Lang geplant, dreimal verschoben und jetzt endlich eröffnet: Die Ausstellung „gegenseitig“ im Schlosskeller Tiengen. Dort zeigt der Musiker und Maler Thomas Wechlin seine starkfarbige Malerei und der Bildhauer Ralf Rosa grazile Skulpturen. Gegensätzlicher könnten Kunstwerke kaum sein.
Aber Kulturamtsleiterin Kerstin Simon erklärte in ihrer interessanten Einführung im Schlosshof den rund 50 Besuchern auch den Titel der Ausstellung „gegenseitig“: Beide Künstler verstehen sich gut, arbeiten mit Humor und finden immer wieder überraschende Antworten in ihren spielerischen Experimenten mit Farbe und Materialien.
Im Schlosskeller dominieren auf den ersten Blick die großformatigen Gemälde von Thomas Wechlin. Sie sind wie im Farbrausch gemalt – die plakative „Grace“ Jones, der „Hirsch mit Krone“, die Rot-Orgie mit Schmetterlingen in „Move“, der lodernde Lichtkreis in „Solar“ oder die vierfache Serie „Matterhorn“. Der Autodidakt experimentiert gegenständlich und abstrakt, mit dem Zusammenfließen von Farben wie auch mit strenger Abgrenzung. Dabei arbeitet er ausschließlich mit fünf Farben, die er in allen Variationen mischt. Besonders seine abstrakten „Geflechte“ und „Strukturen“ verblüffen durch ihre Präzision: „Ich klebe die Streifen in stundenlanger Arbeit ab und fülle sie dann mit Farbe.
Bei der langsam trocknenden Acrylfarbe kann so ein Bild schon mal 100 Stunden brauchen“, erklärt er auf Nachfrage. Und auch dem Zufall gibt er bei seinen Farbexperimenten Platz, lässt Farbtropfen laufen, träufelt sie am Boden zusammen („Solar“) oder fügt augenzwinkernd Tapetenmuster oder filigrane Zeichnungen in den Bildgrund.
Fein und grazil daneben die kleinformatigen Skulpturen von Ralf Rosa, dem Bildhauer aus Grafenhausen. Er arbeitet sonst mit gewichtigeren Materialien – mit Stein, Stahl, Holz oder – auf internationalen Symposien – mit Schnee. In Tiengen zeigt er jetzt sieben kleine Bronzeskulpturen, voller Humor und Augenzwinkern.
Und es lohnt sich, sie genauer zu betrachten: die „Telling Stories“ aus einem Buchstabenhaufen, oder den verzweifelten Sisyphus in „Strong“, der versucht, einen übergewichtigen Turm aus Holzwürfeln zu stemmen. Hinreißend frech und erotisch dann seine grazile „Scarlett“ aus Bronze, eine aufreizende Dame in Pose. Ein Besuch lohnt sich!
Die kontrastreiche Ausstellung im Schlosskeller Tiengen ist bis zum 31. Oktober mittwochs bis sonntags von 15 bis 18 Uhr geöffnet.