Die Wehrer Papierfabrik Carl Lenz stellt Mitte nächsten Jahres ihre Produktion ein. Dies bestätigte der geschäftsführende Gesellschafter Holger Jenisch am Donnerstag dem SÜDKURIER. Damit endet die Geschichte des Wehrer Traditionsbetriebs nach 160 Jahren. Davon betroffen sind 18 Mitarbeiter, deren Jobs nun verloren gehen werden.
„Als Spezialpapierhersteller fehlt aus verschiedenen Gründen die Zukunftsperspektive für eine wirtschaftliche Weiterführung des Betriebs“, teilt Holger Jenisch (64), seit 1994 gemeinsam mit seinem Bruder Michael (66) Eigentümer der Wehrer Papierfabrik. Das konjunkturelle Umfeld erlaube seit längerem keine Vollauslastung mehr und die Konjunkturaussichten für die kommenden Jahre seien negativ, so Jenisch.
Nur alte Maschinen lieferten Papier in gewünschter Qualität
Für Kenner der Wehrer Papierfabrik sowie der Branche kommt das Aus des Industriebetriebs nicht überraschend. Größere Investitionen blieben in den vergangenen Jahren aus. Im Gegenteil: Der alte Maschinenpark schaffte für das Unternehmen ein Alleinstellungsmerkmal. Die besonderen Papiere aus Wehr, auf der einen Seite besonders glatt und auf der anderen Seite rau und gut zu verkleben, waren europaweit gefragt. Mit modernen Maschinen waren diese Qualitätseigenschaften nicht zu erreichen. Dies ändert sich derzeit allerdings, wie Jenisch sagt: „Große Hersteller streben in unseren speziellen Qualitätsbereich für Papierverpackungen.“
Hohe Energiekosten
Jenisch beklagt außerdem die hohen Energiekosten in Deutschland, die für energieintensive Produktion von Papier nicht mehr tragfähig seien. In früheren Jahren produzierte die Papierfabrik mit Wasserkraft aus dem Gewerbekanal eigenen Strom. Seit der Stilllegung des Kanals betreiben Jenischs am oberen Ende des Wehra-Areals ein eigenes Wasserkraftwerk, der erzeugte Strom wird allerdings nicht für die Papierfabrik genutzt.
„Alle Überlegungen durch Investitionen die Kostensituation zu verbessern, haben sich als nicht tragfähig erwiesen. Der eingeengte Standort in der Kernstadt von Wehr mit dem erforderlichen Schwerverkehr erlaubt auch perspektivisch qualitativ und seitens der Produktionstonnage keine wettbewerbsfähige Weiterentwicklung“, so Holger Jenisch. Es werde eine geordnete Schließung der Papiererzeugung bis 30. Juni 2025 in Abstimmung mit den Mitarbeitern angestrebt.