Zum letztes Mal präsentierte Reinhard Valenta seinen Sachstandsbericht am Dienstag im Gemeinderat. Und da ließ es sich der zum Monatsende in Pension gehende Kulturamtsleiter natürlich nicht nehmen, seinen Rückblick ein wenig auszudehnen. Auch wenn die eigentliche Verabschiedung am Mittwoch Abend mit geladenen Gästen gefeiert wurde, gab es bereits im Gemeinderat reichlich Lob für drei Jahrzehnte engagierte Kulturarbeit.
Im Schnelldurchlauf ließ Valenta nochmals die Höhepunkte seiner Arbeit Revue passieren. So waren in den 1990er Jahren die Rahmenumstände noch günstig: Die örtliche Industrie investierte reichlich, auch in den Kulturbetrieb. Die Stadtentwicklung war in einer dynamischen Phase und Wehr gewann deutlich an Attraktivität.
1992 stand die 900-Jahrfeier an, es folgten 1997 die Heimattage als weitere Großveranstaltung. Fast zeitgleich mit dem neuen Kulturamtsleiter gab es das erste Theaterabo, welches auch dank der modernisierten Stadthalle zum großen Erfolg wurde. Mit Kulturveranstaltungen verschiedenster Art festigte Wehr seinen Ruf als Kulturmetropole.
Novartis-Schock und neue Pläne
Ein großer Schlag war da die Insolvenz der Wehra AG und die Fusionierung von Ciba-Geigy und Sandoz zu Novartis mit den folgenden Umstrukturierung in der zweiten Hälfte der 90er Jahre. Der „Novartis-Schock“, so Valenta, brachte eine dramatische Situation für den Wehrer Kulturbetrieb mit sich: einbrechende Abonnentenzahlen, weniger Ausstellungsbesuche, Kunstverkäufe und VHS-Belegungen.
In einem wahren Kraftakt konnte man 2000 die Mediathek einrichten, Kooperationen belebten sowohl Kulturbetrieb als auch den Tourismus. 2003 trat Wehr dem Naturpark Schwarzwald bei, seit 2006 besteht die VHS-Kooperation mit Bad Säckingen und die Kulturkooperation mit Schopfheim. Es folgten Großprojekte wie das 750-jährige Jubiläum Öflingens vor vier Jahren und das Jugendblasmusiktreffen 2010 oder auch der bisher jährlich ausgerichtete Lothar-Späth-Förderpreis.
Aus drei Jahren werden drei Jahrzehnte
Eine weitere Leistung sei es für das recht kleine Team gewesen in nicht einmal zehn Jahren vier engagierte Mitarbeiterinnen auszubilden. Zuletzt freue er sich, so Valenta, mit der vor kurzem erfolgten VHS-Zertifizierung nun ein gut organisiertes Amt übergeben zu können.
Dass der studierte Kulturwissenschaftler dem kleinen Städtchen Wehr drei Jahrzehnte lang erhalten bleibt hatte nicht jeder Gemeinderat bei seiner Vorstellung geglaubt: „Ich erinnere mich noch daran, wie sie durch diese Tür kamen“, so Paul Erhardt (CDU).
Zusammen mit Hans-Peter Felber (FW) war der CDU-Stadtrat bei der Vorstellung Valentas vor 29 Jahren dabei, als dieser „etwas jünger und etwas fitter“ sein erstes Konzept präsentierte. Wie lange dieser überqualifizierte junge Mann wohl bleibe, habe man sich damals gefragt, so Erhardt. „Ich rechnete mit drei bis vier Jahren. Nun sind es fast 30, es war nicht abzusehen. Vielen Dank!“ so Erhardt.
Stimmen aus dem Gemeinderat
- Bernhard Stockmar (CDU): „29 Jahre haben Sie die Kulturszene der Region und in Wehr geprägt“, so Stadtrat Bernhard Stockmar. Skeptisch sei man damals gewesen, was da auf einen zukomme, so Stockmar weiter. Aber der promovierte Kulturwissenschaftler habe tiefe Spuren hinterlassen mit seiner „Kulturarbeit auf höchstem Niveau“, so Stockmar weiter. Ein großes Lob, welchem sich alle Gemeinderäte gerne anschlossen.
- Claudia Arnold (Grüne): „Sie haben einfach Charme und Witz und können damit Viele beeindrucken“, so Arnold (Grüne. Mit seiner offenen Art habe er das Kulturamt wesentlich geprägt. Besonders der Kontakt zu den Menschen habe für ihn im Vordergrund gestanden, weniger die Bürokratie dahinter. „Mit Ihnen geht eine Ära zu Ende“, stellt Arnold fest und: „Der Wandel ist da. Wir blicken positiv in eine Zukunft mit Herrn Wölfl und Frau Wanowski“.
- Martina Meyer (FW) erklärte, Valenta habe über Generationen hinweg die Stadt geprägt und sei „immer gut gelaunt durch die Stadt gegangen“, so die Gemeinderätin.
- Karin Gallmann (SPD): „Es wurde viel geleistet“, bringt es die SPD-Rätin Gallmann auf den Punkt. Einzig das im Rückblick das ehrenamtliche Engagement der Bürger in der AG Tourismus unerwähnt blieb war für die SPD-Stadträtin ein Wermutstropfen. Die Arbeitsgruppe habe unter anderem eine Agenda Arbeit auf den Weg gebracht, eine Projektarbeit und sogar eine Diplomarbeit sei aus der Arbeitsgemeinschaft hervorgegangen.