Die Grund- und Werkrealschule (GWRS) Gurtweil soll in eine Realschule weiterentwickelt werden. Den Beschluss, einen entsprechenden Antrag zu stellen, fasste der Gemeinderat von Waldshut-Tiengen in jüngster Sitzung einstimmig – und auf ausdrücklichen Wunsch der Schule selbst, wie deren Rektor Bernhard Zimmermann versicherte.

„Wir sehen für uns die Zukunft als kleine, familiäre, leistungsstarke Realschule.“Bernhard Zimmermann, Rektor GWRS Gurtweil
„Wir sehen für uns die Zukunft als kleine, familiäre, leistungsstarke Realschule.“Bernhard Zimmermann, Rektor GWRS Gurtweil | Bild: Olheide, Monika

Zimmermann konnte insbesondere auch eine große Sorge der Ratsmitglieder aus der Welt schaffen: Der gerade für elf Millionen Euro erstellte Erweiterungsbau der Schule könne problemlos für das neue Schulkonzept genutzt werden und verfüge auch über die nötigen räumlichen Anforderungen.

Schulreform zwingt zum Reagieren

Die Entscheidung zur Umwandlung ist eine Folge der Schulreform des Landes, die Anfang des Jahres in Kraft getreten ist. Diese sieht vor, dass der Werkrealschulabschluss abgeschafft wird, was die Städte und Kommunen zum Handeln zwingt, wie die für Schulen und Kindergärten zuständige Mitarbeiterin der Stadt, Stephanie Meyer, dem Gemeinderat darstellte: „Mit Gurtweil hatten und haben wir ein gutes und stabiles Hauptschulangebot.“ In Kooperation mit der Schule am Hochrhein in Lauchringen konnte dies um den Werkrealschulabschluss erweitert werden.

Nachdem die Gemeinde Lauchringen kürzlich jedoch beschlossen hatte, einen Antrag auf Umwandlung der dortigen Schule in eine Realschule zu stellen, galt es auch für Waldshut-Tiengen, sich Gedanken über eine zukunftsfähige Lösung für Gurtweil zu machen, so Meyer weiter: „Es ist leider absehbar, dass reine Hauptschulen aufgrund des Elternwillens auf Dauer nicht zur retten sein werden. Denn Hauptschulen als solche genießen einen immer schlechteren Ruf.“

Erhalt des Schulstandorts nur mit Realschule

Die Stadt sei folglich nicht umhingekommen, Ideen zu entwickeln, wie es weitergehen könne, verdeutlichte Gruner die Hintergründe. Am Ende habe die Erkenntnis gestanden, dass der Erhalt der Schule nur durch die Umwandlung zu bewerkstelligen sei: „Die Anregung zur Weiterentwicklung kam von der Schule.“ Das sei auf jeden Fall ein positives Zeichen.

Nicht nur aufgrund der gerade getätigten Investition in einen Erweiterungsbau habe die Stadt ein immenses Interesse am Weiterbetrieb der Schule: „Gurtweil hat als Schulstandort einen sehr guten Ruf. Diesen möchten wir auch in Zukunft stärken“, so Meyer.

Das unterstrich auch Schulleiter Zimmermann: „Deshalb stehen Schulleitung und Kollegium hinter dem Antrag. Wir sehen für uns die Zukunft als kleine, familiäre, leistungsstarke Realschule.“

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Planung geht von Verschiebungen innerhalb der Stadt aus

Wie auch OB Gruner geht Zimmermann davon aus, dass sich die Schülerzahlen nach der Umwandlung insgesamt nicht nennenswert verändern werden. Die Sorge von Gurtweils Ortsvorsteher Claudio Helling, dass der Verkehr durch Schülerzuströme aus umliegenden Gemeinden wie Ühlingen-Birkendorf deutlich zunehmen könnte, teilt Gruner daher nicht – wenngleich sich sicherlich noch nicht alle Aspekte zweifelsfrei vorhersagen ließen, wie er einräumt.

Zimmermann kalkuliert sogar, dass es eher zu einer Abnahme des Verkehrs kommen könnte, weil vorwiegend ortsansässige Schüler die bislang nach Waldshut oder Tiengen zur Realschule gehen, vor Ort die Schule besuchen werden. Im Gegenzug würden Schüler aus entfernteren Bezirken der Stadt künftig wohl eher die näher gelegenen Realschulen besuchen, die ja ebenfalls im Sinne der Schulreform gewisse Umstrukturierungen vornehmen müssten.

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Vielversprechende Gespräche zwischen Realschulen und GWRS Gurtweil

Dass sowohl die bestehenden Realschulen in Waldshut und Tiengen als auch die künftige in Gurtweil sich untereinander nicht als Konkurrenz begriffen, sondern bereits konstruktive Gespräche geführt würden, sei auf jeden Fall vielversprechend, so Stephanie Meyer. Zumal: Die neue Form der Realschule sieht eine zweigleisige Beschulung vor, sodass die drei Schulen im weiteren Prozess auf eine enge Kooperation angewiesen seien.

Generell zeigt Zimmermann sich jedenfalls überzeugt, dass sich der Übergang der GWRS Gurtweil von der Hauptschule zu einer Realschule leichter bewerkstelligen lasse als zu einer Gemeinschaftsschule – schon allein aufgrund der ähnlichen Unterrichtsmethoden: „Wir haben bisher Hauptschüler, die Struktur und eine besondere Form der Nähe brauchen. Das können wir als Realschule besser leisten.“

Lehrerkollegium geht motiviert an Vorbereitung

Die veränderten Anforderungen zu bewältigen, stelle aus Zimmermanns Sicht für sein Team keine Schwierigkeit dar. Zugleich kündigte er an, dass sich das Kollegium auf breiter Form weiterbilden werde, um die Voraussetzungen für den neuen Realschulunterricht erfüllen zu können.

Seitens des Gemeinderats bekam die Gurtweiler Schule für den bevorstehenden, durchaus anspruchsvollen Weg hin zu einer Realschule viel Zuspruch. Deutlich machten die Ratsmitglieder derweil aber auch, dass sie weder die Notwendigkeit der Schulreform noch deren Zielsetzungen für nachvollziehbar halten.