Weil die Corona-Infektionszahlen im Land weiter steigen, müssen sich seit über einer Woche nun auch alle Schüler in Baden-Württemberg, die am Präsenzunterricht teilnehmen, zwei Mal pro Woche auf das Virus testen lassen. Aber nicht nur Schüler müssen einen Selbsttest vornehmen, sondern auch alle Lehrer, pädagogischen Kräfte und Hausmeister. Die indirekte Testpflicht gilt für diejenigen Stadt- und Landkreise in Baden-Württemberg, in denen die 7-Tages-Inzidenz von 100 überschritten ist. Seit dem 19. April müssen nun auch alle Schüler in Waldshut-Tiengen zwei Mal wöchentlich einen Test durchführen. In der vergangenen Woche wurde dem Gesundheitsamt in Waldshut laut dessen Pressesprecherin Susanna Heim so acht positive Schnelltests für die Orte mit der Postleitzahl 79761 von den Schulen gemeldet. „Wie viele Schnelltests insgesamt an den Schulen gemacht wurden, ist uns nicht bekannt“, erklärt Susanna Heim auf Anfrage dieser Zeitung.
Zwei der positiven Tests gab es bei Schülern der Kaufmännischen Schulen in Waldshut. „Wird ein Schüler positiv getestet, melden wir dies umgehend dem Gesundheitsamt“, informiert Schulleiterin Isabella Schlipphack. Die Schüler müssen sich dann in Quarantäne begeben und schnellstmöglich einen PCR-Test durchführen lassen. Schlipphack betont, dass ein PCR-Test wichtig sei, weil die Selbsttests auch eine Fehlerquote hätten. „Manchmal kommt es vor, dass ein Test positiv ausfällt, obwohl keine Erkrankung vorliegt.“ Im Vorfeld sei das den Schülern deutlich gemacht worden. Die Akzeptanz für die Tests sei an der Schule bei Eltern und Schülern hoch. Nur ein einziger Schüler habe das Testangebot abgelehnt. In diesem Fall darf der Schüler das Schulgelände und -gebäude nicht betreten und muss von zu Hause aus lernen. Eine Ausnahme gibt es bei Prüfungen. Hier dürfen Schüler ohne Test teilnehmen, was an allen Schulen gilt.
Auch an der Robert-Schuman-Realschule in Waldshut werde die Teststrategie von den meisten Eltern und Schülern unterstützt. „Wir haben nicht einmal eine Handvoll Schüler, die sich nicht testen lassen wollen.“ Allerdings habe es im Vorfeld viele Gespräche mit Eltern gegeben, informiert Schulleiterin Lisa Bosch. „Einige hatten beispielsweise Bedenken, wie die Mitschüler reagieren, falls ein Test positiv ausfalle. Bei großen Bedenken können die Tests auch gelöst von der Klassengemeinschaft durchgeführt werden“, sagt Bosch. „Wir haben auch allen Eltern und Schülern im Vorfeld einen Brief zugeschickt, um möglichst gut aufzuklären. Dazu gehört auch, dass wir bei einem positiven Test die Schüler erneut in meinem Büro testen, um ein sichereres Ergebnis zu bekommen.“ Ist ein Test positiv, werden die Eltern informiert, die Schüler isoliert und dann das Gesundheitsamt informiert, erklärt Bosch. „Es ist wichtig, dass Infektionsketten so schnell wie möglich unterbrochen werden, was durch die Teststrategie möglich ist“, sagt die Schulleiterin.
