Sigrid Schneider

Wehr – Teil eines weltweit beachteten Kunstprojekts zu sein – auf diese einmalige Erfahrung können die Wehrer Malerin Elena Romanzin und ihr Ehemann Frank von Düsterlho zurückblicken. Im Sommer 2016 wirkten sie bei Christos Kunstprojekt „The Floating Piers“ am Lago d’Iseo mit. Am kommenden Donnerstag, 27. April, werden die beiden um 19 Uhr in der Stadthalle Wehr von dem besonderen Kunstprojekt berichten und beeindruckende Lichtbilder von der Aktion zeigen.

Im italienischen Lago d’Iseo, westlich vom Gardasee, liegen mehrere Inseln, darunter Monte Isola, die größte unter ihnen. Sie verband Christo für zwei Wochen, vom 18. Juni bis 3. Juli 2016, durch auf dem Wasser schwimmende Pontons mit der Stadt Sulzano auf dem Festland und der kleinen Insel San Paolo. So sollte ein etwa drei Kilometer langer Spazierweg über dem Wasser entstehen.

Es war Frank von Düsterlho, den der Gedanke, an diesem Projekt mitzuwirken, bald packte. „Ein Teil dieses genialen Kunstprojektes zu sein – das wäre genau das Richtige, dachte ich bei mir. Wir versuchten unser Glück und haben uns beworben“, erzählt er. Es sei langwierig gewesen, mit einigen Bewerbungsstufen und Internetinterviews, verbunden mit längeren Wartezeiten. Noch bevor sie schließlich die Zusage bekommen hatten, buchte er eine Unterkunft für den Aufenthalt am Iseosee. „Das war rund ein Vierteljahr vorher. Denn wir wussten, dass es sonst zu eng werden würde“, erzählt Elena Romanzin.

Tatsächlich setzten sich die beiden Anfang Juni in ihren Campingbus und fuhren an den Ort des Geschehens. Auf einer kleinen Halbinsel mit Blick auf die goldgelb verhüllten „Floating Piers“ kamen sie für die kommenden vier Wochen unter – aber mit Ruhe vor dem Besucherstrom.

Die Malerin Elena Romanzin, ihr Mann Frank von Düsterlho (links) zusammen mit Christo (rechts) Bild: Privat
Die Malerin Elena Romanzin, ihr Mann Frank von Düsterlho (links) zusammen mit Christo (rechts) Bild: Privat

Nach der Einführungsveranstaltung wurden sie eingewiesen in ihre Schichten. Die erste Nachtschicht sei enorm anstrengend gewesen, sagen die beiden, die im Monitorenteam unterkamen. Frank von Düsterlho war bei denen, die anpackten, die Stoffe wieder für den kommenden Tag aus dem Wasser zogen und den Faltenwurf wiederherstellten und tagsüber die Besucher begrüßten, für gute Laune sorgten, nach dem Rechten schauten und notfalls Reparaturen vornahmen. Währenddessen machte Elena Romanzin gleichsam Karriere. Nachdem sie ab der zweiten Nacht Pier C als Supervisor unter sich hatte, wurde es nach und nach mehr, sodass sie schließlich für alle vier Piers als Supervisor verantwortlich war. „Das war ganz großartig, aber auch sehr kräftezehrend“, erzählt sie lachend. 16 Nächte hindurch und zwei Tagschichten lang hat sich das Paar aus Wehr eingesetzt und sich mittragen lassen von der Begeisterung der anderen Teammitglieder. „Todmüde und übernächtigt sind wir schließlich nach den beeindruckendsten vier Wochen, die ich bisher erleben durfte, wieder zuhause in Wehr angekommen – voller Eindrücke und neuer Ideen“, sagt Elena Romanzin. Seither verarbeitet die Malerin ihre Eindrücke in Gemälden.

Zur Person

Elena Romanzin, Malerin, Kuratorin, Organisatorin und Dozentin, wurde 1976 in Alghero auf Sardinien geboren. Während ihres Studiums absolvierte sie die Meisterprüfungen „Diploma Maestro d’Arte“, „Diploma d’Arte Applicata“ und eine Ausbildung in Skulptur Modellierung, Techniken Wand- und Deckenmalerei. Diese alle Grundlagen und Kenntnisse umfassende Ausbildung in Malerei, Stilbildung, Bildhauerei, Maltechniken kunsthistorischer Epochen und Kunstgeschichte bilden für sie die Wurzeln all ihrer Werke. Seit 2011 lebt Elena Romanzin zusammen mit ihrem Ehemann Frank von Düsterlho als freischaffende Künstlerin in Wehr und hat sich durch zahlreiche internationale Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen sowie mit ihrer Malschule nicht nur innerhalb der Kunstszene einen Namen gemacht.

Weitere Informationen im Internet: www.elenaromanzin.com