Ein großer Tag, ganz ausdrücklich für Öflingen und Wehr: Der letzte Bürgermeister Öflingens, Helmut Huber, wurde am Samstag zum Ehrenbürger ernannt. Familie und Wegbegleiter feierten zusammen mit Gemeinderäten und Vertretern der Kommunal- und Landespolitik den neuen Ehrenbürger. Fünf Jahrzehnte Engagement für Wehr und Öflingen und einen wesentlichen Beitrag zum Zusammenwachsen der beiden Gemeinden – Helmut Huber habe sich hier wie kein ein anderer verdient gemacht, so Bürgermeister Michael Thater in seiner Festrede.
Huber dankt dem Leben selbst
Bereits mit Bundesverdienstkreuz am Bande, der Medaille des Landkreises Waldshut in Gold und vielen weiteren Auszeichnungen versehen, durfte sich Huber nun auch über die Ehrenbürgerwürde freuen. Seine Dankesworte wurden von Enkelin Julia Huber verlesen: „Groß ist die Ehre, die mir heute zuteil geworden ist und groß ist auch mein Dank dafür und meine Freude“.

Seinen Dank richtete Huber an das Leben selbst, welches ihm diesen Weg erst eröffnet habe. Zu Dank sei er auch seinen vielen Wegbegleitern und seiner Familie verpflichtet, besonders seiner Ehefrau Gisela und seiner jetzigen Lebensgefährtin Hanna. „Wenn jemand diese Auszeichnung verdient hat, dann sind sie es!“ stellte CDU-Landtagsabgeordnete Sabine Hartmann-Müller fest.
Auch die neue Kommunaldezernentin des Landratsamts Caren-Denise Sigg konnte sich den Glückwünschen nur anschließen: „Ich bedauere nur, erst heute ihre Bekanntschaft gemacht zu haben“. Das die musikalische Umrahmung des Festaktes aus Öflingen kam, war da eine Selbstverständlichkeit.
Mit lebhaften Stücken sorgten der Harmonika-Orchesters und eine Blechbläserdelegation des Musikvereins für gute Laune. Auch der Jubilar konnte da, trotz hohen Alters und eingeschränkter Mobilität, nicht die Füße stillhalten. Einen Gruß des Vereins, in dem Huber selbst lange aktiv war, überbrachte Bertram Hinnenberger.

Ein Leben im Dienst für andere
In seiner Laudatio blickte Bürgermeister Michael Thater auf das Leben Huber zurück: Im April 1929 in Oberkirch-Bottenau geboren wechselte Huber 1948 nach einer Ausbildung als Bankkaufmann in den Öffentlichen Dienst. Nach vielen beruflichen Stationen in der Region kam Huber dann als Zweigstellenleiter der Sparkasse 1960 nach Öflingen. Hier gründete er mit seiner Frau Gisela eine Familie und engagierte sich im Gemeinwesen.

Nach der Wahl in den Gemeinderat 1965 wurde Huber 1969 als Nachfolger von Emil Oeschger zu Bürgermeister der damals noch eigenständigen Gemeinde Öflingen gewählt. Nach nur zwei Jahren im Amt musste Huber dann bereits Verhandlungen mit Säckingen und Wehr über die Eingemeindung Öflingens führen, ein tragischer Moment, so Thater.
Mit viel Einsatz und Entschlossenheit habe sich Huber damals dieser Realität gestellt und dabei weit mehr als seine Pflicht getan. Denn nach der Eingemeindung Öflingens 1971 habe sich Huber nicht etwa zurückgezogen, sondern als Beigeordneter der Stadt Wehr und auch im Vereinsleben für die Integration der beiden Ortsteile geworben und gearbeitet. Insgesamt dreimal wurde Huber als Beigeordneter wiedergewählt und verantwortete so über 22 Jahre lang das Sicherheits- und Ordnungs-, Sozial- und Bauwesen.
Darüber hinaus vertrat Huber 26 Jahre lang die Stadt im Kreistag, lange als Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler. „Wir freuen uns über unser langjähriges Mitglied und das wir Sie bereits in diesem Jahr anlässlich des 100. Jubiläums der Freien Wähler auszeichnen durften“, so der Vorsitzende der Freien Wähler Eugen Mulflur.
Vorstand in zahlreichen Vereinigungen
Neben seinem kommunalen Engagement brachte sich Huber aber auch ins gesellschaftliche Leben ein: Als Vorstand des DRK, der Sozialstation, im Diakonieverein Öflingen und als Präsident des Musikvereins Öflingen prägte Huber das soziale Leben im Wehratal.
Besonders beeindruckt zeigte sich Bürgermeister Thater darüber hinaus, dass sich der neue Ehrenbürger auch im Familienleben einsetzte und die Pflege seiner mittlerweile verstorbenen Ehefrau Gisela genauso wie den Haushalt mit Entschlossenheit und Pragmatismus übernahm. Dass im April zu Hubers 90. Geburtstag die Gemeinderäte einstimmig für die Vergabe der Ehrenbürgerwürde stimmten, sei so keine Überraschung gewesen. „Du bist heute der bedeutendste Öflinger und einer der bedeutendste Wehrer!“, gratulierte der Bürgermeister.
Die Ehrenbürgerwürde
„Die Gemeinde kann Personen, die sich besonders verdient gemacht haben, das Ehrenbürgerrecht verleihen“ – so knapp fasst die Gemeindeordnung Baden-Württemberg in Paragraf 22 diese höchste von einer Stadt zu vergebene Auszeichnung zusammen. Zur Ernennung genauso wie zur Aberkennung ist üblicherweise eine Zweidrittelmehrheit im Gemeinderat nötig. Ein Ehrenbürger bleibt man auf Lebenszeit, auch eine Verleihung nach dem Tode ist möglich. Die Auszeichnung geht zurück auf die Französische Revolution und wurde in Deutschland erstmals Ende des 18. Jahrhunderts verliehen. Wehr und Öflingen hat die Ehrenbürgerwürde nur selten vergeben: An den Staatsrat Georg van Eyk, Dekan Michael Klär, Kommerzienrat Carl Denk, Medizinalrat Georg Kerner, den Maler Adolf Glattacker, den Prälaten und Professor Arthur Allgeier, den Fabrikanten Albert Rupp, die sozial sehr engagierte Frida Lenz, die Musikerin Anne-Sophie Mutter und den Kunstpfarrer Paul Gräb. Inoffiziell erster Ehrenbürger war Unternehmer und Stifter Philipp Merian: Er wurde 1831 mit den Bürgerrechten ausgezeichnet.