aus Vorsorgegründen teilten deshalb die Stadtwerke mit, dass das Wasser in Gurtweil für den menschlichen Genuss und Gebrauch nur in abgekochtem Zustand verwendet werden darf, solange bis die Desinfektionsmaßnahmen abgeschlossen sind und das Trinkwasser wieder den mikrobiologischen Anforderungen genügt. Bereits am heutigen Samstag werden die Stadtwerke das aktuelle Ergebnis der Wasseruntersuchungen auf ihrer Homepage veröffentlichen und gegebenenfalls das Abkochgebot wieder aufheben.

Es ist selbstverständlich für uns: Wir drehen den Hahn auf und es kommt sauberes Trinkwasser. Aber aufhorchen ließ am Donnerstag eine ...
Es ist selbstverständlich für uns: Wir drehen den Hahn auf und es kommt sauberes Trinkwasser. Aber aufhorchen ließ am Donnerstag eine Nachricht der Stadtwerke, dass in Gurtweil und Bürglen das Leitungswasser vor dem Gebrauch abgekocht derzeit werden muss. | Bild: Alfred Scheuble

Das Gesundheitsamt betont in einer Stellungnahme ausdrücklich, dass kein Eigenverschulden der Stadtwerke vorliege und lobt die professionelle Vorgehensweise der Verantwortlichen.