Hinter den Kulissen der Kita St. Pankratius in Eschbach hat es ordentlich gerumpelt: Zum Monatswechsel haben vier Erzieherinnen, darunter die bisherige Leitung, die Einrichtung verlassen. Darüber hinaus haben sich auch einige Eltern entschlossen, ihre Kinder künftig in andere Kitas zu schicken. Hinter alldem steckt eine konfliktträchtige Geschichte, deren heiße Phase sich über mehrere Monate hinzog, wie Kindergartenträger und betroffene Eltern darstellen. Nun sieht der Träger aber die Weichen für einen Neuanfang gestellt.

Was war eigentlich los?

Unruhe gab es im Kindergarten Eschbach nach Informationen unserer Zeitung schon eine ganze Weile. Betroffen davon war allerdings ausschließlich die Regelbetreuung, die bislang von 34 Kindern besucht worden ist. „Unstimmigkeiten zwischen einer Gruppe von Eltern und dem pädagogischen Team hinsichtlich pädagogischer Ansätze“ sowie Kritik an der Konzeption des Kindergartenalltags hätten für eine angespannte Situation gesorgt. So beschreibt es Winfried Ebner, Geschäftsführer der katholischen Verrechnungsstelle Stühlingen, die den Betrieb der Einrichtung im Auftrag des Trägers, der Seelsorgeeinheit Mittlerer Hochrhein St. Verena, verwaltet.

Richtig hochgekocht sei die Angelegenheit Ende 2024, als eine Elterngruppe sich mit einem Protestbrief an die Verrechnungsstelle wandte. Dieses liegt unserer Zeitung vor. Es umfasst auf mehreren Seiten vor allem massive Kritik an der inhaltlichen Arbeit und führt pädagogische Versäumnisse der Erzieher im Umgang mit den Kindern ins Feld. Und es nimmt eben ganz besonders die Kindergartenleitung ins Visier, der teils grobes Fehlverhalten zur Last gelegt wird. Auch kritisieren die Eltern, dass sie über die konventionellen Beschwerdewege kein Gehör gefunden hätten.

Es war mithin der Beginn einer monatelangen Auseinandersetzung zwischen Eltern und Erzieherinnen, aber auch zwischen den Eltern untereinander. Wie alle Beteiligten bestätigen, gab es letztlich innerhalb der Elternschaft drei Gruppen: Die Gegner der bisherigen Kindergartenleitung und ihrer Arbeit, die Zufriedenen, die bis heute keinen Anlass zur Kritik an der Leistung der Erzieherinnen sehen, und Unbeteiligten, die von Konflikten nicht viel mitbekommen hatten – zumindest bis diese sich Ende vergangenes Jahr schlagartig zuspitzten.

Der Gegensatz zwischen den Eltern-Fraktionen habe verschiedene Folgen nach sich gezogen. Unter anderem trat im März 2025 der Großteil des Elternbeirats zurück. Dies geht aus einem Brief einer Elterngruppe hervor, die sich hinter das bisherige Erzieherteam und deren Arbeit stellte. Auch dieses Schreiben liegt uns vor.

Das sagt die bisherige Kindergartenleiterin

Auf Anfrage unserer Zeitung spricht die bisherige Kindergartenleiterin Bianca Himmler von einer beinahe unerträglichen Atmosphäre, die von Misstrauen und Verdächtigungen geprägt gewesen sei. Dass gerade in der Anfangszeit viele Beschwerden aus der Anonymität heraus an höheren Stellen geäußert worden seien, dass etablierte Wege des Beschwerdemanagements – etwa über den Elternbeirat – umgangen worden seien, habe diesen Eindruck noch verschärft.

Das Erzieherteam sei zunächst von der Fülle an Vorwürfen überrumpelt worden, wie Himmler es darstellt: „Zuvor gab es keinerlei Hinweise auf Unzufriedenheit – weder im täglichen Austausch noch in Elterngesprächen.“ Auch seien die Kinder, „die angeblich besonders betroffen gewesen sein sollen“, ganz selbstverständlich täglich im Kindergarten gewesen.

Doch nachdem die Vorwürfe erst einmal im Raum gestanden hatten, habe für die Erzieherinnen eine extrem belastende Zeit begonnen, so Himmler weiter: „Für mich persönlich fühlte es sich zeitweise an, als stünde ich unter Dauerbeobachtung – wie auf dem Präsentierteller.“ Die Folge sei eine große Verunsicherung gewesen – aber aus dieser Situation habe sich auch „ein starker Zusammenhalt und ein offener, kollegialer Austausch“ entwickelt. Nach wie vor sei sie überzeugt, dass das ganze Team gute Arbeit geleistet habe – und das bis zum letzten Tag.

Versuche der Moderation bringen keine Entspannung

Im Sinne der Rückkehr zu einer sachlichen Diskussion und der Förderung eines vertrauensvollen Miteinanders zwischen allen Beteiligten seien in den vergangenen Monaten intensive Gespräche mit allen Beteiligten geführt worden. So schildert Winfried Ebner seine Arbeit. Es habe sich aber schnell gezeigt, dass eine dauerhafte Lösung des Konflikts nicht ohne Konsequenzen zu bewerkstelligen sein würde.

