Schmitzingen Der Ortschaftsrat Schmitzingen hat bei seiner jüngsten Sitzung im ehemaligen Schulhaus getagt, im Zimmer der Navi-Klasse. Anwesend waren Vertreter der Ohlebuschgruppe Rastatt, die in der Jugendarbeit tätig ist. Ortsvorsteher Paul Granacher sagte: „Wir sind froh darüber, eine solche Einrichtung in unserem Dorf zu haben.“ Wichtig sei es aber auch, die Bevölkerung über die Zielsetzung der Schule zu informieren. Ursprünglich war die Navi-Klasse im Schul- und Rathaus Indlekofen. Im April 2019 wurde die Klasse nach Schmitzingen verlegt, weil der Ortsteil über eine bessere Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr verfügt. Das sei wichtig, da Kinder und Jugendliche aus dem ganzen Landkreis die Klasse besuchten.
Bis zu zwölf Schüler, die die Schule schwänzen, erhalten in der Navi-Klasse individuell angepassten Unterricht, sozialpädagogische Unterstützung und eine Berufswegplanung. Ziel sei auch, die Rückführung in die Stammschule oder in eine vergleichbare Schule zu ermöglichen. Damit werde auch das Konzept des Schulträgers (der Landkreis) umgesetzt, mit dem bisher gute Erfolge erzielt worden seien. „Wir wollen, dass die Kinder wieder auf die Beine kommen, ihre Schulzeit zum Abschluss bringen, um einen Beruf zu erlernen und einen Arbeitsplatz finden“, hieß es in der Sitzung. „Wenn uns das gelingt, kann auch der Staat viel Geld sparen,“ lautete eine weitere Anmerkung. Schuld an der Misere vieler Kinder seien meist die häuslichen Verhältnisse.
Viele der Kinder trauten sich nicht mehr in die Schule, weil sie oft schlechte Erfahrungen gemacht hätten, gemobbt oder ausgelacht wurden. Wichtig sei, neue Perspektiven aufzuzeigen und Mut zu machen. Die Schule sei gut vernetzt und arbeite eng mit dem Jugendamt des Landkreises zusammen. Entscheidend sei, den richtigen Schlüssel zu finden, um den Kindern den Weg in eine bessere Zukunft zu öffnen und sie gesellschaftlich zu integrieren. Das Lernen und der Unterricht dürften nicht zu kurz kommen. Im Vordergrund stünden die Fächer Deutsch, Mathe und Englisch, aber auch Biologie, Geografie, Sport und das soziale Lernen, das bei den schwierigen Familienverhältnissen zu kurz gekommen sei. Dankbar sei man, dass die Ortsverwaltung die Gerätehalle für den Sportunterricht zur Verfügung gestellt hat. Mittwochnachmittags werde gemeinsam gekocht. Auch Ausflüge stünden auf dem Programm, ein Höhepunkt sei der Besuch des Europa-Parks gewesen.
Manche Kinder koste es große Überwindung, an den Ausflügen teilzunehmen, „nicht alle gehen mit“. Schon beim Essen gebe es oft Ängste und große Zurückhaltung. Aber es zeichneten sich immer wieder Erfolge ab: Die meisten Kinder gewinnen eine positive Einstellung zur Schule und finden in den normalen Alltag zurück. Wichtig sei eine gute Kommunikation mit den Eltern, „sonst wird es auch für uns sehr schwierig“. Jedes Kind in der Klasse habe einen dicken Rucksack an Problemen auf dem Buckel. Es müsse den Kindern klar sein, dass der Aufenthalt in der Navi-Klasse von beschränkter Dauer sei, dass sie zurück in ihre Stammschule müssten. Im Schnitt hätten 80 bis 90 Prozent der Kinder den Wiedereinstieg geschafft.
Lob gab es aus der Nachbarschaft: Lorenz Eschbach bestätigte, dass der Schulalltag ruhig und diszipliniert verlaufe, es habe nie Probleme gegeben. Ausgelegt war eine Broschüre der Ohlebuschgruppe. Auf der ersten Seite heißt es: „Unsere Aufgabe ist es, Kinder, Jugendliche und ihre Familien sowie auch erwachsene Einzelpersonen in besonderen Lebenssituationen zu beraten und zu unterstützen – flexibel und ganz individuell Die positive Entwicklung steht dabei im Mittelpunkt: Ein gesundes und sicheres (Auf-)Wachsen, stabile soziale Beziehungen und gute Zukunftschancen“.