Die Reaktivierung der Wehratalbahn soll wieder mehr in den Blick der Öffentlichkeit rücken. Das versprechen sich die vier Städte und Gemeinden Bad Säckingen, Wehr, Hasel und Schopfheim, die von einer Bahnlinie durchs Wehratal direkt berührt wären.
Um diese Idee auch den Bürgern deutlich näher zu bringen als bisher und um weitere Unterstützung zu bekommen, wird am kommenden Freitag, 22. November, unter Federführung der Eisenbahnfreunde Wehr die „Interessengemeinschaft (IG) Pro Wehratalbahn“ gegründet.
Für die Eisenbahnfreunde Wehratal machen die Gründung und ihr Engagement für die Wehratalbahn doppelt Sinn: Zum einen waren sie es, die sich bis zur offiziellen Stilllegung der Bahnlinie im Jahr 1994 – der Personenverkehr wurde bereits 1971 eingestellt – sehr für die Beibehaltung engagiert hatten. Zugleich leidet der Verein aber wie viele andere an Überalterung und offenbar auch mangelndem Engagement.
So beklagte sich der Vorsitzende Johann Heimlich bei der Hauptversammlung im März dieses Jahres, dass das Engagement im Verein im allgemeinen mangelhaft sei und er sich konkrete Zeichen der Besserung im laufenden Jahr wünsche. Nur dann wolle er weiter als Vorsitzender der Eisenbahnfreunde im Amt bleiben.
Dieses Engagement in Sachen Öffentlicher Personennahverkehr scheint es nun zu geben, wenn die IG Pro Wehratalbahn unter Federführung seines Vereins gegründet wird. Christian Heinemann, der als persönlicher Referent des Bad Säckinger Bürgermeisters für die Wirtschaftsförderung der Stadt zuständig ist, erklärt den Sinn der Gründung der Interessensgemeinschaft vor allem damit, dass sich auf Initiative der vier betroffenen Städte nicht nur die Bürgermeister, sondern zusätzlich die Bürger mit Ideen und Initiativen einbringen werden.
Für die zu besetzenden Ämter in der IG werde man genug Personen vorschlagen, sagte Heinemann weiter. Er gehe ferner davon aus, dass alle vier betroffenen Städte und Gemeinden Mitglieder werden ebenso wie die vier Bürgermeister.
Hintergrund ist, dass das Land Baden-Württemberg bis Ende 2020 prüfen will, welche stillgelegten Bahnstrecken im Land reaktiviert werden können. Dabei wurden 75 Strecken vorgeschlagen. In einem ersten Auswahlverfahren haben 41 Strecken die Prüfung bestanden, darunter die ehemalige Wehratalbahn. Nach der zweiten Runde werden vermutlich 15 Bahnstrecken übrig bleiben, die dann reaktiviert werden sollen. Wesentliche Kriterien sind dabei die progniostizierten Fahrgastzahlen und die Kosten.
An den potenziellen Fahrgastzahlen sollte das Projekt nicht scheitern, wenn man Karl Argast glaubt, dem Vorsitzenden des Fahrgastverbandes IG Pro Schiene im Dreiländereck: Die Strecke hätte riesiges Potenzial, was Fahrgäste angeht.
Ganz anders sieht es dagegen bei den Kosten aus, die mit rund 150 Millionen Euro beziffert werden. Wesentlicher Knackpunkt mit rund zwei Drittel der Kosten ist dabei der mehr als drei Kilometer lange Fahrnauer Tunnel nach Hasel. Doch da hat der Wehrer Bürgermeister Michael Thater eine Idee in petto: Bei den heutigen technischen Mitteln sei eine oberirdische Trassenführung eine kostengünstigere Alternative.
Die Gründungsversammlung der IG Pro Wehratalbahn findet am Freitag, 22. November, ab 20 Uhr in den Räumen der Eisenbahnfreunde Wehratal in der Hauptstraße 56 in Wehr statt. Dazu sind alle Interessenten eingeladen.