Hans-Martin Bratzel, Schulleiter der Realschule in Tiengen: „Bereits vor den Osterferien hat unsere Hygienebeauftragte in Kooperation mit dem Schulträger mit großer Unterstützung eines Lehrerteams und dem Hausteam ein schulinternes Testzentrum als Pilotprojekt der Doppelstadt an der Realschule Tiengen aufgebaut. In Zusammenarbeit mit einem Arzt wurden Lehrkräfte dazu qualifiziert Schnelltests durchzuführen, der Musiksaal wurde zum schulinternen Testzentrum umgestaltet, Tests wurden beschafft und freiwillige Testungen an Lehrkräften und Schülern durchgeführt.“ In einer nächsten Ausbaustufe seien Vorbereitungen getroffen, diese Tests auf alle Schüler im Präsenzunterricht auszuweiten. „Seit 19. April werden zwei Mal pro Woche an unserer Schule circa 375 Schüler und 55 Lehrkräfte getestet. Bei den Schülern kommen Selbsttests zum Einsatz, welche die Schüler unter Anleitung einer Lehrkraft selbst durchführen, bei den Lehrkräften kommen Schnelltests zum Einsatz, die von qualifizierten Lehrkräften durchgeführt werden“, informiert Bratzel.
„Alle am Schulleben Beteiligten wurden bereits während der Pilotphase zur Einrichtung eines schulinternen Testzentrums involviert. Für Akzeptanz hat gesorgt, dass die Tests an unserer Schule anfangs freiwillig waren. Um die letzten Zweifel auszuräumen und Detailfragen zu beantworten, hatten alle Eltern und Schüler am Wochenende an mehreren Videokonferenzen die Möglichkeit, mit unserer Hygienebeauftragten ins direkte Gespräch zu kommen.“ Die Schüler, die die Tests ablehnen, werden im Fernlernmodus beschult und kommen zu schriftlichen Leistungsüberprüfungen an die Schule.
Thomas Gehr, Schulleiter des Justus-von-Liebig-Schule in Waldshut: „Insgesamt herrscht Erleichterung darüber, dass die Schule testet. Es gab nur zwei Eltern, die ihren Kindern die Testung nicht erlaubt hatten von 750 Schülern.“ Die Schüler werden in der Regel an festgelegten Tagen in der ersten Stunde getestet.
An den Gewerblichen Schulen in Waldshut werden die Tests ebenfalls zum Unterrichtsbeginn durchgeführt. Frank Decker, Schulleiter: „Bisher sind mir keine Beschwerden bekannt. Ich habe das Gefühl, dass für die Testung eine breite Akzeptanz vorhanden ist.“
An der Waldtor-Schule in Waldshut werden die Tests von Michael Gassmann, ehrenamtlicher und zertifizierter Helfer vom DRK, durchgeführt. „Wir testen Montag und Mittwoch. Das Test-Team, wie auch Kollegen und Mitarbeiter der Schule können sich ab 7 Uhr testen lassen, die Schüler bei Erscheinen. Im Einbahnstraßensystem betreten sie einzeln den Testraum und verweilen dann in der Sporthalle, bis das Ergebnis bekannt ist. Die Testung läuft anonymisiert. Der letzte Schüler sitzt circa 8.30 Uhr im Unterricht, statt 7.55 Uhr. Da Herr Gassmann viel Professionalität mitbringt, sind die Testabläufe entsprechend gut koordiniert“, heißt es vonseite der Schule. Bisher seien die Reaktionen seitens der Schüler, wie auch der Eltern, bisher durchweg positiv gewesen.
