Wer im Winter während der Erkältungswelle versucht einen Hausarzt zu erreichen, braucht viel Geduld. Nicht alle Ärzte sind um den Jahreswechsel im Einsatz, was die Wartezeiten zusätzlich belastet. Unbeantwortete Anrufversuche und Anrufbeantworter stehen an der Tagesordnung.

Seit Dezember zieht auch die Arbeit für Eva Wolf in ihrer Praxis in Waldshut an. Immer mehr Patienten kamen seit dem mit Erkältungssymptomen. „Vor allem Berufstätige und Schulkinder“, fällt der Ärztin auf.

Viele klagen über Atemwegserkrankungen

Sie sieht einen Zusammenhang mit den steigenden Krankheitsfällen und dem Wegfall der Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Maske. „Viele haben jetzt mehr Kontakte als noch vor einem Jahr und gehen sehr enthusiastisch mit den Lockerungen der Corona-Beschränkungen um.“

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Die meisten Patienten von Wolf würden über Atemwegserkrankungen klagen. Hinzu kommen vereinzelt noch immer Corona-Fälle. Die Ärztin jedenfalls habe alle Hände voll zutun: „Deswegen sind wir ja da zwischen den Jahren. Auch wenn wir langsam mit Corona leben, wird es immer irgendwelche Krankheiten geben. Die Natur ist erfinderisch und Viren mutieren.“

Auch eine Praxismitarbeiterin von Horst Umbach in Tiengen bestätig: „Dieses Jahr haben wir eine stärkere Infektionswelle als in den vergangenen Jahren. Dafür sind aber Corona-Fälle stark zurückgegangen.“ Dass Erkältungen und Grippen in Wellen auftreten sei zwar nichts Neues, dieses Mal sei sie aber recht heftig.

Kassenärztlichen Vereinigung empfiehlt Grippeschutzimpfung

Auch Kai Sonntag, Pressesprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW), erklärt die erhöhten Krankheitsfälle folgendermaßen: „Natürlich haben in den Corona-Jahren die Kontaktbeschränkungen, die Hygienevorschriften und die Maskenpflicht einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass nicht nur die Corona-Infektionen überschaubar bleiben, sondern auch andere Infektionen.“

Insofern treffe es die Menschen dieses Jahr heftiger als in den vergangenen Jahren. „Ob es auch heftiger als vor Corona ist, können wir aktuell noch nicht sagen. Wir haben keinen Hinweis darauf, dass wir wirklich eine Infektionswelle mit Influenza-Viren haben.“ Nach bisherigen Erkenntnissen der KVBW gebe es aktuell vor allem viele Infektionen mit Erkältungserkrankungen und Influenzafälle bei Kindern.

Sonntag abschließend: „Lassen Sie mich hinzufügen, dass es auch für die Grippeschutzimpfung in dieser Saison keineswegs zu spät ist und wir daher gerne, vor allem Risikopatienten, zur Grippeschutzimpfung aufrufen möchten.“