Die Stadt Wehr ist nun offiziell eine „Stadt des fairen Handels“. Am Freitagabend übergab der Fairtrade-Ehrenbotschafter Manfred Holz vom Kölner Verein TransFair die Urkunde und das Siegel an Bürgermeister Michael Thater und die Mitglieder der Steuerungsgruppe. Er stellte klar, dass es noch viel zu tun gebe, um die Bevölkerung für den gerechten Handel zu begeistern.

Bereits im August 2020 hatte Wehr alle Voraussetzungen erfüllt, um das Siegel zu bekommen. Damals war geplant, das Ereignis mit zahlreichen Bürgern zu feiern, doch aus hinlänglich bekannten Gründen fand die Zeremonie nun mit einjähriger Verspätung in kleinem Rahmen im Gasthaus Sonne statt. Thater dankte den Mitgliedern der Steuerungsgruppe und allen Akteuren, die sich für den gerechten Welthandel und die Solidarität mit den Menschen in weniger wohlhabenden Ländern einsetzen.

Manfred Holz (rechts) überreichte Florian Eckert (links) und Michael Thater die Ernennungsurkunde.
Manfred Holz (rechts) überreichte Florian Eckert (links) und Michael Thater die Ernennungsurkunde. | Bild: Michael Gottstein

Wehr ist nun die 754. Fairtrade-Kommune in Deutschland und die 139. in Baden-Württemberg. Allerdings wird das Siegel nur für zwei Jahre verliehen, danach erfolgt eine Neubewertung. Um zur „Stadt des fairen Handels“ ernannt zu werden, müssen fünf Kriterien erfüllt sein: Es muss einen Ratsbeschluss geben, eine Steuerungsgruppe muss gegründet werden, und Geschäfte, Restaurants sowie öffentliche Verwaltungen müssen fair gehandelte Produkte anbieten. Die Zivilgesellschaft muss eingebunden sein, und es muss Öffentlichkeitsarbeit betrieben werden. Im November 2017 hatte der Gemeinderat einen entsprechenden Beschluss gefasst, danach gründete sich die Steuerungsgruppe, der der FC Wehr, die Arbeiterwohlfahrt, die katholische und evangelische Gemeinde, die Schmidts Märkte, der Lidl-Supermarkt und der Weltladen sowie die Stadt angehören. Viele Geschäfte führen Fairtrade-Produkte in ihrem Sortiment, beispielsweise Blumen Maier, der Dorfladen, REWE und Aldi und natürlich die Mitglieder der Steuerungsgruppe.

Manfred Holz betonte: „Das Siegel ist keine Beruhigungspille für das schlechte Gewissen, und die Auszeichnung ist kein Ziel, sondern der Ansporn zu einem Langstreckenlauf.“ Der Marktanteil fairer Produkte liegt in Deutschland erst bei fünf Prozent, auch wenn 90 Prozent der Bürger das Siegel kennen und für vertrauenswürdig halten. Pro Jahr gibt jeder Deutsche 23 Euro für Produkte aus gerechtem Handel aus, in Österreich sind es 44 Euro pro Kopf, in der Schweiz gar 99 Euro. Der Bio-Anteil liegt bei 75 Prozent. „Der Kauf von Fair-Trade-Produkten ist kein Almosen, sondern ein nachhaltiger Beitrag zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen und zur Bekämpfung der Fluchtursachen“, sagte der Ehrenbotschafter.

Florian Eckert, der Vorsitzende des Vereins „Aktion Partnerschaft Eine Welt Wehr“, freut sich, dass mit Wehr, Bad Säckingen, Murg, Albbruck und Herrischried schon fünf Kommunen in der näheren Umgebung die Auszeichnung tragen. Er hofft auf Multiplikatoren-Effekte, und am besten wäre es, so Eckert, wenn sämtliche Gaststätten und Geschäfte es als Selbstverständlichkeit betrachten würden, Produkte aus gerechtem Handel anzubieten.

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