Wehr – Schwächen in der Kommunikation und Vernetzung sowie ein zu hoch gestecktes Ziel: Die Stadt Wehr hat die für Ende vergangenen Jahres erhoffte Zertifizierung für den European Energy Award (EEA) in Silber trotz aller Bemühungen verpasst. Erreicht wurden nur 40 Prozent der notwendigen 50 Prozent in allen sechs Handlungsfeldern, erläuterte der EEA-Beauftragte Georg Freidel im Gemeinderat.
Trotz aller Motivation im EEA-Team zeigte sich bei der aktuellen offiziellen Prüfung im Dezember, dass es nicht nur auf die gute Absicht ankommt. Defizite zeichneten sich bereits bei der internen Prüfung im Herbst ab, beim externen Audit sorgten dann vor allem die zu geringen Aktivitäten im Bereich Kommunikation und Kooperation dafür, dass die angestrebte Zertifizierung verpasst wurde. Nur im Bereich interner Organisation wurden achtbare 61 Prozent erreicht. Defizite zeigten sich vor allem im Bereich Kommunikation und Kooperation, hier wurden nur 17,1 Prozent von den angestrebten 50 Prozent erreicht.
"Wir wollten keine heiße Luft rausblasen", sagte Bürgermeister Michael Thater. Gleichsam lobte er die vielfältigen Aktivitäten und kündigte an, zukünftig mehr auf Öffentlichkeitsarbeit zu setzten. Zeil sei nun, das Zertifikat bis Ende des Jahres zu erhalten. Nachdem die Stadt Bad Säckingen bereits nach drei Jahren die Urkunde in Händen hatte, ist man in Wehr auch nach vier Jahren noch zehn Prozent vom Ziel entfernt. Kritik hierfür gab es vor allem von der CDU-Fraktion: "Viel Theorie und wenig Praxis", monierte Paul Erhart. Die Aktivitäten seien für den Bürger wenig sichtbar, mehr Praxisorientierung sei wünschenswert. Dem stimmte auch Bürgermeister Thater zu, verwies aber auf die Vorzeigeaktivitäten Nahwärme und E-Mobilität sowie die energetische Gebäudeprüfung. Den Kommunikationspart habe man tatsächlich vernachlässigt, hier wolle man zukünftig deutlich offensiver werden. Lob für die Bemühungen gab es von Claudia Arnold (Grüne): "Es gab gute Maßnahmen, die auch sichtbar waren. Schade, dass es nicht gereicht hat." Der EEA sei ein gutes Werkzeug, aber es müsse mehr kommuniziert werden, so auch Christoph Schmidt (FW). "Dranbleiben und weitermachen", schloss sich Karin Gallmann (SPD) mit ermunternden Worten an. Generelle Skepsis äußerte Wolfgang Meier (Rep), wies aber auf die Vorteile des Energiesparens hin.
Freidel betonte, dass Wehr klimapolitisch zwar schon lange gut aufgestellt war. Diese Aktivitäten aber in das Raster des EEA zu bringen, hat das Dreiteam aber vor einige Herausforderungen gestellt. Zudem habe man die "Riesensumme", die der Gemeinderat bewilligt habe, nachhaltig investieren und bewusst ausgeben wollen.
So steht Wehr beim EEA da
- Raumordnung und kommunale Entwicklungsplanung: 40,3 Prozent. Aktivitäten: Einheitliches Klimaschutzkonzept, basierend auf dem 2003 beschlossenem Leitbild 2020 sowie Berücksichtigung von Klimazielen bei der Stadtentwicklung.
- Kommunale Gebäude und Anlagen: 43,3 Prozent. Aktivitäten: Ökostromversorgung der Energiedienst AG und das eigenen Nahwärmenetz sowie energetische Sanierungen und die Anpassung der Straßenbeleuchtung.
- Versorgung und Entsorgung: 42,7 Prozent. Aktivitäten: Nachhaltige Wärmeerzeugung durch Blockheizkraftwerke und erste Energiesparmaßnahmen bei der Kläranlage.
- Mobilität: 48,6 Prozent. Aktivitäten: städtisches Carsharing und E-Mobilität, der Expressbus und der neue Bürgerbus, aber auch der Dorfladen in Öflingen als lokale Einkaufsmöglichkeit.
- Interne Organisation: 60,6 Prozent. Aktivitäten: Planung, Koordinierung und Dokumentation der Klimaaktivitäten durch das dreiköpfige Energieteam aus Stadtförster Georg Freidel, Stadtbaumeister Helmut Wunderle und dem Umweltbeauftragten Clemens Thoma sowie die Ausstattung mit neuer Software zur Gebäudeverwaltung.
- Kommunikation und Kooperation: 17,1 Prozent. Aktivitäten: Vernetzung mit anderen Kommunen über den Energieversorger Energiedienst, Informationsveranstaltungen für die Bevölkerung sowie die Berichterstattung darüber in der Presse. (jub)