„Je länger Sie eine unangenehme Aufgabe aufschieben, desto größer werden Ihre Angst und Ihr Unwille, die Sache anzugehen“, sagt Marc Gassert. Wie man seinen inneren Schweinehund bekämpft und seinen „Willenskraftmuskel so stark wie möglich macht“, erläuterte der Kommunikationswissenschaftler und Buchautor aus Bayern beim zweiten Waldshuter Wissensforum des Jahres, das das SÜDKURIER Medienhaus zusammen mit der Sparkasse Hochrhein veranstaltet.
Aufgrund der Corona-Pandemie hielt Gassert seinen unterhaltsamen und kurzweiligen Vortrag nicht wie geplant in der Waldshuter Stadthalle, sondern in einem Sendestudio im nordrhein-westfälischen Ahaus.
„Es wird vergnüglich, auch wenn es digital ist“, versprach der Referent zu Beginn seines 90-minütigen Vortrags, der für die Zuschauer noch zwei Monate im Internet abrufbar ist. Per Live-Stream berichtete Marc Gassert unter anderem von seinen Erfahrungen im weltbekannten Shaolin-Kloster in China, in dem er die asiatische Kampfkunst erlernte und die Jahrhunderte alte Philosophie der buddhistischen Shaolin-Mönche studierte.
Seine Tage in den Bergen Chinas begannen nach seiner Angabe vor dem Morgengrauen mit einem 21-Kilometer-Lauf. „Ich war der Letzte, der am Kloster wieder ankam. Die Zunge hing mir bis auf den Boden, dass ich fast darauf getreten wäre“, erzählte er schmunzelnd.
Wissenswertes zum Wissensforum
Nach dieser körperlichen Tortur habe er nach Gründen gesucht, um das tägliche 17-Stunden-Training nicht abzubrechen. Eines Tages habe einer der Großmeister im Kung Fu, einer asiatischen Kampftechnik, mit Hilfe eines Hühnereis bei Gassert einen Schalter im Kopf umgelegt. „Er sagte: Wenn der Druck auf das Ei von außen zu groß wird, zerstören wir Leben. Aber wenn der Druck von innen kommt, dann entsteht etwas Magisches.“ Dieser Satz habe in ihm etwas ausgelöst, „was mir Kraft gegeben hat“ weiterzumachen, berichtet der selbsternannte blonde Shaolin.
„Man kann Willenskraft trainieren wie einen Muskel“, sagte Marc Gassert und verriet den Zuschauern ein paar Tricks. So empfahl er beispielsweise, abends vor dem Schlafengehen alle Gedanken im Kopf aufzuschreiben. „Das Gehirn ist erleichtert, dass alles auf einem Blatt Papier steht und kann sich entspannen.“
Ein weiterer Ratschlag für mehr „mentale Hygiene“, wie der Referent es nannte, ist es, die unangenehmste Aufgabe als Erstes zu erledigen. „Dann ist der Rest des Tages ein Klacks“, ist sich der Experte sicher und fügte hinzu: „Hört auf zu jammern.“ Denn wer jammert, raube sich selbst positive Kraft.