Daran habe auch der Umstand nichts geändert, dass die Vorwürfe gegen die Kindergartenleitung mittlerweile durch eine Untersuchung durch die Aufsichtsbehörde zwischenzeitlich weitgehend entkräftet worden seien, so Ebner.

Neue Leiterin hat in Eschbach übernommen

Der gewählte Weg sieht so aus: Der besonders ins Visier geratenen Kindergartenleiterin Bianca Himmler wurde eine Stelle in einer anderen Kita des Verbunds angeboten. Drei Kolleginnen entschieden sich, ihr zu folgen.

„Die Kita St. Pankratius kann inzwischen unter neuer Leitung wieder in ruhigeres Fahrwasser übergehen.“Winfried Ebner, Geschäftsführer ...
„Die Kita St. Pankratius kann inzwischen unter neuer Leitung wieder in ruhigeres Fahrwasser übergehen.“Winfried Ebner, Geschäftsführer Verrechnungsstelle Stühlingen | Bild: Tatiana Grambach

„Die Kita St. Pankratius kann inzwischen unter neuer Leitung wieder in ruhigeres Fahrwasser übergehen“, schildert Winfried Ebner die aktuelle Lage. Zum Mai sei der personelle Wechsel vollzogen worden. Unterstützt werde die neue Leiterin von einer weiteren Erzieherin. Vorübergehend sei ein rollierendes System entwickelt worden. Dieses sieht vor, dass jeweils eine Einrichtung, die ebenfalls in der Trägerschaft der Seelsorgeeinheit Mittlerer Hochrhein St. Verena steht, im wöchentlichen Wechsel eine Erzieherin nach Eschbach entsendet, so Ebner: „Wir hoffen, dass wir bis zum Sommer eine fixe personelle Lösung gewährleisten können.“

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Den Familien sei freigestellt worden, ob sie weiter ihre Kinder in St. Pankratius belassen. Eine ganze Reihe habe sich zwischenzeitlich entschlossen, ihre Kinder in andere Einrichtungen in den Nachbarorten zu schicken. Die Belegung ist in der Folge von 34 auf 25 Kinder gesunken, so Ebner. Das ermögliche den Erhalt der Betreuungszeiten „in vollem Umfang“, wobei dies gut von zwei Erzieherinnen unter Mitarbeit der Krippen-Erzieherinnen bewerkstelligt werden könne.

„Die Ortsverwaltung steht voll und ganz hinter den getroffenen Entscheidungen, weil das letztlich die einzige Möglichkeit war, eine ...
„Die Ortsverwaltung steht voll und ganz hinter den getroffenen Entscheidungen, weil das letztlich die einzige Möglichkeit war, eine dauerhafte Lösung zu finden.“Matthias Schupp, Ortsvorsteher Eschbach

Eschbachs Ortsvorsteher Matthias Schupp betont: „Die Ortsverwaltung steht voll und ganz hinter den getroffenen Entscheidungen, weil das letztlich die einzige Möglichkeit war, eine dauerhafte Lösung zu finden.“ Jetzt gelte es nach vorne zu blicken und eben den eingeleiteten Neuanfang mitzutragen.

Nicht für alle Eltern sei diese Lösung allerdings ideal: „Es ist natürlich schade, denn damit wurde die Gruppe auseinandergerissen. Aber die ganze Unruhe der vergangenen Monate war auch nicht angenehm“, schildert eine Mutter unserer Zeitung ihre Sicht der Dinge. Zudem sei etlichen Eltern die Ungewissheit zu groß gewesen, inwiefern das bisherige Betreuungsangebot künftig verlässlich fortgesetzt werden könne.

Erzieherinnen sind froh über die Lösung

Bianca Himmler ist über die getroffene Lösung froh. „Dass wir als Team nun in einer neuen Einrichtung gemeinsam weiterarbeiten dürfen – in einem Umfeld, das von Offenheit, Vertrauen und echter Wertschätzung geprägt ist“, das sei wertvoll. Sie seien mit offenen Armen empfangen worden, was für alle ein Zeichen gewesen sei, dass „unsere Arbeit und unser Engagement gesehen und geschätzt werden. Das gibt uns Kraft für den weiteren Weg.“

Und dennoch: Das Erlebte sei für sie nicht „nicht folgenlos verhallt“, bedauert Himmler: „Gerüchte und falsche Darstellungen kursieren weiterhin und haben sich in Teilen der Öffentlichkeit festgesetzt.“ Das belaste sie nicht nur persönlich, sondern sie sehe das auch mit Blick auf ihren beruflichen Ruf mit Sorge, zumal sie in einem Metier arbeite, „das stark auf Vertrauen basiert“. Selbst „unbegründete Anschuldigungen“ hinterließen dabei tiefe Spuren, so Himmler. Es werde noch einige Zeit ins Land gehen, bis die seelischen Wunden heilen.

Doch in einem Punkt sind sich am Ende dann doch wieder alle einig: Groß sei die Hoffnung, dass mit dieser Lösung endlich ein Schlussstrich unter die ganze Angelegenheit gezogen werden könne.

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