Erst wurde der Starttermin für die Kreisimpfzentren in Baden-Württemberg um eine Woche nach hinten verlagert, jetzt gibt es dazu noch viel zu wenig Impfstoffe. Darunter leiden auch Impfwillige aus dem Kreis Waldshut. Denn anders als in vielen Pflege- und Gesundheitseinrichtungen im Land, will sich die große Mehrheit der berechtigten Mitarbeiter im Klinikum Hochrhein gegen das Coronavirus impfen lassen, wie der Betriebsrat des 750-Mitarbeiter starken Hauses in einer E-Mail an diese Zeitung schreibt.
„Das Land hat die Bevölkerung in Prioritätengruppen unterteilt. In der ersten Gruppe sind somit neben den Hochbetagten auch die Ärzte und Pflegekräfte, die an der vordersten Corona-Front stehen. In unserem Fall rund 140 Personen, von denen sich – Stand heute – 100 impfen lassen wollen.“
Dass dies nicht reibungslos möglich ist, darüber herrscht laut Betriebsrat großes Unverständnis bei den Mitarbeitern, die derzeit an vorderster Corona-Front arbeiten und täglich mit dem Virus konfrontiert sind. Für das ganze Land gelten derzeit Einschränkungen wie Lockdown, Maskenpflicht, Grenzkontrollen, ohne dass ein Ende in Sicht ist.

„Die Maßnahmen, um die Kapazitäten unserer Krankenhäuser zu schonen, scheinen endlos. Doch die Maßnahme, die die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schützen soll, auf deren Rücken die Last der Pandemie getragen wird – ausgerechnet diese Maßnahme, erfolgt nicht oder nur schleppend“, so der Betriebsrat. „Ausgerechnet ihr Schutz verzögert sich jedoch seit Wochen.“
Susanna Heim, Pressesprecherin im Landratsamt Waldshut: „Wir verstehen den Unmut der Mitarbeiter und des Betriebsrates vom Klinikum Hochrhein. Trotzdem ist es so, dass wir nicht mehr Impfdosen vom Land zur Verfügung gestellt bekommen haben. Zudem hat das Land festgelegt, dass 80 Prozent der Dosen für Alten-und Pflegeheime reserviert sind.“ Susanna Heim weiter: „Dass die Situation für die Mitarbeiter des Klinikum Hochrheins völlig unbefriedigend ist, verstehen wir, aber uns sind leider die Hände gebunden.“
Klinikum darf nicht selbst impfen
Die Hoffnung, dass das Klinikum selbst impfen darf, wurde nun ebenfalls zerschlagen. Für den Betriebsrat der Klinikum Hochrhein GmbH eine nicht nachvollziehbare Entscheidung. „Seit dem Startschuss für die Impfungen klingeln bei uns täglich die Telefone heiß, seither beschwichtigen wir und vertrösten. Gingen wir in der vergangenen Woche noch davon aus, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zeitnah in Freiburg geimpft werden können, ist nun auch diese Hoffnung wieder vom Tisch, denn die dort zur Verfügung stehenden Termine sind heiß begehrt und daher ist eine Impfung, wenn überhaupt – erst irgendwo in der Zukunft möglich. Das Impfzentrum in Waldshut startet in dieser Woche, doch auch hier sind bislang keine verbindlichen Aussagen über eine Impfung unserer Mitarbeiter getroffen worden. Das Sozialministerium hat verfügt, dass wöchentlich 50 bis 100 Personen aus dem medizinischen Bereich geimpft werden sollen, bislang haben wir hierzu jedoch keinerlei Planung oder Rückmeldung erhalten“, so der Betriebsrat.
„Dabei könnte alles so einfach sein“, so der Betriebsrat weiter. Einfach, weil das Klinikum Hochrhein nicht nur in der Lage wäre zu impfen, sondern das Krankenhaus verfügt auch über einen der speziellen Kühlschränke, in denen der Biontech Impfstoff gelagert werden könnte. „Dies wurde dem Sozialministerium mitgeteilt, doch eine Antwort blieb der Minister bis dato schuldig. Wir halten die Priorisierung der zur Verfügung stehenden Impfdosen für absolut sinnvoll. Aber dann bitte auch für alle priorisierten Gruppen – wie eben unsere Kräfte an vorderster Corona-Front“, so der Betriebsrat.
Er erklärt, dass die Mitarbeiter des Klinikums Hochrhein keinerlei Verständnis mehr haben. „Wir im Klinikum Hochrhein versorgen Covid-19-Patienten in der Notaufnahme, auf den Isolierstationen Wutach, Krunkelbach und auf der Intensivstation. Auch in der Radiologie sind wir direkt an den Corona infizierten Patienten tätig – wir brauchen diese Impfung“, erklären die Betriebsratsvorsitzenden.
Auch auf der Intensivstation werden Stimmen laut: „Wir wollen mit einem sicheren Gefühl arbeiten gehen können, damit wir auch weiterhin für die Allgemeinheit zur Verfügung stehen. Unser oberstes Ziel ist es, einsatzfähig bleiben zu können – warum wir hierbei im Stich gelassen werden, verstehen wir nicht“, erklärt Felix Lauber, Intensivpflegekraft. Im Klinikum hofft man nun darauf, dass es in Waldshut priorisierte Termine für sie geben wird. „Wir alle sprechen von beatmeten Patienten, aber, dass uns so langsam die Luft ausgeht, darüber spricht niemand“, so Lauber abschließend.