Wehr – Zwischen Aldi und Rewe am südlichen Stadteingang von Wehr wird es keinen Drogeriemarkt geben. Mit der Bebauungsplanänderung und einer Veränderungssperre machte der Gemeinderat einem entsprechenden Antrag einen Strich durch die Rechnung. Die Entscheidung fiel nach äußerst kontroverser Diskussion mit elf gegen sieben Stimmen bei einer Enthaltung. Bürgermeister Michael Thater begründete die Haltung der Stadt mit dem Argument, den Handel in der Innenstadt zu schützen. Die Bedenken der CDU-Faktion sowie einiger Vertreter anderer Fraktionen konnte er damit aber nicht ausräumen – erst recht nicht, als er damit begann, am Beschlussvorschlag zu feilen, um auf jeden Fall den Willen der Verwaltung durchzusetzen.
Bereits Anfang dieses Jahres ging der Antrag des Grundstücksbesitzers ein, auf dem Gelände neben Aldi und Rewe einen Drogeriemarkt mit einer Fläche von 800 Quadratmetern anzusiedeln, erklärte Bürgermeister Michael Thater. Da dies das ohnehin knappe Parkplatzangebot dort noch mehr reduzieren würde, rechnete die Stadt bisher mit einer Ablehnung des Antrags durch die Baurechtsbehörde im Landratsamt. Nachdem diese nun aber die Möglichkeit einer Ausnahmegenehmigung signalisiert hatte, bestehe jetzt Handlungsbedarf, um die städtische Planungshoheit zu wahren, so Thater weiter. Denn: Es droht ein Konflikt mit dem Innenstadtentwicklungskonzept und der geplanten Neugestaltung des Brennet-Areals. Zudem befürchtete Thater eine empfindliche Schwächung des innerstädtischen Einzelhandels, sollten sich attraktive Geschäfte weiterhin auf den Stadtrand konzentrieren.
Dennoch gab es im Ratsrund erhebliche Bedenken gegen eine Veränderungssperre für das Gebiet. Diese kamen insbesondere von der CDU-Fraktion. "Einen interessanten Investor zu verprellen, und den Bürgern ein attraktives Angebot vorzuenthalten" – darin sah Fraktionssprecher Bernhard Stockmar kein geeignetes Vorgehen, zumal in Sachen Brennet-Areal noch vieles ungeklärt sei. Zwar hoffe die CDU auf die baldige Überplanung des Geländes, aber diese werde wohl noch viel Zeit bis zur Beschlussfähigkeit beanspruchen. Zudem äußerten die CDU-Räte auch die Befürchtung, es könne zu juristischen Konsequenzen kommen. In eine ähnliche Richtung gingen auch die Überlegungen von Stadtrat Gerhard Reichert (SPD).
Thater wischte derartige Bedenken rigoros vom Tisch: "Eine Entscheidung gegen die Veränderungssperre ist auch eine Entscheidung gegen das Brennet-Areal." Man könne nicht nur, "um einem einzelnen Geschäftsmann einen Gefallen tun, ein gesamtes Stadtplanungskonzept umwerfen". Durch die Sperre würde man sich für zwei Jahre Luft verschaffen und könne so eine langfristig sinnvolle Lösung finden.
Auch wenn die Mehrheit des Gemeinderats, vor allem Freie Wähler und Grüne, Thaters Argumentation weitestgehend folgte, war sich der Rathaus-Chef seiner Sache offenbar nicht restlos sicher. Daher versuchte er zwischenzeitlich, den Beschlussvorschlag so umzuformulieren, dass die Bebauungsplanänderung Bündtenfeld II und die Veränderungssperre auch im Falle einer Pattsituation beschlossene Sache wären. Aufgrund von Protesten aus den Reihen der CDU ließ er aber letztlich von diesem Ansinnen ab.