Tests an Grundschulen
An der Theodor-Heuss-Grundschule in Waldshut führen die Schüler die Tests selbst unter Anleitung und Aufsicht von Lehrern durch, die dafür eine medizinische Einweisung erhalten haben. Tatjana Frauenstein, Schulleiterin: „Im Großen und Ganzen läuft es bei uns gut. Die Kinder machen das wirklich klasse und die meisten Eltern haben Verständnis, wofür wir uns herzlich bedanken.“ Die Tests werden an der Grundschule am Montag und Mittwoch in der ersten Unterrichtsstunde der Klasse durchgeführt. Der Zeitbedarf liegt zwischen einer halben und einer ganzen Unterrichtsstunde. Tatjana Frauenstein: „Wer nicht möchte, dass sein Kind am Test teilnimmt, kann das Kind aus dem Präsenzunterricht abmelden und bekommt dann Material für Zuhause oder muss eine Bescheinigung vom Gesundheitsamt vorlegen, die besagt, dass das Kind bereits eine Corona-Erkrankung hinter sich hat und vollständig genesen ist.“
Auch an der Heinrich-Hansjakob-Grundschule in Waldshut führen die Kinder die Tests unter Anleitung der Lehrer selbst durch. Die Tests werden montags und mittwochs in der ersten Unterrichtsstunde des Tages durchgeführt. „Beim ersten Mal dauerte das ganze etwas länger, beim zweiten Mal waren wir zügiger. Wir haben mit einer Schulstunde für die Testung geplant. Diese brauchen wir nicht ganz“, informiert Michaela Ebi, Schulleiterin der Heinrich-Hansjakob-Schule in Waldshut. „Ein Großteil der Elternschaft unterstützt die Teststrategie, und wir können die Vorgaben des Landes gemeinsam gut umsetzen.“
Bernhard Zimmermann, Rektor der Grund- und Werkrealschule in Gurtweil: „Die Schüler testen selbst unter Anleitung der Lehrer und mit Unterstützung von medizinischem Personal. In Gurtweil/Aichen wird immer montags und donnerstags in der ersten Stunde getestet. Das Testen im Klassenverband benötigt etwas zehn Minuten, dann muss noch auf das Testergebnis gewartet werden, aber in dieser Zeit wird schon unterrichtet“, informiert der Rektor. Im Vorfeld habe es von Elternseite viele Fragen gegeben, meist betrafen sie den Umgang mit positiven Tests oder alternative Testformen. „Die Eltern baten um mehr Informationen und das konnten wir gut verstehen. Die Schüler haben die erste Woche Testen gewissenhaft und mit großer Disziplin mitgemacht“, sagt Zimmermann.
Henning Zillessen, Schuleiter der Hans-Thoma-Schule in Tiengen: „In jeder Gruppe, die derzeit nur mit der Hälfte der Kinder einer Klasse besetzt ist (maximal 13 Kinder) wird der Test von der Lehrkraft und einer weiteren schulischen Person gemeinsam mit den Kindern durchgeführt. Die Kinder werden unterstützt und angeleitet, die Probenentnahme durch den nasalen Test nehmen die Kinder selbst bei sich vor.“
„Die allermeisten Eltern – eine überwältigende Mehrheit – unterstützen und befürworten dieses Verfahren“, sagt Zillessen. Es habe sogar medizinisch geschulte Eltern gegeben, die sich angeboten hätten, beim Testen mitzuwirken. Trotzdem hätten sich einzelne Familien entschieden, dass ihre Kinder aktuell die Schule nicht besuchen und das Angebot des Zu-Hause-Lernens annehmen. „Wir bereiten den Unterricht so vor, dass die Kinder – mit Unterstützung der Eltern – auch zu Hause lernen können; regelmäßige Online-Angebote und verschiedene Kontaktmöglichkeiten werden angeboten, sodass sich die Kinder oder Eltern mit den Lehrkräften verabreden können. Unterrichtsmaterialien werden analog zur Abholung in der Schule bereitgestellt und sie werden auch digital versandt“, informiert der Rektor.
Frank Intlekofer, Schulleiter Johann-Peter-Hebel Grundschule in Tiengen: „Der Großteil der Schüler führt die Selbsttests zu Hause durch. Für Kinder und deren Eltern, die sich unsicher sind oder sprachliche Schwierigkeiten haben, bieten wir jeweils vor dem Unterricht an, dass die Kinder einen Selbsttest an der Schule in dafür vorgesehenen Räumen durchführen. Um die Anleitung des Selbsttests vorzunehmen, wurden fünf Lehrkräfte und zwei Elternteile auf freiwilliger Basis geschult. Bislang nehmen dieses Angebot nur sehr wenige Eltern wahr.“ Wird das Testangebot nicht wahrgenommen, können sich die Eltern und Schüler die Aufgaben an der Schule abholen, ohne das Schulhaus zu betreten und geben die bearbeiteten Aufgaben am Ende der Woche wieder ab. „Über eine digitale Lernplattform und die schulinterne App besteht jederzeit Kontakt zu den Lehrkräften“, informiert der Schulleiter.